In Kernmantel des Atomkraftwerks Mühleberg wurden neue Risse entdeckt, wie die BKW gestern mitteilte. Es geht um bis zu 10 cm (!) lange Risse, die neu nicht nur waagrecht, sondern auch senkrecht zu den Schweissnähten verlaufen. Obwohl das ENSI schon vor 24 Jahren eine Sanierung des Kernmantels verlangte, wurden bisher nur provisorische Massnahmen umgesetzt. Dabei verschlechtert sich der Zustand des Kernmantels von Jahr zu Jahr.

In Kernmantel des Atomkraftwerks Mühleberg wurden neue Risse entdeckt, wie die BKW gestern mitteilte. Es geht um bis zu 10 cm (!) lange Risse, die neu nicht nur waagrecht, sondern auch senkrecht zu den Schweissnähten verlaufen. Obwohl das ENSI schon vor 24 Jahren eine Sanierung des Kernmantels verlangte, wurden bisher nur provisorische Massnahmen umgesetzt. Dabei verschlechtert sich der Zustand des Kernmantels von Jahr zu Jahr.


Keine Frage: Das AKW Mühleberg müsste aus Sicherheitsgründen sofort abgeschaltet werden.

 

Zu behaupten – wie die Aufsichtsbehörde ENSI – die neuen wie die bestehenden Risse würden kein Risiko darstellen, ist schlichtweg heuchlerisch. Die Realität zeigt, dass das Verhalten von Material unter Extrembedingungen, wie sie in einem Atomkraftwerk herrschen, schlecht bekannt ist und vorausgesagt werden kann. Man weiss nicht genau, wie hoher Druck und Temperaturen sowie permanenter Stress durch radioaktive Strahlung sich auf die Komponenten eines über 40 Jahre alten Kraftwerks auswirken. Das gilt auch für den Kernmantel von Mühleberg.

Diese Tatsache wird durch die Situation in den beiden belgischen AKW Doel 3 und Tihange 2 illustriert, wo 2012 plötzlich Tausende Risse entdeckt wurden. Die Risse befinden sich dort zwar nicht im Kernmantel, sondern im Reaktordruckbehälter, grundsätzlich ist aber die Problematik genau dieselbe: Trotz intensiver Untersuchungen kann Auftreten und Verhalten der Risse nicht prophezeit werden. Schlimmer: frühere Annahmen erwiesen sich in Belgien als falsch. Die Alterungseffekte bergen also viele Unbekannte. Und ein Weiterbetrieb stellt ein Experiment dar, das mit einem Atomunfall enden könnte.

Wie müsste sich unsere Atomaufsicht in einer solch ungewissen Situation verhalten?

Sie müsste das Vorsorgeprinzip walten lassen und ein Weiterbetrieb von Mühleberg verhindern, zumindest bis die Risse und die anderen groben Sicherheitsdefiziten behoben wurden. Und dies unabhängig davon, wie lang noch das Atomkraftwerk betrieben werden soll. Das passierte so in Belgien, wo die beiden betroffenen AKW seit Monaten abgeschaltet sind. Alles deutet darauf hin, dass sie nie mehr ans Netz gehen werden. Die Laisser-faire-Haltung des ENSI ist im Fall von Mühleberg unverständlich.

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