Der internationale Klimagipfel in Lima hat am Sonntag mit einem Minimal-Kompromiss geendet. Schwierige Entscheide wurden auf die lange Bank geschoben. Bis zum entscheidenden Gipfel in Paris in einem Jahr, an dem ein neues Weltklimaabkommen beschlossen werden soll, muss also noch viel geschehen. Es sind aber auch Lichtblicke in Sicht.
Der internationale Klimagipfel in Lima hat am Sonntag mit einem Minimal-Kompromiss geendet. Schwierige Entscheide wurden auf die lange Bank geschoben. Bis zum entscheidenden Gipfel in Paris in einem Jahr, an dem ein neues Weltklimaabkommen beschlossen werden soll, muss also noch viel geschehen. Es sind aber auch Lichtblicke in Sicht.
Wenig erreicht: Der peruanische Umweltminister Manuel Pulgar Vidal an einer Medienkonferenz am Klimagipfel in Lima © Ernesto Benavides / Greenpeace
Klimagipfel gleichen ereignislosen Fussballspielen. Keiner wagt sich in die Offensive, alle konzentrieren sich auf die Verteidigung, und nach Ende der offiziellen Spielzeit ist nichts entschieden – es geht in die Verlängerung. Diesem Muster folgte auch die Klimakonferenz in Lima der vergangenen zwei Wochen. Am Freitag hätte eigentlich eine Einigung darüber bestehen sollen, wie nächstes Jahr in Paris ein verbindliches Klima-Abkommen zustande kommen kann. Doch erst in der Nachspielzeit am Sonntag wurde ein Schlussdokument verabschiedet – und mehr als ein lauer Kompromiss ist dieses nicht. Dabei leiden weltweit schon Millionen Menschen unter den Folgen des Klimawandels und die Zeit läuft uns davon, um mindestens noch das Minimalziel von höchstens 2 Grad Klimaerwärmung zu erreichen.
100% erneuerbar bis 2050?
Aber beginnen wir mit dem Highlight des Gipfels, quasi der einzigen Torchance des Spiels: die Aussicht auf einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis ins Jahr 2050. In einem Arbeitspapier, auf dessen Basis das eigentliche Klima-Abkommen entstehen soll, ist dieses Ziel festgehalten. Nun gilt es, dieses Ziel in den Vertrag von Paris zu retten und mit Massnahmen in Richtung einer Wende zu 100 Prozent erneuerbaren Energien zu unterstützen.
Ernüchternde Lektüre
Der Rest des Schlusspapiers von Lima liest sich hingegen ernüchternd. Unbefriedigend sind insbesondere die folgenden Punkte:
- Keine Transparenz über Reduktionsziele: Bis zum kommenden Frühling sollen die Länder ihre CO2-Reduktionsziele angeben sowie die Massnahmen dazu. Danach sollte eigentlich geprüft werden, ob die Ziele fair und angemessen sind. Doch diese Prüfung fällt nun weg – primär wegen des Widerstands von Indien und China. Das bedeutet, dass die Länder über ihre geplanten Bemühungen zum Klimaschutz keine Rechenschaft ablegen müssen.
- Mangelnde Vergleichbarkeit: Es wurde keine Einigung darüber erzielt, bis in welchem Jahr die Länder ihre Emissionsziele erreichen müssen, und auch welches Jahr für den Vergleich herangezogen wird, ist nicht festgelegt. So können mangelnde Bemühungen beim Klimaschutz weiterhin schöngerechnet werden.
- Fehlender Fahrplan für Klimafonds: Der so genannte Grüne Klimafonds, mit dem Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in betroffenen Ländern finanziert werden sollen, hat zwar während des Gipfels in Lima die symbolträchtige Marke von 10 Milliarden Dollar geknackt. Doch wie das Ziel von 100 Milliarden bis im Jahr 2020 erreicht werden soll, bleibt weiterhin offen. Immerhin wurde aber in Lima erstmals anerkannt, dass nicht nur Industrieländer in den Fonds einzahlen sollen.
- Aufteilung von Kosten und Reduktionen: Welches Land soll wie viel beitragen zum Kampf gegen den Klimawandel? Diese Frage bleibt unbeantwortet und wird eine der grossen Knacknüsse bei den Verhandlungen in Paris sein.
Ehrgeizige Ziele?
Auch das Verhalten der Schweiz kann nicht gerade als offensiv bezeichnet werden. Wohl sprach sich Klima-Ministerin Doris Leuthard am Gipfel für «ehrgeizigere Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und für mehr Investitionen in erneuerbare Energien» aus, wie das Bundesamt für Umwelt mitteilt. Doch die vom Bundesrat beschlossenen Reduktionsziele für die Schweiz sprechen leider eine andere Sprache.
Hoffen auf Paris
Der Klimagipfel von Lima hinterlässt einen ziemlich schalen Nachgeschmack. Was als «Lima Call for Climate Action» am Ende verabschiedet wurde, ist nur ein leiser Ruf nach mehr Klimaschutz. Das ist in Zeiten, in denen Millionen Menschen bereits unter den Folgen des Klimawandels leiden, noch viel zu wenig. Am nächsten Gipfel in Paris muss das Trauerspiel ein Ende haben, denn die Natur verhandelt nicht.
Schicken Sie Doris Leuthard in die Offensive als Schutzpatronin des Klimas!