Der Oberste Gerichtshof Indiens hat 214 Kohleabbau-Lizenzen, die seit 1993 im Besitz von Privatfirmen sind, für illegal erklärt. Eine dieser Kohleminen bringt uns zur Geschichte von Mahan, einem der ältesten Salbaumwälder Asiens und Lebensraum von über 50’000 Menschen.
Der Oberste Gerichtshof Indiens hat 214 Kohleabbau-Lizenzen, die seit 1993 im Besitz von Privatfirmen sind, für illegal erklärt. Eine dieser Kohleminen bringt uns zur Geschichte von Mahan, einem der ältesten Salbaumwälder Asiens und Lebensraum von über 50’000 Menschen.
Mahan war schon immer ein Paradebeispiel für Illegalität und Regelwidrigkeiten im Kohlegeschäft. Von Beginn weg und bis heute war die Geschichte Mahans gezeichnet von Korruption, schmutzigen Geschäften und Einschüchterungstaktiken. Die Vergabe der Mine an Essar, welche vom Obersten Indischen Gerichtshof später als «illegal» eingestuft worden war, stellte für den Fall Mahan die Öffnung der Pandora-Büchse dar.
1. Die lange und komplizierte Mahan-Saga spielt in der Indischen Provinz Madhya Pradesh. Sie beginnt mit dem Protest des ehemaligen Umweltministers für den vor Artenvielfalt strotzenden Mahan-Wald und gegen den Grosskonzern Essar, der alle Hebel in Bewegung setzte, um die Kohlevorkommen im Mahan-Wald ausbeuten zu können. Das Ausmass und die Schlagkraft der Lobbyarbeit spiegelte sich drei Wochen später im Entscheid der Regierung von Madhya Pradesh wider, die in so kurzer Zeit ihre Haltung von einem NEIN zu einem JA änderte und somit Essar Tür und Tor öffnete, um in Mahan mit den Kohleabbauarbeiten zu beginnen.
2. Der Druck auf das Umweltministerium, die Kohleabbau-Genehmigung für Essar aufrecht zu erhalten, blieb sogar nach dem Wechsel des Postens des Umweltministers weiterhin bestehen. Um diesen Prozess zu beschleunigen ging der Ministerpräsident von Madhya Pradesh Berichten zu Folge sogar in einen Hungerstreik.
3. So dreckig und korrupt die Politik in dieser Sache auch war, einige Prozesse mussten trotzdem befolgt werden. Einer dieser war es die Einheimischen soweit zu kriegen, dass sie ihr Land gegen eine angemessene Entschädigung abgeben. Am 6. März 2013 wurde ein Gram Sabha in Mahan abgehalten und die Einheimischen stimmten der Kohlemine anscheinend zu. Als Waldrechts-Aktivisten durch den «Right of Information Act» die Dokumente einsehen konnten flogen etliche Fälschungen auf: Unterschriften von Leuten, die schon seit Jahren tot waren, wie auch solche, die gar nicht am Gram Sabha teilgenommen hatten.
4. Nach monatelang anhaltendem Druck des Konzerns und der Regierung mit dem Ziel, ihnen ihre Heimat und Lebensgrundlage zu überlassen, wurde die einheimische Bevölkerung aktiv. Am 22. Januar 2014 gingen die Einheimischen zusammen mit Greenpeace zu Essars Hauptquartier in Mumbai und forderten sie auf, ihre Pläne, Kohle in Mahan fördern, abzubrechen. Der Grosskonzern reagierte auf die Forderung, in dem sie die Teilnehmer der friedlichen Proteste auf Schadenersatz wegen Verleumdung verklagte.
Als der Konzern und die Regierung realisierten, dass ihnen eine wachsende Bewegung gegen die Idee in Mahan Kohle abzubauen gegenüberstand, begannen die Einschüchterungsversuche. Während den neun Monaten, in denen eine grosse Diskussion um Mahan entfachte, in Indien, wie auch im Ausland, wurden zig Leute grundlos verhaftet, Todesdrohungen ausgesprochen, Kommunikations-Ausrüstung beschlagnahmt und sogar verzweifelte einstweilige Verfügungen ausgestellt gegen Einheimische, um sie von Essars Kraftwerken fern zu halten.
Die Geschichte von Mahan ist nicht nur die Geschichte um eines der ältesten Salbaumwälder Indiens, sondern von jedem Kohlevorkommen, das in einem Wald liegt. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, wie das Verlangen nach Kohle uns das Land wegnimmt. Indien ist am Scheideweg. Eine Richtung soll Fortschritt bringen, dies jedoch durch abwegige Schritte, wie dem Abholzen von Wäldern, und durch die Verwässerung der Rechte von Waldbewohnern. Die andere Richtung mag etwas langsamer erscheinen, aber wird sicherstellen, dass jede einzelne Person in Indien von der Entwicklung und dem Fortschritt profitieren können soll.
Das heutige Gerichtsurteil ist eine grossartige Möglichkeit für die neugewählte Regierung um sicherzustellen, dass sie ihrem Wahlspruch «sabka saath sabka vikaas» treu bleiben, was bedeutet, die Rechte der Waldbewohner zu respektieren und umweltfreundlich zu handeln.