Der massive Druck von Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und der internationalen Gemeinschaft zeigt Wirkung: Norwegens Regierung hat ihre Tiefseebergbau-Pläne gestoppt. Die für das kommende Jahr geplante Lizenzvergabe für Tiefseebergbau in der Arktis ist vorerst auf Eis gelegt.

Keine Lizenzen bis Ende 2025

Im Januar 2024 legte die norwegische Regierung Pläne vor, ein Gebiet von der Grösse Grossbritanniens zwischen Spitzbergen und der Insel Jan Mayen für den Tiefseebergbau zu erschliessen. Norwegen sollte damit das erste Land in Europa werden, das die Tiefsee für die Ausbeutung von Bodenschätzen öffnet. 

Doch während der Haushaltsverhandlungen am 1. Dezember 2024 forderte die Sozialistische Linkspartei (SV) die Regierung auf, die erste Lizenzvergabe für den Tiefseebergbau zu stoppen – und erzielte damit einen wichtigen Erfolg für alle, die die Tiefsee schützen wollen. Die norwegische Regierung hat sich daraufhin verpflichtet, bis Ende 2025 keine Lizenzen für den Abbau von Rohstoffen im Tiefseegebiet zu vergeben. Damit ist Norwegens Vorhaben, als erstes europäisches Land die Tiefsee auszubeuten, vorerst gestoppt.

Greenpeace im Einsatz gegen den Tiefseebergbau

Seit Norwegens Regierung im Januar 2024 den Beschluss fasste, mit dem Tiefseebergbau in der Arktis starten zu wollen, hat Greenpeace sich für den Schutz der dortigen Tiefsee und der Arktis eingesetzt. In der Arktis, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen, aber auch durch Proteste in Norwegen und der ganzen Welt setzten wir starke Zeichen gegen den Tiefseebergbau.

Warum dürfte Norwegen mit dem Tiefseebergbau in der Arktis starten?

Eigentlich ist es die Aufgabe der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), die Aktivitäten rund um den Tiefseebergbau zu überwachen, zu verwalten und zu regulieren. Das gilt aber ausschliesslich für Meeresböden in internationalen Gewässern. Doch wie viele weitere Länder hat auch Norwegen eigene, sogenannte Territorialgewässer und eine ausschliessliche Wirtschaftszone (AWZ) gemäss dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. 

Innerhalb beider Bereiche hat Norwegen das alleinige Recht, Gesetze bezüglich Navigation, Umwelt und Ressourcennutzung zu erlassen. In der ausschliesslichen Wirtschaftszone darf Norwegen exklusiv natürliche Ressourcen nutzen, wie zum Beispiel Fischgründe, Öl- und Gasvorkommen – oder eben Rohstoffe in der Tiefsee. Wissenschaftler:innen des norwegischen Instituts für Meeresforschung, die norwegische Umweltbehörde, die Vereinten Nationen – sie alle warnen davor, dass Tiefseebergbau den Ökosystemen am Meeresgrund irreversibel schaden kann.

Das politische Tauziehen geht weiter

Bisher ging Norwegen mit seinen Plänen weiter voran als jedes andere Land in Europa. Ursprünglich sollten bereits Anfang 2025 erste Abbaulizenzen für Tiefseebergbau in der Arktis vergeben werden. Die Regierung plant, den nun erlangten Aufschub bis Ende 2025 zu nutzen, um sich weiter auf den Start von Tiefseebergbau vorzubereiten. Die norwegischen Parlamentswahlen im September 2025 könnten eine entscheidende Wende bringen. Eine neue Regierung sollte ein dauerhaftes Verbot des Tiefseebergbaus durchsetzen.

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