In einem kürzlich erschienenen Artikel weist die SonntagsZeitung auf die alterungsbedingte Störanfälligkeit der Atomkraftwerke hin. In Belgien wurden letzte Woche zwei Reaktoren (Doel 3 und Tihange 2) vorläufig abgeschaltet, weil sie einen Sicherheitstest nicht überstanden haben. Eine neue Greenpeace-Analyse der Störfälle in Beznau zeigt, dass auch in der Schweiz die Alterungsproblematik unterschätzt wird.
In einem kürzlich erschienenen Artikel weist die SonntagsZeitung auf die alterungsbedingte Störanfälligkeit der Atomkraftwerke hin. In Belgien wurden letzte Woche zwei Reaktoren (Doel 3 und Tihange 2) vorläufig abgeschaltet, weil sie einen Sicherheitstest nicht überstanden haben. Eine neue Greenpeace-Analyse der Störfälle in Beznau zeigt, dass auch in der Schweiz die Alterungsproblematik unterschätzt wird.
Atomexperte Stefan Füglister hat im Auftrag von Greenpeace Schweiz die Störfälle und Betriebsabweichungen der letzten zehn Jahre untersucht und klassifiziert. Fazit: Von den 71 aufgezeichneten Vorkommnissen stehen über 50% im Zusammenhang mit dem Alter der Anlage. Dazu gehören Verschleisserscheinungen, aber auch die technologische Veralterung und Mängel beim Bau. Ein weiteres Viertel ist auf menschliche Fehlleistungen zurückzuführen.
Für den Atomcampaigner von Greenpeace Schweiz Florian Kasser ist klar: «Unsere alten Anlagen stellen eine grosse Gefahr für die Bevölkerung dar. Gefordert ist das eidgenössische Parlament: Es muss eine Laufzeitbeschränkung von 40 Jahren beschliessen, wie das in Belgien für die meisten Reaktoren der Fall ist». Die sofortige Abschaltung der Altreaktoren war auch die Forderung der Aktivistinnen und Aktivisten, die in den letzten Wochen in Beznau (Schweiz), Tihange (Belgien), Bugey und Fessenheim (Frankreich), Oskarshamns (Schweden), Garoña (Spanien) und Borssele (Niederlande) mit «The End»-Bannern protestiert haben.
Nur die Spitze des Eisbergs
Das AKW Beznau ist mit 45 Jahren die älteste Anlage der Welt und sollte auch laut dem ehemaligen Leiter der deutschen Aufsichtsbehörde, Dieter Majer, sofort abgeschaltet werden, weil es erhebliche Sicherheitsdefizite wie Korrosionserscheinungen aufweist. Zudem sind die meldepflichtigen Vorkommnisse, die Stefan Füglister untersucht hat, nur die Spitze des Eisbergs.
«Altersbedingte Veränderungen sind oft nicht sichtbar und Voraussagen über den Zeitpunkt des Versagens deshalb kaum möglich», schreibt Majer in seiner Studie „Risiko Altreaktoren Schweiz“. Schäden würden meist zufällig oder nach einem Schadensereignis entdeckt und zuverlässige Aussagen über das stark beanspruchte Material des Reaktordruckbehälters könnten nicht gemacht werden. Anders gesagt: Der Betrieb einer alten Anlagen ist ein Blindflug bei dem man nicht weiss, wie er endet.