Islands bekanntester Walfänger Kristján Loftsson hat die diesjährige Jagdsaison eröffnet. Doch er bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen.

Islands bekanntester Walfänger Kristján Loftsson hat die diesjährige Jagdsaison eröffnet. Doch er bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen.

Kristján Loftsson braucht eigentlich keine Konkurrenz fürchten – er steuert das Familienunternehmen Hvalur hf, die mittlerweile letzte isländische Firma, die überhaupt noch an der Finnwaljagd festhält. Eine fragwürdige Tradition, der man sich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs verschrieben hat. In dieser Fangsaison stehen 180 Finnwale auf Loftssons Abschussliste. Die isländische Regierung hat für 2013 eine Fangquote für 154 Walen erteilt and erlaubt zusätzlich, aus der nicht ausgeschöpften Quote des letzten Jahres 20 Prozent zu übertragen.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Iceland Resumes Commercial Fin Whaling © Greenpeace

 

Schon lange protestieren nicht nur die Umweltverbände gegen den Walfang. Jetzt kommt Kritik aus einer ungewohnten Ecke: Birna Björk Ármadóttir ist eine Enkelin einer der Firmengründer, ebenfalls Stakeholderin von Hvalur hf und hat sich öffentlich gegen deren Jagdpläne ausgesprochen.  Früher eine klare Verfechterin der «Tradition Walfang», sagt sie nun:

Ich habe meine Meinung jetzt geändert und ich schätze, ich bin nicht die Einzige. (…) Walfang ist ein Teil unserer Vergangenheit, nicht unserer Zukunft. (…) Es ist traurig zu hören, dass der neue Fischereiministers sich auf eine Tradition des vergangenen Jahrhunderts bezieht (…), wenn ausländische Medien den Walfang kritisieren.

(Quelle für die Übersetzung: Der Blog der isländischen Auslandskorrespondentin Sigrún Davíðsdóttir)

 

In Island darf seit 2009 wieder offiziell Jagd auf Finnwale gemacht werden – für kommerzielle Zwecke und aus Traditionsgründen, obwohl es in Island selbst keinen Markt dafür gibt.

Die Absatzzahlen sinken, das Fleisch ist nur für den japanischen Markt bestimmt. Dort will es aber auch niemand haben – vor kurzem berichteten Medien, dass Walfleisch stattdessen in Luxus-Hundefutter landet. Hvalur-Teilhaberin Birna Björk Ármadóttir redet Klartext:

Der einzige Markt ist Japan und dort verkauft sich das Fleisch überhaupt nicht – der Fang von 2009 bis 2010 ist zum Teil immer noch nicht verkauft und wird tiefgefroren eingelagert. So sieht die Situation aus – trotz der zahlreichen Marketingkampagnen in Japan in den letzten Jahren und den regelmässigen Statements, der Markt würde sich erholen.

Finnwale können bis zu 27 Meter lang und 70 Tonnen schwer werden, selten werden sie über 90 Jahre alt – nach dem Blauwal das grösste Tier auf unserem Planeten. (Videotip

p: Ein Finnwal in Berlin) Die meisten Isländer erkennen, welche Möglichkeiten ihnen statt der Waljagd offenstehen, und sehen ihre Wale lieber lebendig als tot. Auch der Druck aus dem Ausland wächst – und wirkt. Kürzlich übergab die Protestorganisation Avaaz in den Niederlanden eine Petition mit über einer Million Unterstützern, die gegen den Transfer von isländischem Walfleisch über ihre Häfen protestieren. Das zuständige niederländische Ministerium will diesem Anliegen folgen. Und auch der isländische Tourismusverband SAF hat sich massiv gegen Loftsson gestellt. Kein Wunder, denn der Auftakt zur Waljagd platzt mitten in die Hochsaison für Whale Watching; viele Besucher kommen vor allem wegen der Möglichkeit, die sanften Riesen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Die Tourismusbranche hat bereits im Mai ihre Regierung aufgefordert, nicht den Interessen eines einzigen Mannes nachzugeben.

Tatsächlich könnte Kristján Loftsson wahrscheinlich ganz alleine entscheiden, die Waljagd aufzugeben – immerhin hält er den Löwenanteil an der Firma, weitere 89 Stakeholder teilen sich den Rest. Doch die Chancen stehen schlecht: In Interviews prahlt der passionierte Walfänger damit, dass man zwischen 1948 und 1985 bei Hvalur hf rund 15.000 Wale erlegt habe und reisst schlechte Scherze darüber, dass er genau wie die «Whale Watcher» schliesslich auch die Wale beobachte. Letztlich hängt es an der isländischen Regierung, die dem Gemetzel auf See ein Ende setzen muss.

 

Mittwoch, 19. Juni 2013

Iceland Resumes Commercial Fin Whaling © Greenpeace

 

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