Es gibt Orte, an denen selbst ein mit permanenter Reizüberflutung vertrautes Gehirn Schwierigkeiten hat, alle Eindrücke zu verarbeiten. Das Staples Center ist so ein Ort, diese monströse Arena mitten in Los Angeles. Die Lakers spielen an diesem Abend gegen die Indiana Pacers, es riecht nach Schweiss, Bier und Käsesauce. Mark Wahlberg ist da, Ashton Kutcher auch, und natürlich Jack Nicholson. Der schimpft gerade auf die Schiedsrichter und die Spieler der Lakers. Aus den Lautsprechern dröhnt Musik, die Zuschauer johlen, weil gerade ein älteres Paar auf der gigantischen Videoleinwand zum Knutschen aufgefordert wird. Irgendwo weint ein Kind.

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Von Jürgen Schmieder, Los Angeles 


© Cortis & Sonderegger

In solchen Momenten lohnt es bisweilen, auf Dinge zu achten, die nicht da sind. Wer sich auf die Männertoilette zurückzieht, dem fällt auf, dass in den Pissoirs kein Wasser fliesst. Die Betreiber der Arena haben vor sechs Jahren 178 Urinale ausgetauscht und eine wasserlose Technologie installiert: Mehr als 26 Millionen Liter Wasser werden dabei pro Jahr gespart. Was ebenfalls fehlt: Becher, die man nach dem Genuss des Getränks in eine Mülltonne wirft. Man gibt sie zurück. Es fehlen auch die in den USA bisweilen üblichen überdimensionierten Restmüllbehälter. Hier im Staples Center wird der Müll getrennt, im Presseraum gibt es nur eine Tonne für wiederverwertbaren Abfall. Die reicht, weil hier keine Materialien verwendet werden, die man in einen Behälter mit der Aufschrift «Restmüll» werfen könnte.

Nur 500 Wörter von Obama zur Energiepolitik

Das Staples Center war die erste Arena in den Vereinigten Staaten, der das Zertifikat ISO 14001 für vorbildliches Umweltmanagement verliehen wurde. Die Halle, in der die Vereine der Lakers, der Clippers, der Kings und der Sparks ihre Heimspiele austragen und die auch für Konzerte und Veranstaltungen wie etwa die Verleihung der Grammy Awards genutzt wird, gilt als Beispiel, wie der amerikanische Profisport zu einem Vorbild im Umweltschutz geworden ist.

Richtig gelesen: Die Wörter amerikanisch, Profisport und Umweltschutz kommen im gleichen Satz vor. Die USA werden oft verspottet als eine Nation, deren Einwohner als unbeweglich gelten, wenn man ihnen das Auto wegnimmt. Als eine auch, in der die Wurstbraterei Wienerschnitzel in die Liste schützenswerter Gebäude aufgenommen wurde, weil sie den kalifornischen Lifestyle (mit dem Auto Essen holen) gar wunderbar repräsentiert. Und als eine, deren CO2-Ausstoss laut einer Studie der Europäischen Kommission nur noch von China übertroffen wird.

«Im Staples Center von Los Angeles spart man mit moderner Technologie 26 Millionen Liter Wasser im Jahr.»

Der amerikanische Präsident Barack Obama hielt kürzlich eine Rede zur Lage der Nation. Fulminant war sie, ein beinahe 7000 Wörter langes Feuerwerk. Auch in diesem Fall lohnte es sich, darauf zu achten, was fehlte: eine klare Aussage zur Umweltpolitik, etwa Ideen oder Gesetzesentwürfe. Nicht einmal 500 Wörter sagte Obama zur Energiepolitik — die meisten drehten sich um Fracking, jene Methode zur Erdölund Erdgasgewinnung, die derzeit kontrovers diskutiert wird. Die Umweltschützer jedenfalls waren bitter enttäuscht. Der Präsident von Friends of the Earth, Eric Pita, sagte etwa: «Die rhetorische Qualität entsprach nicht der Ernsthaftigkeit des Themas.» 

Ökologisches Erwachen im Sport

Natürlich hat Obama in seiner Amtszeit zahlreiche ökologische Projekte auf den Weg gebracht; er gilt als erster US-Präsident, der einen weitreichenden Plan zum Klimaschutz vorgestellt hat. Dennoch wirkt er derzeit zurückhaltend, wenn es um Natur und Umwelt geht. Freilich sagte er während seiner Rede: «Der Klimawandel ist eine Tatsache. Und wenn uns dereinst unsere Kindeskinder in die Augen sehen und fragen, ob wir alles getan haben, um ihnen eine stabilere und sicherere Welt mit neuen Energieressourcen zu überlassen, dann will ich, dass wir sagen können: Yes, we did.» Was Obama nicht sagte, war, wie er das anstellen möchte.

