Gazprom gewann gestern mit grossem Vorsprung den Public-Eye-Publikumspreis. Bereits am späten Abend kam es zur Preisübergabe an Sergey Vakulenko – Chef für Strategie und Planung bei Gazprom Neft.
Gazprom gewann gestern mit grossem Vorsprung den Public-Eye-Publikumspreis. Bereits am späten Abend kam es zur Preisübergabe an Sergey Vakulenko – Chef für Strategie und Planung bei Gazprom Neft.
Der Gazprom-Vertreter befand sich zum Zeitpunkt der Übergabe (ca. 23.00 Uhr) in einer Abendrunde mit weiteren WEF-Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Als ihm Greenpeace den Preis übergeben wollte, verliess er jedoch das Lokal und war zu keinem Gespräch bereit. Ein enger Bekannter Vakulenko’s versicherte Greenpeace, den Pokal später an Vakulenko zu übergeben.
Gazprom hatte den Publikumspreis der Public Eye Awards für seine hochriskanten Ölbohrungen in der Arktis gewonnen. Der Konzern fördert seit dem 20. Dezember mit der Prirazlomnaya-Plattform (dort wo die Arctic 30 protestierten) als erstes Unternehmen weltweit kommerziell Öl in der Arktis. Sichere Ölbohrungen in der Arktis sind aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen – Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius, Eisbedeckung, heftigen Stürmen und Dunkelheit – ohnehin unmöglich. Gazprom handelt trotz dieser Herausforderungen besonders fahrlässig. Innerhalb der nur wenigen Wochen seit dem Bohrstart hat der Konzern bereits gegen zahlreiche russische Gesetzesvorschriften im Bereich Sicherheit und Umwelt verstossen:
- Gemäss Notfallplan ist Gazprom verpflichtet bei den Bohrungen einen weiterer Eisbrecher vor Ort bereit zu stellen, damit dieser bei Notfällen wie Ölaustritt oder Feuer Hilfe leisten kann. Gazprom hat es verpasst dieser Anforderung nachzukommen. Die beiden Gazprom Eisbrecher Yuri Topchev und Vladislav Strizhov befanden sich viele Tage im Hafen von Murmansk and Archangelsk.
- Gazprom hat mit den Bohrungen begonnen ohne Notfallpläne für Ölaustritte von einem Volumen von über 1500 Tonnen zu erarbeiten. Dabei sind laut Berechnungen Ölkatastrophen mit einem Volumen von 5000 Tonnen Öl möglich. Der Konzern verstösst damit gegen das Bundesgesetz Nr. 116 «on industrial safety».
- Mitarbeiter haben auf der Plattform nicht die vorgeschriebenen Trainings zur Bekämpfung von Ölkatastrophen in eisigen Gewässern absolviert.
- Gazprom verstösst mit seinem Bohrstart auch gegen Finanzvorschriften: Der Konzern konnte bisher nicht die im Bundesgesetz Nr. 287 vorgeschriebenen finanziellen Reserven für den Fall einer Ölkatastrophe vorweisen.
Auch die bisherige Umwelt und Sicherheitsbilanz des Konzerns sollte Investoren und Geschäftspartner des Konzerns sowie jedem dem die Arktis am Herzen liegt beunruhigen. Im Dezember 2011 starben 53 Mitarbeiter, als die Gazprom Bohrinsel Kolskaya kenterte. Im selben Jahr verursachte Gazprom allein an Land 872 Ölunfälle – mehr als jeder andere Ölkonzern der Welt. Erst vor wenigen Tagen hatte Greenpeace eine von Gazprom vertuschte Ölpest im russischen Sibirien ans Licht gebracht. Analysen von Satellitenbildern des betroffenen Ölfelds durch Greenpeace Russland brachten jedoch 71 Öllachen ans Licht, über ein Gebiet von insgesamt 3,1 Hektaren.
Greenpeace fordert Gazprom und Gazprom-Partnergesellschaften wie Shell sowie Investoren und Aktionäre auf, das hochriskante Bohren nach arktischem Offshore-Öl aufzugeben und stattdessen in zukunftsgewandte Erneuerbare Energien zu investieren.
Helfen Sie uns jetzt die Arktis vor Gazprom und andern Ölmultis zu schützen!