Viele von euch haben unsere Kampagne sowie die Tracking-Recherche bezüglich unverkaufter Ware verfolgt. Wir haben einen ökologischen Irrsinn aufgedeckt: Detailhändler vernichten in der Schweiz neue, voll funktionsfähige Produkte. Ob Retouren oder unverkaufte Lagerbestände, ein Teil dieser Produkte wird in seine Bestandteile zerlegt und zerstört. Über 8’500 Menschen haben dem CEO von Digitec Galaxus geschrieben und ihn gebeten, diese Ressourcenverschwendung zu stoppen. Nun hat er endlich geantwortet. In allen Einzelheiten. Aber auch transparent? Schauen wir uns die Antwort etwas genauer an.
Digitec Galaxus sagt, wir hätten sie aufgrund ihres Bekanntheitsgrades ausgewählt. Tatsächlich wollen wir ihre grosse Verantwortung hervorheben. Der Detailhändler ist im Schweizer Online-Handel marktführend. Mit der Behauptung, «fast alles» im Sortiment zu haben, und mit viel Werbung verleitet die Migros-Tochter zu Impulskäufen, prägt unsere Konsumgewohnheiten und schafft neue Bedürfnisse. Das führt zu Überkonsum, der Mensch und Umwelt schadet.
Wir freuen uns hingegen zu hören, dass Transparenz eines der Grundprinzipien von Digitec Galaxus ist. Vielleicht können wir nun darauf hoffen, die angefragten und immer noch fehlenden Zahlen zu erhalten. Namentlich sind das die Menge der unverkauften Ware in Stückzahl und Kilogramm sowie der betreffende Umsatz. Denn nein, Digitec Galaxus war nicht transparent. Sie beantworteten zwar unseren Fragebogen, versteckten sich aber hinter Prozentzahlen, obwohl wir auch nach absoluten Zahlen fragten.
Wir begrüssen es auch, dass Digitec Galaxus einräumt, dass sie sich verbessern können. Also alles halb so wild? Wie du dir denken kannst, gibt es ein Aber: Der CEO des Unternehmens ist der Ansicht, es gäbe Fälle, in denen es sinnvoll sei, neuwertige Ware zu vernichten. Ein vollständiger Vernichtungsstopp sei unmöglich. Wir halten dies für eine inakzeptable Position.
Auch wenn wir verstehen, dass abgelaufene Lebensmittel und ausgepackte Hygieneartikel nicht zurückgenommen werden können; wo liegt das Problem bei funktionsfähigen Elektro- und Elektronikgeräten unter 50 Schweizer Franken? Solche haben Greenpeace-Aktivist:innen bestellt, mit Trackern versehen, zurückgeschickt und Tag für Tag verfolgt, bis sie im Container landeten. Ist der nagelneue Toaster nicht wiederverwendbar? Ist es unmöglich, die Tastatur mit Maus in einwandfreiem Zustand weiterzuverkaufen? Wie viele Produkte unter 50 Franken werden sofort vernichtet, nachdem Kund:innen sie an Digitec Galaxus retourniert haben? Digitec Galaxus hat entschieden, keine Informationen zu diesem Thema preiszugeben.
Die Reise von Toaster Ursina und anderen Produkten
Das ganze Youtube-Video mit mehr Infos findest du hier.
Mit ihrer Recherche haben Greenpeace-Aktivist:innen gezeigt, dass Digitec Galaxus unverkaufte Waren nicht nur als letzten Ausweg vernichtet. Der CEO gibt zu, dass er die wirtschaftlichen Anforderungen nicht ignorieren kann: Es ist billiger, einen Teil der unverkauften Waren zu entsorgen, als sie für eine Wiederverwendung zu prüfen. Doch diese Ressourcenverschwendung geht auf Kosten der Umwelt und des Klimas.
In einem Punkt sind wir uns einig: Es gibt noch viel zu tun. Es gilt, die Vernichtung unverkaufter Waren zu stoppen, die Transparenz zu erhöhen und schliesslich, Geschäftsmodelle so umzugestalten, dass die Detailhändler nicht mehr zu Impulskäufen, übermässigem Konsum und der sinnlosen Verschwendung natürlicher Ressourcen verleiten.
Es reicht nicht aus, festzustellen, dass Reparaturen teurer sind als der Neukauf eines Produkts. Möchte Digitec Galaxus wirklich führend sein und zeigen, wie verantwortungsvoller Onlinehandel funktioniert, könnten sie nicht reparierbare Produkte aus dem Sortiment nehmen. Die Zeit drängt, wenn wir einen lebenswerten Planeten erhalten wollen: Digitec Galaxus und andere Detailhändler müssen jetzt wirkungsvolle Massnahmen ergreifen.
Die Zerstörung von unverkauften oder retournierten Produkten
Detailhändler vernichten in der Schweiz grosse Mengen an unverkauften Waren. Gemäss einer Schätzung von Greenpeace Schweiz vernichten alleine Digitec Galaxus, Fust, Interdiscount und Competec (brack.ch) in der Schweiz 300 Tonnen neue Elektro- und Elektronikprodukte pro Jahr. Die Detailhändler berichten aber nicht transparent darüber, wie viele neue Kleider, Kameras und andere Gadgets zerstört werden. Wir fordern vom Detailhandel, keine neuen Produkte mehr zu vernichten und transparent über den Umgang mit unverkauften Waren zu informieren. Mehr Infos im Infoblatt.