«To start from scratch» – seit diesem Jahr hat der Ausdruck eine neue Bedeutung. War es für mich zuvor eine jener Floskeln, die man im Englischen leichthin verwendet oder aus Popsongs kennt, weiss ich nun, dass er der ganz eigenen Welt des Imkers entstammen könnte, ähnlich wie das Wort «stockdunkel».
«To start from scratch» – für uns heisst das, sich tagelang dem Abkratzen hölzernen Materials hinzugeben, Wochenende für Wochenende. Es ist im Grunde ein sympathisches Material, das wir da bearbeiten: Aus Erlenholz sind die Wabenrahmen, aus Fichte die selbstgebauten «Schweizerkästen». Die liebevoll gezimmerte Einrichtung unseres Bienenhauses ist nun verseucht, hochinfektiös. Wir sind Sperrbezirk. «Sauerbrut» lautet die ernüchternde Diagnose des zuständigen Inspektors. Wie das aussieht, was das für uns bedeutet, lesen wir auf dem Plakat «Gefährliche Bienenkrankheiten» gleich neben dem Bieneninspektor an der Wand unseres Bienenhauses. Dass wir die Bienen töten müssen. Und dass wir aller Materie, mit der sie in Kontakt waren, mit Ätznatron und Desinfektionsmittel zu Leibe rücken müssen. Seit ein paar Wochen erst versuchen wir uns als Jungimker. Was unseren Vorgänger am Ende seiner Imkerkarriere frustrierte, erleben wir schon zum Auftakt.
Von Markus Tischer, Illustrationen von Janine Wiget
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Der Weg zum Bienenhaus
Das Plakat mit den Krankheiten gehört zum Bienenhaus-Paket wie die vielen anderen Details darin. Hübsch und verwunschen gelegen ist es, das Haus – und in einer überwältigenden Art komplett.
Es enthält Behausungen für nicht weniger als 16 Bienenvölker. Zur einzigartigen, rätselhaften Mixtur aus High- und Lowtech-Utensilien gehören auch der Wabenknecht, der Bienentrichter, die Radialhonigschleuder oder der Stockmeisel: Vokabeln einer Sprache, die inzwischen erstaunlich leicht über die Zunge geht. Alles Mögliche und Unmögliche wartet hier auf uns – bis zum speziellen Klebstoff, mit dem wir eine Bienenkönigin mit einer nummerierten Plakette markieren könnten, wenn wir denn eine anträfen.
Ein Imkerutensil besass ich schon in der Zeit davor. Einen «Smoker» aus Metall, zum Befüllen mit einer brennbaren Kräutermischung, meine erste Ahnung von diesem Kosmos hatten mir Freunde vor ein paar Jahren zum vierzigsten Geburtstag überreicht. Offenbar hatte ich zweimal zu oft erwähnt, dass ich dereinst Bienen halten wolle. Weil mich ein ganzes Bündel von faszinierenden Eigenschaften anspricht. Zuallererst die Kommunikation. Auch das Uralte, das noch immer Rätselhafte, das Poetische, nicht zuletzt das Existenzielle des Bienenlebens. Das Fragen aufwerfende Gerät hat seitdem im Bücherregal gestanden, für die letzte Phase des theoretischen Imkerseins, diese Zeit des Liebäugelns.
Es wird ernst
Diese Phase sollte mit meinem letzten Umzug enden. Kurz nach dem Einzug kommt mein Lieblingsmensch und künftiger Hilfsimker mit den Nachbarn ins Gespräch und erwähnt zufällig meine Ambitionen. Es stellt sich heraus, dass der über 80-jährige Altimker gleich nebenan nach einem Nachfolger Ausschau hält, bislang allerdings vergeblich. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir? «Seid ihr die, die meine Bienen übernehmen?», pariert er unsere erste scheue Kontaktaufnahme. Von da ist es nicht mehr weit zur Unterschrift des Vertrags.
