Aktuell sprechen sich 32 UNO-Mitgliedsstaaten sowie über 800 Wissenschaftler:innen gegen den zerstörerischen Tiefseebergbau aus. Die kanadische Firma «The Metals Company» (TMC) sucht verzweifelt nach Wegen, wie sie dennoch mit dem industriellen Abbau in der Tiefsee starten kann. Nun kündigt sie an, sie werde eine Genehmigung für den industriellen Abbau beantragen gemäss nationalen Bergbauvorschriften der USA aus den 1980er Jahren.

TMC will seine Interessen rücksichtslos durchsetzen

Die Ankündigung erfolgte einen Tag, bevor der kommerzielle Bergbauantrag bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) diskutiert wurde. Obwohl TMC jahrelang immensen Druck auf die ISA ausgeübt und die Regierungen zu einer Zulassung gedrängt hatte, wusste TMC-Chef Gerrard Barron, dass der Antrag kaum durchkommen würde. Jetzt versucht er, den Schaden für sein Unternehmen zu begrenzen und so auch mehr Investoren anzulocken.

Es ist wenig überraschend, dass die amerikanische Regierung unter Donald Trump ein guter Freund von TMC zu sein scheint, wenn es darum geht, den Multilateralismus anzugreifen. Dieses rücksichtslose Vorgehen ist ein Schlag ins Gesicht der internationalen Zusammenarbeit.

Greenpeace-Aktivist:innen protestieren bei einem internationalen Investorentreffen in Zürich gegen den Tiefseebergbau. Bei dem Treffen im Dolder Grand Hotel warb das kanadische Unternehmen «The Metals Company» um neue Investoren. © Greenpeace

Verstoss gegen das Völkerrecht

Die ISA basiert auf der UNO-Seerechtskonvention (UNCLOS) von 1994. Die ISA und ihre Mitglieder sind an die Regeln und Verpflichtungen dieses Übereinkommens gebunden. Die USA haben UNCLOS unterzeichnet, nicht aber ratifiziert. Das heisst, sie sind nicht Mitglied der ISA. Doch auch wenn sie das Übereinkommen nicht ratifiziert haben, sind sie verpflichtet, so zu handeln, dass Ziel und Zweck des Abkommens erfüllt sind – es sei denn, sie kündigen es. Das bedeutet, dass die USA gegen das Völkerrecht verstossen würden, wenn sie einseitig beschliessen, in internationalen Gewässern zerstörerischen Tiefseebergbau zu betreiben.

Louisa Casson, Kampagnenverantwortliche bei Greenpeace International sagt: «Der internationale Meeresboden ist das gemeinsame Erbe der Menschheit. Kein Staat sollte einseitige Massnahmen ergreifen, um ihn auszubeuten. Um die zerstörerische Industrie zu stoppen, müssen die Regierungen rasch ein Moratorium verabschieden. Der Pazifik ist keine Immobilie, die man kaufen, verkaufen oder stehlen kann.» 

Zu den Plänen von TMC fügt Casson an: «Das ist ein weiterer erbärmlicher Trick, um an Geld zu kommen. Und es zeigt, dass das Unternehmen bereit ist, den Multilateralismus zu umgehen. Ein Beweis mehr, dass dringender denn je ein Moratorium für den Tiefseebergbau braucht.»

Schweizer Firma mittendrin

Die Firma Allseas Group SA mit Sitz in Châtel-Saint-Denis (Kanton Freiburg) ist eine der Hauptaktionäre von The Metals Company. Im vergangenen Sommer demonstrierten Aktivist:innen von Greenpeace in Châtel-Saint Denis und gleichzeitig vor der Niederlassung in den Niederlanden. Dort arbeitet ein Grossteil der weltweit rund 3500 Angestellten.

Neue Studie: Schäden durch Tiefseebergbau wären enorm

Das UK’s National Oceanography Center hat im Wissenschaftsjournal Nature eine neue Studie veröffentlicht. Sie zeigt, dass Schäden am Meeresboden auch Jahrzehnte nach menschlichen Aktivitäten noch nachweisbar sind. David Santillo, leitender Wissenschaftler bei Greenpeace Research Laboratories, sagt: «Es gibt dort weniger Arten und eine geringere Artenvielfalt. Eine ökologische Erholung würde wahrscheinlich Jahrhunderte oder noch länger dauern. Die Studie bestätigt die Warnungen einer Vielzahl von Wissenschaftler:innenn, dass der Tiefseebergbau schwerwiegende und lang anhaltende Auswirkungen auf die Tiefsee haben könnte.»