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Mittwoch, 22. Mai 2013
Palmöl-Plantage im Südwesten von Borneo (Kalimantan). In Indonesien werden die Regenwälder gerodet, um Platz für Ölpalmen zu schaffen. Nebeneffekt: Es entweichen massive Mengen klimaschädliches CO2 und treiben den Klimawandel an.
© Greenpeace
Indonesien verlängert das Moratorium auf Einschlag in Primärwäld. Wichtig für den Waldschutz – aber immer noch nicht genug. Denn grosse Palmölkonzerne sind immer noch in die Zerstörung indonesischer Regenwälder verwickelt, wie ein Greenpeace-Report zeigt. Auch der indonesische Branchenriese «Duta Palma» vernichtet auf Sumatra und Borneo systematisch schützenswerten Wald.
Palmöl-Plantage im Südwesten von Borneo (Kalimantan). In Indonesien werden die Regenwälder gerodet, um Platz für Ölpalmen zu schaffen. Nebeneffekt: Es entweichen massive Mengen klimaschädliches CO2 und treiben den Klimawandel an.
© Greenpeace
Indonesien verlängert das Moratorium auf Einschlag in Primärwäld. Wichtig für den Waldschutz – aber immer noch nicht genug. Denn grosse Palmölkonzerne sind immer noch in die Zerstörung indonesischer Regenwälder verwickelt, wie ein Greenpeace-Report zeigt. Auch der indonesische Branchenriese «Duta Palma» vernichtet auf Sumatra und Borneo systematisch schützenswerten Wald.
Update vom 15.5.13: Die indonesische Regierung hat am 13. Mai verkündet, das bestehende Wald-Moratorium um zwei Jahre zu verlängern. Die Verlängerung ist wichtig und notwendig, um der fortschreitenden Zerstörung wertvoller Wälder in Indonesien entgegenzutreten. Dennoch bleibt das Moratorium weiterhin zu schwach. Wie aktuelle Greenpeace-Recherchen wie der «Dirty Business» -Report zeigen, reicht es nicht aus, nur den aktuellen Status Quo zu erhalten, um alle verbleibenden wertvollen Wälder Indonesiens zu schützen. Es muss auf alle noch erhaltenen Regen- und Torfwälder ausgedehnt werden und darf sich nicht nur auf Primärwälder beschränken. Ausserdem müssen bestehende Konzessionen überprüft und die Transparenz bei der Vergabe und Kontrolle von Lizenzen verbessert werden. Benötigt wird darüber hinaus eine verlässliche und präzise Landnutzungsplanung, die schützenswerte Wälder dauerhaft erhält. Greenpeace fordert daher von der indonesischen Regierung, entsprechende Massnahmen zu ergreifen, um das Moratorium endlich zu einem wirksamen Instrument gegen die Regenwaldzerstörung zu machen. Die norwegische Regierung, die Indonesien mit bis zu 1 Mrd. US-Dollar für Klimaschutzmaßnahmen unterstützt, muss sich ebenfalls dafür einzusetzen, das Moratorium zu stärken und nicht nur zu verlängern.
Dirty Business – das schmutzige Geschäft der Palmölriesen
In einem Bericht hat Greenpeace mit einem Vergleich von Satellitenaufnahmen aus den Jahren 2002 bis 2012 die systematische Zerstörung belegt. Die betroffenen Wälder stellten einen wichtigen Rückzugsraum für die letzten, freilebenden Tiger Sumatras dar und waren zudem besonders bedeutsam für den Klimaschutz. Sie wuchsen auf meterdicken Torfböden, die besonders viel klimaschädliches CO2 speichern, das durch Rodung und Entwässerung wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird und so den Klimawandel anheizt. Zudem lagen die Wälder in einem Gebiet, das offiziell nicht zur Rodung freigegeben ist und zudem durch das Moratorium, welches die indonesische Regierung im Mai 2011 angewiesen hat, geschützt ist. Auch in den Fall verwickelt: Wilmar, der größte Palmölhändler weltweit und ebenfalls ein großer Produzent. Dem Konzern wurden von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen schon mehrfach Regenwaldzerstörung und Verletzung von Landrechten vorgeworfen. Wilmar hat sich bisher nie öffentlich von seinem Handel mit Palmöl von Duta Palma distanziert.