Ein paar Treffen mit dem Imker und seiner Frau liegen dazwischen, das schon. Überzeugungsarbeit, Buhlen um Vertrauen. Ja, wir haben verstanden, dass Urlaubsreisen nur ausserhalb der Bienensaison in Frage kommen. Also von Oktober bis Februar. Dann meine Zusicherung, das Imker-Einmaleins im bereits gebuchten Kurs bei den Zürcher Bienenfreunden zu erlernen. Unser Vorgänger ist der letzte Imker im Dorf. Bald werden wir es sein. Noch etwas: Wir müssen die «Bienenzeitung» abonnieren. Vorerst gibt er uns seine Ausgaben – leihweise. Die Artikel darin heissen «Die Sauberbrut im Hinterkopf», «Liste der Gemeinden, in denen 2012 ein Einsatz von Streptomycin infrage kommt» oder «Speditives Drahten von Brutrahmen». Auch die «Apistischen Beobachtungen» finden hier ihre Leser.
Die Stunde der Wahrheit
Der Winter bringt den «Schweizerischen Bienenvater». Ich gehöre zu den Letzten, zu denen das fünfbändige Standardwerk unter diesem Titel kommt. Vor kurzem wurde es umbenannt in «Schweizerisches Bienenbuch», womit die Herausgeber darauf reagieren, dass eine Domäne älterer Herren und kauziger Charaktere im Begriff ist, von Frauen und jüngeren Menschen abgelöst zu werden. Ausgestattet mit jahrhundertealtem Wissen erwarten wir aufgeregt unsere erste Saison, die Stunde der Wahrheit, den Zeitpunkt im Frühling, wo die Bienenvölker ihren ersten Flug unternehmen.
Für uns markiert er den Augenblick, wo es ernst wird. Für die Bienen ist es der Moment, ihre Kotblase nach der langen Winterruhe im Flug zu entleeren – nach einem langen, sehr kalten Februar. Es passiert lange nichts, dann endlich erwacht eines unserer acht Bienenvölker. Bei zwei anderen zeigen sich nur zarte Anzeichen von Leben. Wenig Flugverkehr. Von Tag zu Tag wird wahrscheinlicher, dass wir nicht ausgespart werden von den harten Fakten. Fast die Hälfte der Schweizer Bienenvölker hat den Winter nicht überlebt.
Wie lange sollen wir warten? Ich frage meinen Vorgänger. Noch ein paar Tage, bis wir die Kästen gemeinsam öffnen. Der Anblick ist grausam: Fünf Völker sind gestorben, die Kästen sind voll toter Bienen. Zwei Völker sind sehr schwach, ihr Gesumme ist kaum der Rede wert. Allein das Volk im Kasten No. 1 macht den Eindruck eines gesunden Organismus. Das ist der Anblick, der viele Imker in den letzten Jahren bewogen hat, alles hinzuwerfen. Wer jetzt neu anfängt, lässt sich nicht auf ein harmloses Hobby ein, sondern auf eine verantwortungsvolle Tätigkeit, wo schon kleine Fehler zum Super-Gau führen können und über Leben und Tod im Bienenhaus entscheiden.
Erklärungsversuche
Eines ist inzwischen klar: Das Bienensterben hat viele Ursachen. Bei uns scheint es auf zwei Hauptgründe hinauszulaufen. Die Bienen waren nicht genügend gegen die notorische Varroamilbe geschützt. Setzt man die Völker nicht ganz korrekt den gebotenen Säuren zu ihrer Bekämpfung aus – der richtige Zeitpunkt‚ die richtige Temperatur entscheiden –, schaffen es viele Bienen schlicht nicht über einen langen Winter. Die faszinierende Traube, in der sie sich gegenseitig wärmen, ihre Positionen wechseln – mal aussen in der ungemütlicheren Zone des Klumpens, mal innen im Warmen – ist dann nicht gross genug, um die nötige Temperatur zu halten. Die Körpertemperatur der Bienen liegt nahe bei der des Menschen.
