Die USA führten bis 1958 auf den Marshallinseln im Pazifischen Ozean Atombombentests durch. Das Leben der Menschen vor Ort würde nie mehr dasselbe sein. Greenpeace evakuierte vor 40 Jahren 300 Einwohner:innen und brachte sie auf sicherere Inseln. Nun sind wir mit der Rainbow Warrior zurückgekehrt und stehen den Menschen bei in ihrem Kampf gegen die existentiellen Bedrohungen durch die Klimakrise.
Operation Exodus: Rettung für die Rongelap-Bewohner:innen
Zwischen 1946 und 1958 führten die USA auf den Marshallinseln 67 Atomtests durch. Am 1. März 1954 starteten sie den Castle-Bravo-Test mit einer radioaktiven Strahlung, die 1000-mal stärker war als beim Atombombenabwurf in Hiroshima.
Nachdem die USA die Castle-Bravo-Bombe gezündet hatten, ging über die 150 Kilometer entfernte Insel Rongelap ein radioaktiver Regen nieder («Fallout»). Die amerikanische Regierung sprach von einer unerwarteten «Änderung der Windrichtung».
Tatsächlich hatten die USA Wetterberichte ignoriert, die vorausgesagt hatten, dass der Wind den radioaktiven Niederschlag in die Richtung der Atolle Rongelap und Utirik treiben würde.
Kinder spielten im Niederschlag, den sie für Schnee hielten. Die Folgen waren verheerend: verbrannte Haut, Haarausfall, Erbrechen. Die Rongelap-Bewohner:innen mussten ihre Heimat verlassen. Nur drei Jahre später teilte ihnen die amerikanische Regierung mit, dass ihre Insel sicher sei und sie zurückkehren könnten.
Doch das war eine Lüge: Die Krebsrate stieg bei den Rückkehrer:innen markant an, genauso wie die Zahl der Fehlgeburten. 1985 trafen die Bewohner:innen von Rongelap den schwierigen Entscheid, ihre Insel zu verlassen. Die amerikanische Regierung rührte keinen Finger, ihnen beizustehen. Und so sandten sie einen Hilferuf an die Welt. Greenpeace reagierte: Die Rainbow Warrior traf in Rongelap ein und startete die Operation Exodus – die Umsiedlung von 300 Menschen auf die 200 Kilometer entfernte Insel Mejatto.

Die Ungerechtigkeit wiederholt sich
Der Kampf um Gerechtigkeit endete nicht mit den Atomtests. Heute sind die Marshall Inseln, zu denen Mejatto und Rongelap gehören, neuen Gefahren ausgesetzt:
Der Inselstaat mit über tausend Inseln ist besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Ganze Gemeinden könnten innerhalb einer Generation wegen des steigenden Meeresspiegels verschwinden.
Hinzu kommt, dass gierige Konzerne drängen, die Tiefsee des Pazifischen Ozeans rücksichtslos auszubeuten. Der Tiefseebergbau bedroht die empfindlichen Meeresökosysteme und die Lebensweise der Menschen vor Ort.
Doch die Marshalles:innen wehren sich, so wie sie es schon gegen die amerikanische Regierung getan haben – sie sind Teil der globalen Vorreiter:innen für Klimagerechtigkeit. Sie kämpfen auf internationalen Klimakonferenzen für ambitionierte Klimaziele. Sie setzen sich gegen die industrielle Ausbeutung der Meere ein und sie lassen nicht zu, dass die Welt ihre Geschichte vergisst. Wir von Greenpeace stehen nach wie vor an ihrer Seite.
Wissenschaft und Widerstand: Die Mission der Rainbow Warrior
Auf Einladung der Regierung der Marshallinseln ist die Rainbow Warrior 40 Jahre, nachdem sie Menschen von Rongelap evakuiert hat, zurückgekehrt. Von März bis April machen wir Halt in Majuro, Mejatto, Enewetak, Bikini, Rongelap und Wotje.

Wir verbinden Aktivismus mit Wissenschaft und setzen ein Zeichen, die Menschen in ihrem Kampf für Gerechtigkeit, Klimaschutz und Selbstbestimmung zu unterstützen:
Auf der Rainbow Warrior fahren unabhängige Strahlenexpert:innen und Greenpeace-Wissenschaftler:innen mit. Sie werden auf den Atollen Messungen durchführen. Die Daten sollen den aktuellen Stand der atomaren Verseuchung dokumentieren.
Jahrzehntelang gab es nur amerikanische Messdaten. Viele Fragen blieben unbeantwortet. Unsere unabhängige Studie wird die Menschen auf den Marshallinseln in ihrem laufenden Rechtsstreit um Anerkennung, Wiedergutmachung und Gerechtigkeit unterstützen.