Globale Geschäfte, globale Verantwortung: Eine breite Koalition – Greenpeace ist mit dabei – hat die Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Schweizer Unternehmen sollen den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt verbindlich integrieren. Ab sofort werden Unterschriften gesammelt.
Globale Geschäfte, globale Verantwortung: Eine breite Koalition – Greenpeace ist mit dabei – hat die Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Schweizer Unternehmen sollen den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt verbindlich integrieren. Ab sofort werden Unterschriften gesammelt.
An einem August-Morgen vor neun Jahren fühlten sich Zehntausende von Menschen in Abidjan/Elfenbeinküste plötzlich krank. Sie litten an Übelkeit, Brechreiz, Kopfschmerzen, Hautreizungen und Atemproblemen. Was sie nicht wussten: In der Nacht hatte der damalige Schweizer Konzern Trafigura via den Frachter Probo Koala an mindestens 18 verschiedenen Stellen illegal Giftmüll entsorgt. Die Firma musste dafür nie gerade stehen.
Das ist kein Einzelfall: Katastrophale Arbeitsbedingungen in Kleiderfabriken in Asien oder Osteuropa, missbräuchliche Kinderarbeit bei der Kakaoproduktion in Westafrika, tödliche Emissionen in Sambia: In solche Missstände sind durch ihre weltweite Tätigkeit öfters auch Schweizer Konzerne verwickelt. Deshalb hat eine breite Koalition unterschiedlicher Organisationen – darunter Greenpeace Schweiz – heute in Bern eine Volksinitiative lanciert.
Verpflichtung zum weltweiten Schutz von Menschenrechten und der Umwelt
Die Konzernverantwortungsinitiative will, dass alle Unternehmen mit Sitz in der Schweiz zu einer Sorgfaltsprüfung im Bereich Menschenrechte und Umwelt verpflichtet werden. Dieses Instrument orientiert sich an den 2011 verabschiedeten «UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte». Demnach muss ein Konzern vorab all seine Geschäftsabläufe und -beziehungen durchleuchten, um mögliche Risiken für Mensch und Umwelt zu identifizieren. Anschliessend muss es solch potenziell negative Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit mit wirksamen Gegenmassnahmen bekämpfen. Und als dritten Schritt ist es verpflichtet, transparent über allfällig verletzte Rechte und die dagegen ergriffenen Vorkehrungen zu berichten.
Um zu gewährleisten, dass alle Unternehmen ihre Sorgfaltsprüfungspflicht wahrnehmen, sollen Schweizer Konzerne auch für Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden haften, die von ihnen kontrollierte Firmen begehen. Kann ein Unternehmen aber glaubhaft nachweisen, dass es die Sorgfaltsprüfung umfassend durchgeführt und alle nötigen Massnahmen getroffen hat, ist es von der Haftung befreit. Die Initiative wirkt also präventiv und gibt Unternehmen einen wirksamen Anreiz, das Richtige zu tun.
Wirtschaftsstandort Schweiz profitiert
Cornelio Sommaruga, ehemaliger IKRK-Präsident und Mitglied im Initiativkomitee, sieht die Initiative als wichtigen Schritt für unseren Wirtschaftsstandort: «Die Schweiz hat sowohl als Sitzstaat humanitärer Organisationen wie auch als Heimat vieler transnationaler Konzerne eine hohe Verantwortung. Im Interesse der Reputation unseres Landes müssen wir auch unsere Unternehmen in die Pflicht nehmen.» Auch andere Sitzstaaten global agierender Konzerne setzen auf Regulierung ihrer Unternehmen. In Frankreich hat etwa die Nationalversammlung Ende März einen Gesetzesvorschlag gutgeheissen, der in die gleiche Richtung wie die Konzernverantwortungsinitiative weist. Antoinette Hunziker-Ebneter, Ex-Vorsitzende der Schweizer Börse und heute CEO der Forma Futura Invest AG betont: «Mit dieser Initiative können wir eine neue Basis schaffen, auf der die zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen freiwilligen Initiativen und die staatlich regulierenden Bestrebungen zum Schutz der Menschenrechte und der Umwelt ineinandergreifen. Die Unternehmen erhalten so ein verbindliches Werkzeug, ihre Risiken zu minimieren. Dies stärkt ihren Wert genauso wie ihre Wettbewerbskraft.»
Die 66 lancierenden Organisationen sammeln ab sofort Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative. Helfen Sie mit, unsere Konzerne auch im Ausland zu sozialen Standards und Umweltschutz zu verpflichten. Unterschreiben Sie, sammeln Sie Unterschriften. Die Bögen können Sie direkt runterladen.