Nahe des zerstörten AKW Tschernobyl brennt der Wald. Aus den schwelenden Torfböden kann Plutonium in die Luft gelangen – einer der giftigsten Stoffe, die es gibt. 

Nahe des zerstörten AKW Tschernobyl brennt der Wald. Aus den schwelenden Torfböden kann Plutonium in die Luft gelangen – einer der giftigsten Stoffe, die es gibt. 


Ein schwerer Waldbrand hat sich bis in die 30-Kilometer-Sperrzone um die Atomruine von Tschernobyl ausgebreitet. (© Getty Images)

 

Am 26. April  brach in der Nähe der AKW-Ruine Tschernobyl der schwerste Waldbrand seit 1992 aus – genau am Jahrestag der Atomkatastrophe von 1986. In der 30-Kilometer-Sperrzone um den zerstörten Reaktor waren Medienberichten zufolge rund 300 Helfer im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Die ukrainische Regierung hat inzwischen Entwarnung gegeben, doch die Torfböden in der Region können durch Schwelbrände weiter gefährlich bleiben. Brennender Torf ist sehr schwer zu löschen.

Radioaktiv belastete Böden und Bäume
Nicht nur der zerstörte Reaktor selber ist durch das Feuer zusätzlich gefährdet. Boden und Vegetation um das AKW sind seit dem Super-GAU schwer kontaminiert. Neben geringer belasteten Stellen gibt es sogenannte Hotspots, die hochgradig verseucht  sind. Ausser radioaktivem Cäsium-137 und Strontium-90 ist dort auch Plutonium-239 zu finden, ein Abfallprodukt aus Atomkraftwerken. Plutonium ist nicht nur radioaktiv und besitzt eine Halbwertzeit von 24’000 Jahren, es ist auch hochgiftig.

«Viele der Feuerherde liegen südwestlich vom Reaktor, nur 15 bis 20 Kilometer entfernt», erklärt Heinz Smital, Kernphysiker und Greenpeace-Experte für Atomenergie. «In dieser Gegend ist der Boden besonders hoch kontaminiert. Der Rauch kann daher stark radioaktiv belastet sein. Deshalb ist die Situation sehr ernst.» 

Gefahr für Menschen in der Region
Wald- und Torfbrände sind in der Gegend von Tschernobyl keine Seltenheit. Schon 2010 wurde bei einem Feuer ein Teil der im Boden gelagerten radioaktiven Stoffe freigesetzt. Für die Menschen in der Region können die Brände dramatische Folgen haben. Mit dem Rauch könnten erneut radioaktiv verseuchte Russpartikel in ihre Atemluft gelangen, sich im Boden, auf Feldern und Pflanzen ablagern und so auch in die Nahrung gelangen – je nach Wetterlage auch grenzüberschreitend. Radioaktivität aus früheren Waldbränden bei Tschernobyl wurde noch in der Türkei nachgewiesen. 

Maroder Sarkophag über dem AKW
Inzwischen droht der Sarkophag, der den havarierte Reaktor schützen soll, zusammenzubrechen; die neue Schutzhülle ist jedoch noch im Bau. An einer Geberkonferenz wurde gestern Mittwoch immerhin mit rund 500 Millionen Euro der grösste Teil der fehlenden Geldmittel für die Fertigstellung der Schutzhülle gesprochen – 85 Millionen Euro fehlen aber noch.

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