Nur noch etwa 400 Tiger streifen durch die Regenwälder Sumatras. Ein neuer Greenpeace-Report zeigt, wie die indonesische Palmölindustrie den Tiger an den Rande des Aussterbens bringt. So zum Beispiel der international agierende Palmölkonzern Wilmar, zu dessen Abnehmern auch bekannte Marken wie Procter & Gamble oder Colgate Palmolive gehören.
Nur noch etwa 400 Tiger streifen durch die Regenwälder Sumatras. Ein neuer Greenpeace-Report zeigt, wie die indonesische Palmölindustrie den Tiger an den Rande des Aussterbens bringt. So zum Beispiel der international agierende Palmölkonzern Wilmar, zu dessen Abnehmern auch bekannte Marken wie Procter & Gamble oder Colgate Palmolive gehören.
(Direkt zum Report) Der Tesso Nilo Nationalpark auf der indonesischen Insel Sumatra ist von unermesslicher Bedeutung für den Erhalt der indonesischen Tierwelt, zum Beispiel für den Sumatra-Tiger. Sein Lebensraum schwindet – dem Bestand steht jedes Jahr etwa eine Viertelmillion Hektar weniger Waldfläche zur Verfügung. Doch selbst in Schutzgebieten wie Tesso Nilo haben illegale Machenschaften der Palmölindustrie den Lebensraum des Sumatra-Tigers praktisch zerstört. Nach Kartenauswertungen von Greenpeace ist nur noch ein Viertel der ursprünglichen Fläche erhalten. Sogar Regierungsangehörige räumen ein, dass der Schutz dieser Gebiete nur auf dem Papier besteht. Ein Grund für die Zerstörung: Im Tesso Nilo Nationalpark wurden illegal Palmölplantagen angelegt.
Wo landet das illegal produzierte Palmöl?
Greenpeace hat Palmöllieferungen aus dem Nationalpark bis zu Verarbeitungsstätten des Palmölgiganten Wilmar verfolgt. Das Unternehmen aus Singapur ist der weltweit grösste Palmölverarbeiter: Wilmar hält einen Anteil von mehr als einem Drittel am globalen Palmölverarbeitungsmarkt und verfügt über ein Vertriebsnetz in über 50 Länder. In Verbindung mit Wilmar hat Greenpeace in Palmölkonzessionen auch Brände auf Torfböden dokumentiert. Zudem wies Greenpeace massive Rodungen in Tiger- als auch in Orang-Utan-Habitat nach. Es ist bekannt, dass Unternehmen, die in diese unverantwortlichen oder illegalen Aktivitäten verwickelt sind, Geschäftsbeziehungen zu Wilmar führen, teilweise Wilmar sogar signifikante Beteiligung an ihnen hält oder diese ganz im Besitz von Wilmar stehen. Das Palmöl wird in die indonesische Lieferkette eingespeist. Palmöl steckt in zahlreichen Produkten unseres Alltags, zum Beispiel in Kosmetika oder Reinigungsmitteln. Greenpeace-Recherchen haben ergeben, dass große Konzerne, darunter Colgate Palmolive, Mondelēz International (ehemals Kraft), Neste Oil, Procter & Gamble, Reckitt Benckiser und eine ganze Reihe anderer Unternehmen mit Wilmar und ihrem internationalen Handel mit schmutzigem Palmöl in Verbindung stehen.
Herkunft unbekannt – bei Palmöl zu oft der Fall
Obwohl Wilmar sich verpflichtet hat, hoch schützenswerte Wälder (HCV = High Conservation Value) und Torfland auf seinen eigenen Konzessionsflächen zu schützen, stammen weniger als vier Prozent des durch Wilmar aufbereiteten und gehandelten Palmöls aus diesen Gebieten. Der Rest wird von Drittlieferanten produziert. Wilmar hat kein funktionierendes System, um die Rückverfolgbarkeit des Palmöls in seinen Lieferketten sicherzustellen.
«Als weltgrösster Akteur im Palmölsektor hat Wilmar die Macht, diese Industrie massgeblich zu beeinflussen», sagt Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace Deutschland. «Doch solange sich Wilmar weigert, sich zum Schutz der verbleibenden Regenwälder zu verpflichten, machen sich seine Abnehmer zu unfreiwilligen Komplizen und treiben die verbleibenden Sumatra-Tiger an den Rand des Aussterbens.» Zwischen 2009 und 2011 war der Palmölsektor der grösste Treiber der Entwaldung in Indonesien. Die Mehrzahl der Regenwälder, die in Palmölkonzessionen gerodet wurden, war Tiger-Lebensraum. Bis zu einer Million Hektar Tiger-Habitate liegen in ausgewiesenen Palmölkonzessionen. Damit hat dieser Industriezweig einen großen Einfluss über Leben oder Tod des Königs der Wälder.
Was muss passieren?
Verpflichtungen wie die der Palm Oil Innovation Group beweisen, dass der Waldzerstörung ein Ende gesetzt werden kann. Die Palmölproduktion, die ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für Indonesien darstellt, darf nicht länger zu Lasten der verbleibenden Regenwälder gehen. Greenpeace fordert von Wilmar den sofortigen Stopp des Handels mit Palmöl aus Regenwaldzerstörung und fordert die Abnehmer auf, ihre Lieferketten von schmutzigem Palmöl zu befreien. «Es ist unsere Aufgabe, Umweltzerstörung weltweit anzuprangern und Verantwortliche zu benennen», so Jürgens. «Wilmar und seine Kunden dürfen ihre Geschäfte nicht länger auf Kosten der Umwelt sowie der Menschen und Tiere, deren Überleben vom Wald abhängt, machen.»