Die Technik boomt, vor allem in den USA: Durch «hydraulisches Aufbrechen» (Fracking) tiefer Gesteinsschichten werden im grossen Stil neue Gas- und Ölvorkommen nutzbar. Rohstoffe wurden dadurch billiger, Gas verdrängt die noch klimaschädlichere Kohle aus dem US-Strommix und das Land könnte bald unabhängig von Energieimporten werden. Doch die Methode birgt Risiken. Über zahlreiche Bohrlöcher wird unter hohem Druck Wasser in grossen Mengen in die Tiefe gepresst.
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So entstehen Risse im Gestein, durch die Gas oder Öl ausströmt. Die Frac-Flüssigkeit ist ein Cocktail aus Bioziden, Schmier- und Rostschutzmitteln, darunter krebserregenden Substanzen. In den USA häufen sich Klagen über verseuchtes Grund- und Trinkwasser. Enorme Schiefergasressourcen schlummern auch in Europa, doch die Skepsis ist gross. Frankreich hat Fracking verboten, Polen dagegen hofft, damit unabhängig von russischen Importen zu werden. In Deutschland wird bereits sogenanntes Tight Gas, das in höher liegenden Schichten gebunden ist, sowie Kohleflözgas mittels Fracking gefördert. Das schiefergas in deutschem Boden könnte den deutschen Gasbedarf rund zwölf Jahre lang decken. Die Politik ringt noch um mögliche Verbote oder Umweltauflagen.
Fracking in der Schweiz
Die Erschliessung von Bodenschätzen, also auch von Erdgas, ist in der Schweiz Sache der Kantone. Drei bisher — Waadt, Freiburg und Genf — haben Fracking bis auf Weiteres verboten, im Kanton Bern will die Grüne Partei eine Initiative gegen die Förderung von nicht konventionellen fossilen Ressourcen lancieren. Auch auf Bundesebene hat der Nationalrat den Bundesrat dazu aufgefordert, die rechtlichen Grundlagen für ein Verbot zu prüfen. Konzessionen für die Suche nach Erdgas haben zur-zeit sechs Firmen/Konsortien; sie decken fast das gesamte Mittelland und den Jura ab. Probebohrungen gab es bisher allerdings erst in Noville (Waadt). Gefrackt wurde noch nie, konventionell gefördert erst einmal: In den Jahren 1985—1994 holte man in Finsterwald LU 73 Millionen Kubikmeter Gas aus dem Boden. Der Verbrauch des Landes liegt bei jährlich rund 3500 Millionen Kubikmeter. Wie viel förderbares Erdgas in Schweizer Tiefen liegt, ist völlig unklar; die höchsten Schätzungen liegen bei 200 Milliarden Kubikmeter, was für 60 Jahre reichen würde. Zwei Firmen/Konsortien planen in nächster Zeit Probebohrungen. Celtique Energie will in Neuenburg zu vermuteten konventionellen Vorkommen in 2300 Meter Tiefe gelangen, stösst aber auf den Widerstand des Collectif Citoyens, welches mit der Greenpeace-Regionalgruppe Neuenburg mehr als 10’000 Protestunterschriften gesammelt und im September dem Grossrat übergeben hat. Fracking als Option sieht die SEAG/PEOS, die in der Zürcher Gemeinde Humlikon Gas in einer Tiefe von 3500 Metern abbauen will. Der Standort ist problematisch, weil er nahe bei einem von der Nagra in Betracht gezogenen Endlager für radioaktive Abfälle liegt. SEAG/PEOS zieht auch fünf weitere, noch nicht öffentlich genannte Bohrstellen in Betracht.