Wahrscheinlich hat die Milbe auch mit dem zweiten Grund unserer Misere zu tun, der «Sauerbrut», dieser hoch ansteckenden bakteriellen Krankheit. Denn auch für Krankheiten sind die Insekten anfälliger, wenn die Völker durch die Milbe geschwächt und dezimiert sind. Eine von Milben befallene Biene lebt mindestens einen Drittel kürzer. Im Kino hat mir Markus Imhoofs Bienenfilm «More than honey» noch einmal plastisch vor Augen geführt, wie monströs die Varroa destructor den Bienen zu Leibe rückt: Auf die Grösse des Menschen übertragen hätte eine solche Milbe die Masse eines ausgewachsenen Kaninchens. Der Inspektor jedenfalls packt umgehend seine Gasflasche aus, um die beiden infizierten Bienenvölker vor unseren Augen «abzuschwefeln». Wie die Hinterbliebenen der bereits toten Völker empfiehlt er, auch sie nach dem verstörenden Schauspiel der Kehrichtverbrennung zuzuführen. Uns Jungimkern bleibt Volk No. 1, das erst einmal keine äusseren Spuren der Seuche aufweist. Wir sind uns einig, es zu behalten – trotz der Empfehlung der Behörden, alle zu liquidieren, sofern eine Befallsquote von über 50 Prozent vorliegt. Wir sind entschlossen, Volk No. 1 zu retten.
Erste Hilfe
Während der Imker ein paar unruhige Nächte hat, sehen wir, die Novizen, eher pragmatisch den angesagten Sanierungsprojekten ins Auge. Das eine betrifft das Bienenhaus: Komplett desinfiziert und akribisch von möglichen Erregern befreit muss es sein. Das zwingt uns, immer wieder in Schutzkleidung zu steigen und das Innere der Kästen möglichst vollständig mechanisch, chemisch und thermisch zu reinigen. Unsere neuen Bienenvölker sollen von den verhängnisvollen Bakterien verschont bleiben. Die zweite Aktion betrifft die Rettung von Volk No. 1. Wir wollen nicht mit null Bienen starten. Und die einzige Chance, das zu verhindern, ist die drakonisch klingende Massnahme «Kellerhaft für Volk No. 1». Dafür soll das Volk als «Kunstschwarm» in eine alte Schwarmkiste.
Was wir brauchen, saugen wir uns jeweils am Abend davor im Schnellstudium aus dem «Schweizerischen Bienenvater» – dazu kommt noch etwas Feinabstimmung mit dem Vorgänger. Dies ist der Einstieg in eine Reihe von Übungen, die wir künftig früh morgens vor der Arbeit absolvieren, ohne schon von Kenntnissen aus dem Kurs zu profitieren. Es macht anfangs etwas nervös, Tausende von summenden Insekten mit ein paar entschlossenen Faustschlägen auf den herausgenommenen Wabenrahmen in eine Kiste zu bugsieren. Wer dabei nicht mitkommt, wird im zweiten Durchlauf mit einer zarten Bienenbürste in die Kiste befördert. Anfangs habe ich noch wenig Gespür dafür, was so ein Bienchen alles mitmacht. Ein Bienenvolk lebt jetzt im dunklen Keller unseres Wohnhauses. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass die Mitbewohner im Haus eine ganz spezielle Erfahrung machen: Eine Traube von mindestens 20’000 Bienen summt auf Knopfdruck, sobald jemand das Licht einschaltet.
Die Kiste – so haben wir glaubhaft versichert – ist fest verschlossen. Drei futterlose Tage später soll Volk No. 1 alle potenziellen Sauerbruterreger ausgeschieden haben und ist bereit fürs Relogieren an den desinfizierten alten Ort. Auch dies am Morgen, wenn die Bienen am ruhigsten sind, am wenigsten aggressiv. Und eine solche Bienenoperation bitte nie unter Zeitdruck durchführen – denn sie spüren, wenn man Stress hat. Sie mögen keinen Schweiss.
Die Übung in Gelassenheit ist nicht immer gut zu bewältigen. Es geht nicht ohne Stiche, manchmal schaffen es ihre Stachel durch unsere Jeans, und manchmal sind wir leichtfertig und tragen den weissen Schleier bei kleineren Übungen nicht. Unser Vorgänger trägt nie einen, er hat seine Zigarre. «Stiche gehören einfach dazu», meint er. Wir werden das bald erfahren. Denn Volk No. 1 scheint erst einmal gerettet. Aber für ein Volk lohnt der ganze Aufwand nicht – und wir wollen ohnehin noch mehr Bienen.
