Die negativen Folgen der industriellen Nahrungsmittelproduktion sind nicht akzeptabel. Nötig sind tiefgreifende Veränderungen. JedeR Einzelne kann mithelfen und Teil sein dieses Wandels. Es braucht eine Tisch-Revolution!
Die industrielle Landwirtschaft ist ein krankes und krankmachendes System. Monokulturen, Gentechnik, Kunstdünger und der massive Einsatz von Pestiziden sind Symptome dieses Systems, das von wenigen internationalen Konzernen kontrolliert wird. Der Handel, industrielle Landwirtschaftsbetriebe und Chemiegiganten wie Syngenta, Bayer, BASF und Monsanto üben einen enormen Druck auf den Markt aus. Diese Art von Landwirtschaft zerstört natürliche Ressourcen: Sie vernichtet Flora und Fauna – beispielsweise Bienen oder andere wichtige Bestäuber – und vergiftet unser Wasser, unsere Böden und unsere Nahrung. Sie gefährdet unsere Gesundheit und treibt Bäuerinnen und Bauern in den Ruin. Und sie verringert unsere Lebensmittelvielfalt dramatisch. Wir müssen aus diesem Teufelskreis heraustreten!
Wusstest du beispielsweise, dass die industrielle Landwirtschaft 2007 stündlich weltweit 269 Tonnen Pestizide versprühte? Das entspricht neun vollbeladenen Containern pro Stunde. Oder wusstest du, dass rund ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion auf dem Weg vom Feld zum Teller verdirbt und im Abfall landet? Allein mit den in Europa jedes Jahr verschwendeten Nahrungsmitteln könnten sich 149 Millionen Menschen ein Jahr lang ernähren — beispielsweise die Gesamtbevölkerung von Deutschland, Italien und Österreich (oder der Schweiz) zusammen.
Die Herstellung der Fleisch- und Milchprodukte, die eine durchschnittliche Person pro Jahr konsumiert, verbraucht 403’000 Liter Wasser; damit könnte dieselbe Person ein Jahr lang täglich 17 mal duschen. 2011 wurden in der EU 8481 Tonnen Antibiotika, das Gewicht von 706 Londoner Doppeldeckerbussen, für die industrielle Tierhaltung verkauft – dies obwohl Antibiotika-Resistenzen durch den massiven Einsatz der bakterienbekämpfenden Medikamente weltweit zunehmen und viele Menschen bei Infektionen in Lebensgefahr bringen.
Es ist fast unmöglich, auch nur annähernd alle Auswirkungen der industriellen und auf synthetischen Chemikalien basierenden Landwirtschaft zu erfassen. Die angeführten Beispiele sind bloss die Spitze des Eisbergs. Diese Zahlenspielerei könnte endlos weitergeführt warden. Zunehmend verstehen Menschen auf der ganzen Welt, dass dieses globale systemische Versagen nicht mehr weiter hingenommen werden kann.
Das Übel muss an der Wurzel gepackt werden
Um dieses kranke System zu heilen, reicht kein Heftpflaster. Greenpeace ist überzeugt, dass nur eine an ökologischen Prinzipien ausgerichtete Landwirtschaft, welche Menschen, Tiere, Gewässer und Böden schützt, die Welternährung dauerhaft sichern kann. Sieben Grundsätze stehen für uns im Zentrum:
1. Souveränität über die Erzeugung von Lebensmitteln:
Die Kontrolle über die komplette Produktionskette in der Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft liegt bei den Produzenten und Konsumenten. Sie entscheiden, wie und was sie essen oder produzieren, nicht die allein an ökonomischen Interessen ausgerichteten Konzerne.
2. Einträgliche Einkommen und ländliche Entwicklung
Es gehört zur Absurdität des aktuellen Systems agrarindustrieller Produktion, dass Bauern und Landarbeiter als Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte am meisten unter Armut und einem unzureichenden Zugang zu ausreichend hochwertigen Lebensmitteln leiden.
3. Stabile Erträge und effiziente Nutzung:
Ausreichend Nahrungsmittel für eine wachsende Weltbevölkerung zu erzeugen, verfügbar zu machen, diese gerecht zu verteilen und dabei gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen und zu erhalten, ist eine enorme Herausforderung. Diese zu meistern, kann nur gelingen, wenn mit ökologisch nachhaltigen Methoden ausreichend stabile Erträge erwirtschaftet werden können.
4. (Arten-)Vielfalt:
Vielfalt auf allen Ebenen der Produktion, vom Saatgut bis zur Landschaft, ist eine wesentliche Grundlage ökologischer Landwirtschaft. Die Biodiversität wird sowohl geschützt als auch genutzt. Mit ihrer Hilfe wird auch eine Vielfalt der Nahrung sichergestellt, die Basis einer ausgewogenen und gesunden Ernährung.
5. Gesunde Böden und sauberes, verfügbares Wasser:
Ökologische Landwirtschaft erhöht und erhält die Bodenfruchtbarkeit ohne den Einsatz von Agrochemikalien. Böden werden vor Erosion, Verschmutzung und Versauerung geschützt. Humusgehalt und Wasserhaltevermögen erhöhen sich.
6. Ökologische Kontrolle von Schädlingen:
Die Kontrolle von Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern gelingt in der ökologischen Landwirtschaft ohne Agrochemikalien.
7. Widerstandsfähigkeit der Produktionssysteme im Klimawandel:
Ökologische Landwirtschaft kann sich nicht nur besser auf den fortschreitenden Klimawandel einstellen, sie reduziert auch die Klimaeffekte der Landwirtschaft.
Ökologische Landwirtschaft bedeutet Fortschritt
«Innovative, ökologische Produktionsmodelle müssen den einzelnen Menschen wieder ins Zentrum stellen», sagt Marianne Künzle, Leiterin der Landwirtschaftskampagne von Greenpeace Schweiz. «Es braucht Nahrung für alle – ohne die Umwelt zu belasten, ohne Menschen und Tiere unnötigen Chemikalien und Medikamenten auszusetzen, ohne grossflächige Monokulturen, ohne Biodiversitätsverluste. Die Bauern sollen nicht einfach Landarbeiter sein, sondern Fachleute, die unsere Lebensgrundlagen pflegen und gesunde Lebensmittel herstellen. Ökologische Landwirtschaft schützt die Biodiversität statt sie zu zerstören. Sie verbindet wissenschaftliche Innovation mit dem Wissen lokaler Bauern.»
Ökologische Landwirtschaft ist modern, sie baut auf der Beziehung zwischen dir und den Bäuerinnen und Bauern auf. Und auf der Beziehung mit der Natur. Ökologische Landwirtschaft vereint Wissenschaft und Innovation mit Biodiversität. Sie trägt zur ländlichen Entwicklung bei und fördert die Lebensmittelsicherheit. Biobäuerinnen und Biobauern respektieren natürliche Kreisläufe, schützen unsere Ressourcen, Bienen und andere wichtigen Bestäuber. Zudem versorgen sie uns mit gesunden, schmackhaften Lebensmitteln.
Die gute Nachricht: Es ist zu schaffen!
Wir alle können dazu beitragen: Indem wir ökologische, saisonale und lokale Nahrungsmittel kaufen, beispielsweise auf dem Markt, oder weniger tierische Produkte essen. Wir können politische Realitäten verändern. JedeR Einzelne garantiert Nachfrage; wo sie besteht, wird investiert und weiterentwickelt. Verhelfen wir einer ökologischen Landwirtschaft zum Durchbruch!
Und unterschreibe unsere Petition «Glyphosat verbieten – jetzt!»