In Sachen Kreislaufwirtschaft macht der Schweizer Detailhandel kaum Fortschritte. Zu diesem Ergebnis kommt Greenpeace Schweiz nach der Auswertung einer Umfrage unter den zwölf grössten Non-Food-Detailhändlern in der Schweiz. Am besten schneidet die Migros ab, obwohl sie seit 2022 kaum Fortschritte vorweisen kann. Brack.ch hat in den letzten beiden Jahren sogar Rückschritte gemacht. Greenpeace ruft die Detailhändler auf, rasch und konsequent auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen, die eine längere Nutzungsdauer von Produkten priorisiert.

Im Jahr 2022 veröffentlichte Greenpeace Schweiz die erste Vergleichsstudie zum Stand der Kreislaufwirtschaft im Schweizer Detailhandel. Das Fazit: Es bleibt für alle noch viel zu tun und die Unterschiede sind gross. Zwei Jahre später hat Greenpeace dieselben zwölf Detailhändler wiederum befragt. Die Ergebnisse sind enttäuschend: Kein Detailhändler erfüllt die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft. Gegenüber 2022 gibt es kaum Fortschritte. 

Der Detailhandel spielt eine Schlüsselrolle, bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz: Er verbindet Hersteller und Lieferanten mit den Konsument:innen – und kann beide Seiten beeinflussen. Der Detailhandel könnte Dienstleistungen anbieten, gebrauchte Produkte wieder verkaufen, Reparaturen zugänglich machen. Kurz: Der Detailhandel könnte dafür sorgen, dass viele Produkte massiv länger genutzt werden. Damit würde er einen wichtigen Beitrag leisten zum Schutz von Klima und Umwelt. 

Diese Möglichkeiten nutzt der Detailhandel kaum, wie die Umfrage zeigt. Insgesamt gibt es kaum Fortschritte im Bereich Kreislaufwirtschaft. Die zwei bestplatzierten Migros und Coop haben gegenüber 2022 kaum Fortschritte gemacht und bleiben weit vom Ziel entfernt. Digitec Galaxus, Landi, Manor und Richemont können einige Verbesserungen vorweisen. Brack.ch schneidet sogar schlechter ab als 2022. Amazon, Globus und Otto’s haben gar keine Fragen beantwortet.

Kreislaufwirtschaft: Weit mehr als Recycling

In einer langsamen Kreislaufwirtschaft würden Detailhändler nur schadstofffreie, langlebige, reparierbare und modulare Produkte verkaufen, die zuverlässig funktionieren und nach Wiederaufbereitung, ganz am Ende ihres Lebenszyklus vollständig recycelt werden. Gemeinsam mit Herstellern und Partnern böten sie vor allem kreislauffähige Dienstleistungen wie Mietmodelle, Secondhand, Wiederaufbereitung oder Reparaturen an. 

Insbesondere bei der Wiederaufbereitung gibt es noch viel Potenzial im Schweizer Detailhandel. Vorhanden sind lediglich erste Ansätze, meist in Form von Rücknahme- und Wiederverkaufsportalen. Diese nehmen eine kleine Auswahl an ziemlich neuen Produkten in gutem Zustand zurück, um sie wieder zu verkaufen. Das ist zwar lobenswert, hat aber mit Wiederaufbereitung wenig zu tun. Der Gutschein, der bei der Rücknahme offeriert, dient vor allem als Anreiz für den Kauf von Neuware genutzt. Vielmehr müssten Detailhändler viel mehr Produkte wieder annehmen. Nach dem Wiederaufbereitungsprozess würden sie als gebrauchte und getestete Produkte mit Garantie im Wirtschaftskreislauf verbleiben.

«An unserer Vision gemessen, ist das Schneckentempo, mit dem sich die Detailhändler auf die Kreislaufwirtschaft zubewegen, völlig unzureichend. Punktuelle Bemühungen und Pilotprojekte täuschen darüber nicht hinweg», sagt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. «Die Detailhändler müssen Kreislaufwirtschaft endlich konsequenter, schneller und ganzheitlich realisieren – weit über das Recycling hinaus.»

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