Wenige Tage nach der Rede teilte das US-Aussenministerium mit, dass die geplante Keystone-XL-Pipeline von Kanada zum Golf von Mexiko gebaut werden könne. Obama habe signalisiert, dem Milliardenprojekt zuzustimmen, sofern der CO2-Ausstoss nicht massgeblich erhöht werde. Er sagte nicht, dass der Ausstoss reduziert werden müsse. Was ebenfalls fehlte: die Einheit, um wie viel der CO2-Ausstoss erhöht werden dürfe, damit Öl quer durch die USA transportiert werden kann. «Nicht massgeblich» ist recht vage.

Es gelingt der amerikanischen Politik derzeit nicht, die Bürger für den Umweltschutz zu sensibilisieren — obwohl sich laut einer Umfrage mehr als 70 Prozent der Amerikaner gerne damit beschäftigen würden. Also braucht es andere Vorbilder wie etwa den Sport. «Die Menschen in diesem Land beginnen zu begreifen, welchen Einfluss der Sport auf die Umwelt hat — und dass die Umwelt auf Veränderungen reagiert», sagt Michael Pfahl. Er ist Lehrbeauftragter an der Ohio University und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Verhältnis von Sport und Umwelt. Er hat den Basketballverein Cleveland Cavaliers in Umweltfragen beraten und zahlreiche Artikel darüber verfasst, wie Sportorganisationen für einen grüneren Planeten sorgen können. Einer davon heisst «The Environmental Awakening in Sport» — das ökologische Erwachen im Sport. «Der Sport ist hierzulande gerade dabei, seiner Verantwortung gerecht zu werden, aber es ist natürlich ein fortlaufender Prozess, der nie zu Ende sein wird.»

«Die Menschen in den USA beginnen zu begreifen, welchen Einfluss der Sport auf die Umwelt hat.»

Das Staples Center hat eine Vorbildfunktion

Eine bedeutende Rolle nimmt dabei die Green Sports Alliance (GSA) ein, eine Non-Profit-Organisation, die im Februar 2010 als Workshop von Sportmanagern im Nordwesten der Vereinigten Staaten begonnen hat und mehr als 210 Mitglieder zählt: Sportligen wie NHL, NBA, MLB oder der amerikanische Tennisverband, Profiklubs und Universitäten mit Sportprogrammen, sowie Betreiber von Sportarenen. Die GSA will nach eigenen Angaben «die Welt durch Sport begrünen». Vorstandsmitglied Scott Jenkins sagt: «Unsere grösste Herausforderung ist es, die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen. Wir müssen dafür sorgen, dass Nachhaltigkeit ein Teil des Tagesablaufs wird, der mit anderen Interessen eng verwoben ist.» Jenkins verantwortet das Stadion des Baseballvereins Seattle Mariners und fordert seine Mitarbeiter auf, sich vorbildlich zu verhalten und mit den Besuchern der Arena stets auch über Nachhaltigkeit zu sprechen: «Wir wollen Vorbilder für die Gesellschaft sein.» 

Sport hat, das zeigen mehrere Studien, einen beinahe religiösen Einfluss auf die Gesellschaft. Anhänger der Vereine pilgern an Spieltagen in die modernen Kathedralen (die Stadien) und so mancher Athlet wird wie ein Prophet verehrt. Die Multiplikatorwirkung ist immens: Ins Staples Center kommen pro Jahr mehr als vier Millionen Menschen. Sie jubeln nicht nur Kobe Bryant oder Chris Paul zu, sondern sehen auch, was sonst passiert in dieser Arena. Wenn sie erkennen, wie ökologisch dort gearbeitet und bestenfalls auch noch Geld gespart wird, setzen sie diese Ideen womöglich zuhause um.

