Die Galápagos-Inseln sollten eigentlich nur in Mythologiebüchern vorkommen. Es ist ein Paradies, in dem uralte Riesenschildkröten umherwandern und exotische Kreaturen wie Meeresechsen in die Brandung tauchen. Die Galápagos-Inseln sind der Geburtsort der Evolutionstheorie und der erste Halt auf unserer aktuellen Schiffstour.
Ein Paradies für das Leben im Meer
Wir besuchen dieses Weltwunder, um den Erfolg des Galápagos-Meeresschutzgebiets zu zeigen. Es ist eines der besten Beispiele für gelebten Meeresschutz. Die ecuadorianische Regierung hat dieses rund 133’000 km2 grosse Meeresschutzgebiet im Jahr 1998 eingerichtet. Es wimmelt von Tausenden von Meereslebewesen, von Walhaien, grünen Schildkröten, Hammerhaien und verspielten Pelzrobben.
Eine überwältigende Anzahl von Fischen, wie der Königskaiserfisch, der Papageienfisch und der Mondfisch tauchen das Meerwasser in eine Explosion von Farben. Wir haben vor, all diese unvergesslichen Anblicke mit unserer Kamera einzufangen.
Überfischung jenseits der Meeresschutz-Grenze
Leider hat unsere Expedition auch eine Kehrseite. Durch das Meeresschutzgebiet verläuft eine «Unterwasser-Autobahn», über die die Arten durch die Galápagos-Region wandern. Ausserhalb des Meeresschutzgebiets bleibt der Ozean aber ungeschützt und offen für industrielle Fischerei, die das wertvolle und oft gefährdete Meeresleben zerstört. Und der Druck der Überfischung ausserhalb des Reservats könnte auch für das Leben im Reservat fatale Folgen haben.
Deshalb muss das Gebiet, das zwischen den nationalen Gewässern von Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Panama liegt, dringend geschützt werden. Die Regierungen haben bereits einige konkrete Schritte zum Schutz ihrer Küstengewässer unternommen und haben nun die einmalige Gelegenheit, auch das Gebiet in internationalen Gewässern zu schützen und es für industrielle Fischereiflotten zu sperren.
Schutzgebiete in internationalen Gewässern
Um unsere Argumente für ein neues Schutzgebiet zu untermauern, führen Wissenschaftler:innen an Bord der Arctic Sunrise Forschungsstudien durch, darunter auch eDNA-Tests: Im Wasser lebende Organismen geben Zellen ab, die genetisches Material enthalten. Wenn wir das Wasser sammeln und analysieren, können wir den Reichtum der biologischen Vielfalt in einem bestimmten Gebiet messen. Die innerhalb und ausserhalb des Schutzgebiets gesammelten eDNA-Daten dienen uns als weiteres Argument für die Einrichtung eines neuen und grösseren Meeresschutzgebiets.
Letztes Jahr verabschiedeten die UNO-Mitgliedsstaaten den historischen globalen Ozeanvertrag. Es ist ein Instrument, das Regierungen nutzen können, um neue Schutzgebiete auf hoher See zu schaffen. Allerdings müssen sie den Vertrag erst noch ratifizieren. Wenn dies mindestens 60 Staaten getan haben, ist ein grosser Schritt geschafft, um 30 Prozent der Ozeane bis 2030 zu schützen.