Mittwoch, 29. Mai 2013
Greenpeace fordert Regierung in Wien zu Bienenschutz-Massnahmen auf.
18. April 2013 © Greenpeace / Georg Mayer

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat am 27. Mai ihre Bewertung eines Pestizids veröffentlicht, das mit dem dramatischen Bienensterben in Verbindung gebracht wird. Greenpeace hatte schon Ende April das Insektizid Fipronil als dringend aus der landwirtschaftlichen Praxis zu verbannenden Wirkstoff benannt und ein umgehendes Verbot gefordert. Mehr dazu im Greenpeace-Report «Bye Bye Biene. Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa».

«Erneut bestätigt die EFSA, wenn auch mit Verzögerung, die lange auf dem Tisch liegenden wissenschaftlichen Fakten: Pestizide haben einen entscheidenden Anteil am Bienensterben und dürfen nicht länger ackerbauliche Standardinstrumente sein», sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace Deutschland. Fipronil wird in Europa unter anderem zur Beizung von Mais-Saatgut eingesetzt. In der Schweiz ist die Bewilligung als Saatbeizmittel auf Gerste, Hafer, Dinkel, Roggen, Triticale und Weizen am Auslaufen (Ausverkaufsfrist 11. April 2013, Aufbrauchfrist 11. April 2014). Als Biozid ist es zugelassen beispielsweise zur Verhinderung von Zeckenbefall bei Haustieren.

Die EFSA identifiziert in ihrer Bewertung von Fipronil nicht nur akute Risiken sondern auch Wissenslücken sowie chronische Effekte. Fipronil kann Honigbienen nicht nur töten, sondern beeinflusst die Tiere auch in niedrigen Konzentrationen. Derartige subletale Effekte, wie sie auch für zahlreiche weitere Pestizide beschrieben werden, sind in der Sicherheitsbewertung lange vernachlässigt worden.

Unlängst setzte die EU-Kommission eine Mehrheitsentscheidung der Mitgliedsstaaten für ein Verbot dreier bienenschädlicher Insektizide aus der Gruppe der so genannten Neonicotinoide um. Die Schweiz zog mit einer Suspendierung nach. Die Wirkstoffe werden für zahlreiche Schadwirkungen auf Bienen verantwortlich gemacht, so etwa Beeinträchtigungen des Lernvermögens, der Orientierung oder der Entwicklung. «Das Strafregister von Fipronil lässt schaudern und steht dem der populär gewordenen Neonicotinoide in nichts nach», so Zimmermann. «Die Konsequenz kann nur ein schnellstmögliches Verbot sein.»

Die intensive Erforschung der Umweltgefährlichkeit von Agrochemikalien ist eine notwendige Massnahme. Über die grundsätzliche Gefährlichkeit von Pestiziden besteht aber kein Zweifel. Langfristig kann daher nur die konsequente Umstellung von der aktuell Chemie-basierten industriellen auf eine an ökologischen Prinzipien orientierten, chemiefreien Landwirtschaft eine Lösung sein. Gifte wie Fipronil werden seit Jahrzehnten in der Landwirtschaft eingesetzt, sie reichern sich in der Umwelt zunehmend an und gefährden Umwelt, Artenvielfalt und Grundwasser.

Mit dem beschlossenen Verbot der Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam haben die EU und die Schweiz einen überfälligen ersten Schritt in die richtige Richtung getan, dem weitere folgen müssen. Greenpeace fordert das Verbot weiterer bienenschädlicher Gifte. Es braucht einen Richtungswechsel hin zu einer ökologischen, chemiefreien Landwirtschaft.

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