Das Beispiel der erwähnten Pissoirs zeigt das schwierige Verhältnis der Politik zum Umweltschutz. «Wir wollten die Anlagen schon zwei Jahre früher installieren», sagt Chefingenieur Bill Pottorff: «Die Stadt Los Angeles hatte die Technologie jedoch noch nicht genehmigt, niemand wusste, was man damit anfangen konnte. Es gab zahlreiche Vorurteile, etwa dass es stinken würde.» Mittlerweile erhalte er zahlreiche Anrufe von Zuschauern, die sich über die Technologie informieren wollen, weil sie gesehen haben, dass es im Staples Center wunderbar funktioniert. «Wir sparen allein beim Wasser beinahe 30 000 Dollar pro Jahr», sagt Pottorff. Zahlreiche Restaurants und Kneipen in Los Angeles haben nach–gezogen, weil ihre Besitzer nach einem Besuch im Staples Center begeistert waren.

Wie kann Müll an Spieltagen reduziert werden?

Die GSA will über die Sportvereine einen Schneeball ins Rollen bringen, der immer grösser wird und irgendwann selbst jene mitreisst, die den Klimawandel für ein Märchen von Apokalyptikern halten. Die Organisation selbst stellt keine Zertifikate aus und gibt auch keine Richtlinien vor, sondern entwirft mit dem Natural Resources Defense Council (NRDC) und der amerikanischen Umweltschutzbehörde individuelle Lösungen für Sportvereine. Wie kann der Müll an Spieltagen reduziert werden? Können auf dem Stadiondach Sonnenkollektoren angebracht werden? Und sollen die Zuschauer wirklich dazu verführt werden, in der Halbzeitpause einen Monsterburger mit dreifacher Fleischmenge zu verdrücken? 

«Es geht darum, Strategien zu entwickeln, die nachhaltig funktionieren», sagt Pfahl: «Weil der Sport derart unter Beobachtung steht, hat er auch Gelegenheit, Menschen permanent zu erreichen.» Die Cleveland Cavaliers etwa begannen zunächst einmal, ihre eigenen Mitarbeiter zu sensibilisieren: durch das Bereitstellen von Bechern und Wasserfontänen statt dem Verkauf von Dosen, durch den Verzicht aufs Ausdrucken von Mails und Statistiken — und durch einen Wettbewerb, welcher Angestellte sich am vorbildlichsten verhält.

Bei den Seattle Mariners sorgte GSA-Vorstand Jenkins durch das Umrüsten des Stadions ab 2006 dafür, dass der Wasserverbrauch um 25 Prozent sank, der von Elektrizität um 30 und der von Gas gar um 60 Prozent. Dazu gelang es ihm, den Anteil von wiederverwertbarem Müll von 12 auf 81 Prozent zu erhöhen. «Das ist ein Bereich, an dem sich alle beteiligen können», sagt Jenkins: «Wir haben die Fans ein wenig übertölpelt. Denn wenn es keine Mülleimer mehr gibt, werden die kompostierfähigen oder verwertbaren Sachen automatisch in die richtigen Tonnen zum Rezyklieren geworfen.» 

Die Portland Trail Blazers versuchten es — neben dem Umbau der Arena und dem Beizug umweltfreundlicher Lieferanten — mit alternativen Transportmöglichkeiten: Mittlerweile kommen 30 Prozent der Zuschauer und mehr als 40 Prozent der Angestellten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zum Stadion. Die Arena ist die einzige Sporthalle in den USA, die vom Green Building Council den Gold-Standard verliehen bekam.

Jedes Mitglied der GSA probiert den Wandel also auf seine Art. Jenkins sagt dazu: «Jede Form des Begrünens ist letztlich positiv.»

«Der Sport ist hierzulande gerade dabei, seiner Verantwortung gerecht zu werden.»

Erste Ökologiebewegung Ende 50er Jahre

Man kann die aktuellen Bemühungen des amerikanischen Sports nicht erklären, ohne ein paar Jahre zurückzublicken. «Es gab drei wichtige ökologische Bewegungen in den Vereinigten Staaten», sagt Pfahl, «die erste bereits Ende der 50er Jahre.» Auch damals war der Sport massgeblich beteiligt. Um das zu verstehen, muss man nach Squaw Valley im Norden Kaliforniens fahren. Dort fanden im Jahr 1960 die Olympischen Winterspiele statt. Es gibt ein Bild der Gegend aus dem Jahr 1954 – fast eine Reizunterflutung: Es sind Berge zu sehen, auf denen ein bisschen Schnee liegt, viele Bäume und ein Feldweg. Der führt in einen Ort, der aussieht, als wäre seit dem Goldrausch mehr als hundert Jahre zuvor niemand mehr vorbeigekommen.