Wie man sich ein Bienenvolk besorgt
Wer hätte ahnen können, dass die Warteliste der Zürcher Feuerwehr für Interessenten an eingefangenen Bienenvölkern für dieses Jahr schon geschlossen ist. Also sitzen wir um 22 Uhr abends im «Hirschen» in Egg an der Generalversammlung des Bienenzüchtervereins des Bezirks Meilen – ein Tipp unseres Vorgängers, der auch gleich mitgekommen ist. Während für jede anwesende Person eine üppige Wurstplatte serviert wird, versuchen wir Kontakt mit erfahrenen Bienenhaltern aufzunehmen. Es sollte doch jemanden geben, der uns Novizen eines seiner Bienenvölker überlässt.
Für mich ist das schon die zweite Veranstaltung dieser Art in dieser Woche. Es ist Saisonbeginn. Doch das Unternehmen stellt sich als chancenlos heraus. Zu vernichtend sind die Verluste nach dem letzten Winter, als dass jemand Bienen mit uns teilen wollte. Uns bleibt im «Hirschen» nur noch, dem Vortrag über bienenfreundliche Pflanzen zu folgen. Also doch auf eine Anzeige in der «Schweizer Bienenzeitung» reagieren? In Vals ein Bienenvolk erstehen und ins Unterland kutschieren? Endlich Erfolg bei meinem Hilfsimker: Sein früherer Arbeitskollege ist Bioimker und tatsächlich bereit, uns eines seiner Völker zu überlassen. Am Sonntagabend soll der Bienentransport rollen, in einem Personenwagen, den wir flottmachen. Was da verladen werden soll, ist keine kleine Kiste, sondern ein kompletter «Schweizerkasten», den der freundliche Imker uns gemeinsam mit seinem Bienenvolk – wohl sogar sein stärkstes – anvertraut. Die Ausmasse des Behältnisses erweisen sich als wenig rücksitztauglich, so dass wir es nur mit viel Kraft ins Auto bugsieren können. Auf der Fahrt ist aus dem Passagierraum auffälliges Gesumme zu hören. Unser Transportmittel ist nicht ganz bienendicht. Die Aktion endet glücklich, wenn auch nicht ohne Stiche. Es ist schon dunkel, als die etwa 30’000 Bienen an diesem späten Sommerabend im Bienenhaus einlogiert sind. Rohe Zwiebeln auf den Schwellungen helfen, bilden wir uns ein.
Fluglochbeobachtung
Den Kurs belegen wir schliesslich auch noch – nach all der Aufregung kann ein solider theoretischer Unterbau nicht schaden. Jeden zweiten Samstag lauschen wir nachmittags den Ausführungen unseres Kursleiters, der sich als nimmermüder Botschafter des Schweizerkastens entpuppt. Quasi der Rest der Welt operiert mit Magazinkästen – also den simplen Kästen, die irgendwo draussen stehen. Wer aber ein Bienenhaus und die von hinten zu öffnenden Schweizerkästen hat, ist «per du mit der Königin», so hören wir. Der Leiter des Grundkurses 1 bei den Zürcher Bienenfreunden ist ein sympathischer Verfechter des intuitiven Imkerns. Fast alles könne man durch Beobachtung ablesen, fast die wichtigste Tätigkeit des Imkerns sei die Fluglochbeobachtung. Das leuchtet mir ein. Es gefällt mir auch, morgens mit einer Tasse Kaffee zum Bienenhaus zu schlendern und nach bedeutungsvollen Anzeichen Ausschau zu halten. Man muss sie nur lesen können – es gilt zu lesen, wie sich die Bienen verhalten, was sie im Flug eintragen. Zu interpretieren, was am Morgen auf dem Flugbrett liegt. Seltsame Larven, tote Bienen: Der Müll ist die Message. Alle wichtigen Botschaften wie Brutzustand, Krankheitssymptome und Schwarmtendenzen kündigen sich hier an. Man kann alles wissen, ohne immer gleich die ganze Truppe auseinanderzunehmen. Denn jedes Nachschauen im Innern des Bienenstocks kann als schwerwiegender Eingriff an einem grossen Organismus verstanden werden. Doch auch den Praxisteil gibt es. Nebenan bei den lebenden Bienenvölkern, die eigens dafür da sind, uns zu schulen – auseinandergenommen und angeschaut zu werden.
