Kurzreferat von Verena Mühlberger
Kurzreferat von Verena Mühlberger
Gefährliche Illusion
Die Ecopop-Initiative beschwört ein Idyll, das wir uns angeblich nur erhalten können, indem wir uns abkapseln. Dieser vermeintliche Zauber ist in Wirklichkeit ein geschickter Trick: eine Illusion. Nichts deutet darauf hin, dass das Schwinden von unberührter Natur in diesem Land mit der Einwanderung in einem engen Zusammenhang steht. Es sei denn, dass diese Menschen vielleicht zu jenem Wohlstand beigetragen haben, mit dem wir Einheimischen immer mehr Pro-Kopf-Wohnraum, immer mehr Konsum, immer mehr Mobilität finanzieren.
Wenn wir es ernst nehmen mit dem Schutz unserer hiesigen Umwelt, dann nur, indem wir echte Lösungen anstreben: einen suffizienten, nachhaltigen Lebensstil und ein Zusammenleben, das die Menschen einander näher bringt, statt sie zu trennen.
Greenpeace anerkennt die Anliegen der Initianten. Das ungebremste Wachstum der Menschheit kann tatsächlich Leid verursachen. Aber wir dürfen nicht davon ausgehen, dass die Zerstörung der Biosphäre auf die von Ecopop beklagte «Überbevölkerung» zurück zu führen ist. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass hohe Geburtenraten mit schlechter Bildung, der Unterdrückung von Mädchen und Frauen und überhaupt mit sozialem Unrecht korrelieren. Zunehmend führen Klimawandel und die Ausbeutung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu Konflikten und Migration. Und damit zu noch mehr Leid.
Es sind nicht die Menschen mit dem kleinsten ökologischen Fussabdruck, die verantwortlich sind für die Ursachen. Deshalb im armen Süden in «freiwillige Familienplanung» zu investieren klingt bestenfalls – naiv. Wenn Ecopop unbedingt Präservative verteilen will, bitte warum nicht unter den Reichen dieser Welt?
Die Lösung für unsere wahren Probleme – sie sind immens, global und machen nicht an der Schweizer Grenze Halt – liegt darin, dass wir lernen, zu teilen, uns einzuschränken und eine kluge, soziale, nachhaltige und trotzdem weltoffene Politik einzuleiten. Greenpeace steht für diese Politik, hier und weltweit. Wir treten für eine 2000-Watt-Gesellschaft ein. Für eine natürliche, vielfältige, soziale Landwirtschaft. Und für eine gerechtere Aufteilung der Reichtürmer unserer Erde.
Die Lösung liegt nicht darin, uns noch einige Jahre einen idyllischen «Nationalpark des Wohlstands» zu erhalten, der ohnehin dem Untergang geweiht ist, wenn wir Menschen so weitermachen. Im Gegenteil, solche Scheinlösungen sind gefährlich, denn sie lenken vom Bemühen um echte Lösungen ab.
Pressekonferenz vom 26. August 2014