In diesem Ort fanden sechs Jahre später tatsächlich Olympische Winterspiele statt. «Es war eigentlich unmöglich», sagt David Antonucci, der das Buch «Snowball’s Chance» darüber geschrieben hat: «Die Organisatoren haben aber dafür gesorgt, dass es nicht nur Wettkampfstätten gab, und auch dafür, dass beinahe jedes Bauwerk auch danach noch genutzt werden konnte. Und sie haben darauf geachtet, dass nicht zu sehr in die Natur eingegriffen wird.» Es gab ein Haus, in dem alle Athleten wohnten und von dem sie zu allen Wettkampfstätten zu Fuss gehen konnten.

Walt Disney verzichtete auf Themenpark

In den vergangenen fünfzig Jahren hat sich eine schöne Wintersportgegend entwickelt. Und wieder lohnt es sich, darauf zu achten, was fehlt: eine Bobbahn etwa. «Nur zwei Nationen hatten ihre Teilnahme fest zugesagt», sagt Antonucci: «Weil eine Bobbahn sehr teuer und vor allem ökologisch unsinnig gewesen wäre, erhielt das Organisationskomitee vom IOC im Jahr 1957 die Erlaubnis, Bobfahren aus dem Programm zu streichen.» Was auch fehlt, ist ein Winter-Disneyland. Walt Disney war damals in die Organisation der Spiele eingebunden und wollte später an diesem Ort einen gewaltigen Themenpark errichten. Doch Umweltschützer warnten ihn vor den Konsequenzen und er liess es bleiben. Noch heute wehren sich Bürger vor allem im Norden gegen allzu viele Fünfsternhotels und Prachtbauten.

Vor wenigen Wochen kamen russische Journalisten nach Squaw Valley. Der nicht ganz unbegründete Verdacht: Russlands Präsident Wladimir Putin könnte sie geschickt haben, damit er die Spiele in Sotschi, die monströsen Bauten und die immensen Eingriffe in die Umwelt damit rechtfertigen könne, dass das die Amerikaner mehr als fünfzig Jahre zuvor auch nicht anders gemacht hätten. «Das ist jedoch überhaupt nicht zu vergleichen — in Squaw Valley wurde immens darauf geachtet, die Umwelt zu erhalten», sagt Antonucci. Die russischen Reporter seien recht enttäuscht wieder abgereist.

«Bei den Cleveland Cavaliers gibt es einen Wettbewerb, welcher Angestellte sich am vorbildlichsten verhält.»

Umweltbewusster Mitbegründer von Microsoft

Die zweite grosse Bewegung fand in den 90er Jahren während der Präsidentschaft von Bill Clinton statt. Der forderte vor allem Unternehmer auf, sich stärker für die Erhaltung der Umwelt zu engagieren. Philip Anschutz baute in dieser Zeit das Staples Center in Los Angeles und plante das Stadion für den Fussballverein Galaxy, ebenfalls eine Arena mit grünem Gütesiegel. Und natürlich gab es Paul Allen, den Mitbegründer von Microsoft, der die Seattle Seahawks (Football) besitzt, die Portland Trail Blazers (Basketball) und den Seattle Sounders FC (Fussball). Er gilt als ausgesprochener Umweltschützer. Als er in Seattle ein neues Stadion für die Seahawks und die Sounders errichten liess, musste die alte Arena abgerissen werden. 97 Prozent des Betons konnten wiederverwertet werden, 35 Prozent wurden beim Bau des aktuellen Stadions verwendet. Die drei Vereine von Allen gehörten später zu den Gründungsmitgliedern der Green Sports Alliance. 

Die Eagles sind absolut vorbildlich

Das führt zurück zur dritten und aktuellen Bewegung im amerikanischen Sport. Um sie effizient umgesetzt zu sehen, muss man nach Philadelphia reisen, zum Footballverein Eagles. «Der Verein ist absolut vorbildlich», sagt Pfahl: «Nicht nur weil er Pläne wirklich umsetzt, sondern auch weil er ein System entwickelt hat, die Zuschauer mitzureissen. Er hat etwa eine App lanciert, auf der die Fans die ökologischen Initiativen überwachen können.»