Dass man die Bienen jedes Jahr mit Zuckerwasser abspeist, nachdem man ihnen den Grossteil des Honigs genommen hat, wird hier im Imkerkurs nicht hinterfragt. Unser Kursleiter meint, man könne experimentieren und ihnen mehr Honig lassen. Der Kurs ist gut besucht, es sind auch Frauen und ein sehr junger Mensch dabei – sogar meinen Hausarzt habe ich im neu stattfindenden Parallelkurs getroffen. Was wir hier lernen, haben wir oft in der Realität durchexerziert. Wir haben Volk No. 1 auf Krankheiten und Eiablage überprüft. Wir haben erfolgreich von Volk No. 2 Ableger gebildet. Wir haben die faszinierenden Königinnenzellen entnommen. Wir haben Königinnen mit Klebstoff markiert – fast sogar eine, die gar keine war, sondern eine Drohne. Wir haben versucht zu verhindern, dass die Völker schwärmen. Inzwischen ist auch am Lehrbienenstand die Sauerbrut ausgebrochen – es kann wirklich alle treffen. Nicht intuitiv, das ist sicher, sollte man die Varroabekämpfung angehen, sie ist der zentrale Lehrinhalt. Unsere Waffen sind organisch, sie heissen Oxalsäure und Ameisensäure.
Bestandeskontrolle ist Imkerpflicht
Das Jahr im Bienenkosmos hat mich herausgefordert und überwältigt. Schon die Schönheit des Wabenbaus kann einen mit kompliziertesten Umständen versöhnen. Es ist ein gelungener Einstieg in den Tag, eine Übung darin, zur Ruhe zu kommen und über die perfekte Organisation der Bienen zu staunen.
Die Biene ist keine Multitaskerin. Was sie tut, tut sie in ihrem kurzen Leben der Reihe nach. Zuerst Zellen reinigen, dann Brut pflegen, später Wachs produzieren, Waben bauen, Futter verarbeiten, Wache schieben.
Erst ganz zum Schluss wird sie Sammelbiene. Wir sind fasziniert, was in diesen Schweizerkästen vor sich geht. Und unsere Mitbewohner staunen über neue Geräte im Haus, die sie nicht verstehen, oder sie missdeuten unsere Behälter mit Zuckerwasser als Spülmittel für die Hausgemeinschaft. Sie werden auf seltsame Phänomene angesprochen wie den über Pfingsten entflogenen Schwarm, als wir einmal drei Tage in den Bergen waren.
Später suchten wir in der Nachbarschaft nach der Bienentraube, aber am Ende lautete das Fazit: Ein Volk weniger wegen drei Tagen Wandern. Eines Tages berichtet meine Arbeitskollegin am Telefon live von einem Bienenschwarm. Diesen fängt der Hilfsimker eine Stunde später ein, vor den Augen der versammelten Nachbarschaft, mit Schutzanzug, Schwarmkiste und Wissen aus dem «Schweizer Bienenvater». Der Schwarm bereichert nun unseren Bienen-Genpool. Und unseren Geschichtenfundus.
Ist am Ende alles gut? Die Radialhonigschleuder zumindest haben wir in Gang setzen können. Volk No. 1 hat sich so gut erholt, dass es immerhin für 20 Kilo Honigernte gereicht hat. Lächerlich für alte Hasen – aber viel mehr, als wir erwarten durften. Fünf Völker sind es, die wir in den nächsten Bienenwinter schicken, melde ich den Behörden. «Bestandeskontrolle ist Imkerpflicht», entnehme ich einer druckfrischen Ausgabe der «Schweizerischen Bienenzeitung».
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Markus Tischer (46) ist Kulturjournalist und Imker. Dieser Text schildert sein erstes Bienenjahr 2012. Was danach kam, verlief erfreulicher: keine Krankheiten, reiche Honigernte – wenn auch viele Stiche. Nach dem aktuellen milden Winter geht er in die Saison 2014 mit acht Bienenvölkern – bis auf eines haben diesmal alle überlebt.