Zum englischsprachigen Report: A dirty business
Ein schwaches Bündnis für den Waldschutz: Der RSPO
Besonders pikant: Beide Unternehmen sind Mitglieder des RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl), einem Zusammenschluss von Akteuren der Palmölbranche, zum Großteil Produzenten, Händler und Abnehmer. Ziel des RSPO ist, die Palmölproduktion umweltverträglicher zu gestalten. Doch sind die Kriterien für die «nachhaltige» Palmölproduktion äusserst schwach und verhindern nicht, dass ökologisch wertvolle Gebiete abgeholzt und die Landrechte indigener Völker verletzt werden. Daran hat auch ihre kürzlich abgeschlossene Überarbeitung nichts geändert. Denn Ende April haben die Mitglieder des RSPO einen aktualisierten Kriterienkatalog beschlossen. Dieser enttäuscht aus Sicht vieler Umweltverbände: Nach wie vor sind wertvolle Regen- und Torfwälder nicht für Plantagen tabu, auch eine Bilanz der durch die Anlage neuer Plantagen entstehenden CO2-Emissionen bleibt bis Ende 2016 eine freiwillige Massnahme. Gefährlichste Pestizide dürfen weiterhin eingesetzt werden. Selbst diese schwachen Kriterien verletzen RSPO-Mitglieder wie Duta Palma offenbar, wie nicht nur der aktuelle Fall, sondern auch direkte Beschwerden an das RSPO Sekretariat aus anderen Duta Palma Konzessionen zeigen. Immer wieder geht es um auch nach RSPO-Kriterien untersagte Brandrodung, um die Umwandlung von Wäldern mit besonders grosser Bedeutung für die Artenvielfalt, sogenannter High Conservation Value Forest.
Was muss passieren?
Die Regenwälder Südostasiens gelten als eins der artenreichsten Ökosysteme der Erde. Sie sind Heimat unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Einige, wie z.B. der Orang-Utan, kommen nur hier vor. Doch diese Vielfalt ist bedroht und viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Denn allein in Indonesian bedecken Palmölplantagen bereits über acht Millionen Hektar und ständig fallen weitere Wälder den Kettensägen und Bulldozern zum Opfer. Der Palmöl- und der Papiersektor sind laut der indonesischen Regierung die grössten Treiber der Entwaldung. Um die verbleibenden Regenwälder Indonesiens dauerhaft zu bewahren, sind unter anderem folgende Maßnahmen dringend notwendig: Die indonesische Regierung muss im Mai das auslaufende Moratorium verlängern und es von den schon jetzt geschützten Urwäldern auch auf Sekundär-Wälder ausweiten. Seine Einhaltung muss effektiver überwacht und eingefordert werden. Bestehende Konzessionen mit Waldanteilen – zurzeit nicht vom Moratorium betroffen – müssen auf den Prüfstand.
Mit gutem Beispiel voran
Da die RSPO-Kriterien weiterhin unzureichend sind, müssen die einzelnen Unternehmen darüber hinaus gehen. Mit gutem Beispiel geht seit 2011 der Palmölkonzern GAR, eine Tochter der Sinar Mas-Gruppe, voran. Die durch eine Greenpeace-Kampagne ausgelösten Kündigungen großer Palmölabnehmer brachten den Konzern dazu, ihre Unternehmenspolitik anzupassenund sich Kriterien aufzuerlegen, die jegliche Umwandlung von Regen- und Torfwäldern in Plantagen untersagen. Palmölabnehmer müssen diese Zusagen auch von ihren eigenen Lieferanten fordern, um Regenwaldzerstörung aus ihrer Lieferkette auszuschliessen.