In diesem Fall lohnt es sich, nicht darauf zu achten, was fehlt — sondern darauf, was schon da ist. Wer vor dem Stadion steht, sieht 14 Windturbinen und mehr als 11 000 Solarpaneele auf dem Dach. Über 30 Prozent der benötigten Energie werden selbst produziert, den Rest beziehen die Eagles von umweltfreundlichen Anbietern. 98,9 Prozent des Mülls in der Arena ist rezyklierbar: Das zum Kochen der Snacks verwendete Öl wird in Biodiesel umgearbeitet, nicht gegessene Speisen werden an Obdachlose verteilt. Ach ja: Die Tierrechtsorganisation PETA führt die Arena als vegetarierfreundlichstes Stadion der Vereinigten Staaten.

«Wir besitzen und managen einen Verein, der landesweit im TV zu sehen ist», sagt Eigentümerin Christina Lurie: «Wir hoffen, dass wir durch die Investition in erneuerbare Energien ein gutes Beispiel sind, um andere Unternehmen zu ermuntern, noch besser zu sein als wir.» Wieder geht es nicht nur darum, selbst umweltfreundlich zu sein, sondern vor allem darum, Besucher des Stadions zum Mitmachen zu animieren. «Go Green» heisst die Initiative des Klubs – und es passt ganz wunderbar, dass die Vereinsfarbe Grün ist.

«Bei den Seattle Mariners schaffte man es, den Anteil von wiederverwertbarem Müll von 12 auf 81 Prozent zu erhöhen.»

Widersprüche wird es immer geben

«Es gibt Menschen, die zurzeit an einer Aussenhaut für Gebäude arbeiten, welche Kohlendioxid absorbiert. Wenn es das einmal gibt, sind wir auch dafür zu haben. Wir wollen uns ständig verbessern», sagt Lurie. So etwas reisst die Menschen mit: eine Vereinsbesitzerin, die nicht nur redet, sondern vor allem etwas macht. Das bräuchte auch die amerikanische Politik: einen Anführer, der nicht nur fulminante Reden hält, sondern diesen auch fulminante Taten folgen lässt.

Bei aller Begeisterung über die Green Sports Alliance darf nicht vergessen werden, dass der amerikanische Sport einen deutlichen ökologischen Fussabdruck hinterlässt. Die Akteure sind permanent mit dem Flugzeug unterwegs, die Seattle Mariners etwa werden in der Saison 2014 insgesamt knapp 84 000 Kilometer reisen, um zu den 81 Auswärtsspielen zu gelangen. Die Footballliga NFL schickte am 27. Oktober 2013 die San Francisco 49ers und die Carolina Panthers nach London, um dort ein Saisonspiel auszutragen. Das Stadion der Dallas Cowboys, das für 1,3 Milliarden Dollar errichtet und 2009 eröffnet wurde, verbraucht während eines Spiels so viel Energie wie ganz Nairobi. «Der gemeinsame Nenner dabei ist, dass der Einfluss von Sport auf die Natur negativ ist», sagt Pfahl: «Es ist nicht möglich, zu hundert Prozent grün zu arbeiten, es wird immer Widersprüche geben. Was wir tun können, ist, unseren Einfluss auf die Natur zu minimieren.»

Die Green Sports Alliance bemüht sich gerade um eine Expansion, sowohl in den Vereinigten Staaten (Pfahl: «Es sollten noch mehr Universitäten und kleinere Sportvereine integriert werden.») als auch weltweit. Die Hamburg Freezers sind bereits Mitglied, die Tele2Arena in Stockholm und The Hydro in Glasgow ebenso. Der nächste Schritt wäre eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Olympischen Komitee oder dem Fussball-Weltverband Fifa.

Stadion mit 1727 Sonnenkollektoren

Der amerikanische Sport versucht gerade zu leisten, was der Politik nicht gelingt. Und man muss sagen: Er ist durchaus erfolgreich. Wer das Staples Center verlässt, ärgert sich vielleicht über die Niederlage der Lakers. Er bemerkt jedoch, wenn er auf das Dach mit den 1727 Sonnenkollektoren und die Ladestationen für Elektroautos auf dem Parkplatz blickt, dass er auf dem Klo kein Wasser verbraucht hat, dass er den leeren Getränkebecher zurückgegeben hat, dass der Snack in Papier eingewickelt war, das rezykliert werden kann — und dass er nun mit einem öffentlichen Verkehrsmittel heimfährt. Wer eine Eintrittskarte besitzt, muss dafür weniger bezahlen.

Mit einem Besuch des Staples Center rettet niemand den Planeten. Aufmerksame und umweltbewusste Gäste aber könnten dazu animiert werden, sich über den eigenen ökologischen Fussabdruck Gedanken zu machen. 


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