Unsere Untersuchungen zeigen, dass Coop und Migros immer noch Produkte aus brasilianischem Rindfleisch anbieten – trotz ihres Engagements gegen die Entwaldung in ihren Lieferketten. Ein Produkt, das Coop verkauft, konnte Greenpeace Schweiz mit der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes in Verbindung bringen. Wir fordern den Detailhandel auf, den Verkauf von Rindfleisch aus von Abholzung bedrohten Ländern zu stoppen. Die Schweizer Regierung muss Gesetze nach dem Vorbild der neuen EU-Verordnung gegen Entwaldung erlassen.
Die Ausweitung der Viehzucht ist der grösste Faktor bei der Entwaldung. In Brasilien werden dadurch jährlich fast eine Million Hektar Amazonas-Regenwald gerodet. Mächtige Konzerne kontrollieren diese undurchsichtige Lieferkette. Nachdem Greenpeace Schweiz brasilianisches Rindfleisch in mehreren Produkten wie Corned Beef, Pasteten und Trockenfleisch in Schweizer Supermärkten gefunden hatte, beauftragte sie eine spezialisierte Firma damit, die Lieferkette zurückzuverfolgen. Trotz der Skandale und der Unzuverlässigkeit dieser Industrie gelangen weiterhin jedes Jahr Hunderte von Tonnen brasilianischen Rindfleischs in die Schweiz.
Fordere Coop und Migros auf, weniger Tierprodukte zu verkaufen. Stattdessen sollen sie pflanzliche Produkte fördern.
Falsche Versprechen bei Migros und mangelnde Transparenz bei Coop
Beide Schweizer Detailshandelsriesen haben sich Ziele im Bereich Entwaldung gesetzt: Coop strebt bis 2026 eine Lieferkette ohne Entwaldung an; Migros hat sich verpflichtet, bis Ende 2025 eine entwaldungsfreie Lieferkette für ihre Supermärkte und die Migros-Industrie sicherzustellen. Überraschenderweise sagt die Migros, sie importiere bereits seit 2020 kein Rindfleisch aus Brasilien mehr. Ein Augenschein vor Ort beweist das Gegenteil: Entgegen dieser Behauptung, gibt es im Migros-Sortiment immer noch Produkte (bspw. Trockenfleisch und Bresaola der Marke M-Budget), die aus brasilianischem Rindfleisch produziert sind.
Ein weiteres Beispiel ist das Corned Beef der Marke Bonfine bei Coop. Das Fleisch für dieses Produkt wird vom Fleischkonzern JBS verarbeitet und stammt unter anderem aus dem brasilianischen Landwirtschaftsbetrieb Fazendo Rio Preto. Letzterer wurde bereits mehr als ein Dutzend Mal verurteilt, unter anderem wegen illegaler Abholzung im Bundesstaat Mato Grosso. Satellitenbilder zeigen, dass auf dem Landwirtschaftsbetrieb in den letzten 15 Jahren über 800 Hektaren Regenwald abgeholzt wurden. Das entspricht einer Fläche von 1’120 Fussballfeldern. Entweder weiss Coop davon und unternimmt nichts, um das Problem zu lösen, oder Coop weiss nicht, was am Anfang seiner Lieferkette passiert, was ebenso beunruhigend wie unverantwortlich wäre.
Gesetzgebung ist notwendig
«Die Ergebnisse unserer Untersuchung konfrontieren den Detailhandel erneut damit, dass seine Nachhaltigkeitsversprechen nicht glaubwürdig sind. Coop und Migros verkaufen generell zu viele Tierprodukte. Wenn das Fleisch zusätzlich aus südamerikanischen Ländern mit Entwaldungsrisiken stammt, ist das ein Umweltskandal, den die Detailhändler sofort stoppen müssen. Rindfleisch aus Uruguay ist keine akzeptable Alternative. Dessen ohnehin schon schlechte Klimabilanz wird durch den Flugtransport noch weiter verschlechtert. Wenn man bedenkt, dass dieses uruguayische Fleisch regelmässig in Aktion angeboten wird, kommen Zweifel am Nachhaltigkeitswillen von Coop und Migros auf», sagt Sera Pantillon, Konsumexpertin bei Greenpeace Schweiz.
«Diese Untersuchung zeigt einmal mehr, dass die freiwilligen Massnahmen der Detailhändler nicht ausreichen, um der Entwaldung entgegenzuwirken und die Biodiversität zu erhalten. Leider hinkt unser Land bei der Regulierung der Entwaldung hinterher. Die Schweiz muss ihre gesetzlichen Grundlagen schnell an die EU-Verordnung gegen Entwaldung angleichen, die im nächsten Jahr in Kraft treten wird. Generell müssen wir die Transformation unseres Ernährungssystems hin zu einer nachhaltigeren, stärker pflanzenbasierten Ernährung beschleunigen.»