Betonwand drum, Deckel drauf und Schluss. So in etwa stellt sich der deutsche Konzern BASF vor, wie die Sanierung seines Teils der Chemiemüll-Deponie Kesslergrube vor den Toren Basels geschehen soll. Rund 200 Personen haben gestern Sonntag mit einem Protestspaziergang gegen dieses unverantwortliche Vorgehen demonstriert.
Betonwand drum, Deckel drauf und Schluss. So in etwa stellt sich der deutsche Konzern BASF vor, wie die Sanierung seines Teils der Chemiemüll-Deponie Kesslergrube vor den Toren Basels geschehen soll. Rund 200 Personen haben gestern Sonntag mit einem Protestspaziergang gegen dieses unverantwortliche Vorgehen demonstriert.
Rund 200 Personen haben am Sonntag friedlich gegen die geplante Billig-Sanierung der Kesslergruppe demonstriert © Greenpeace-Regionalgruppe Basel
Es war ein Sonntagsspaziergang der besonderen Art zu dem sich Jung und Alt gestern trafen – ein Protestspaziergang für sauberes Trinkwasser und einen Totalaushub der Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen. Diese Chemiemüll-Deponie wurde bis in die 70er Jahre von zwei grossen Firmen genutzt um ihren giftigen Müll zu entsorgen: dem Schweizer Pharma-Konzern Roche und dem deutschen Chemie-Unternehmen BASF. Roche hebt nun seinen Teil der Kesslergrube aus und entsorgt die Altlasten. BASF hingegen will ihren Teil bloss mit einer sogenannten Umspundung abdichten und einen Deckel drauf setzen.
200 Personen folgten dem Aufruf der Greenpeace-Regionalgruppe Basel, der Bürgerinitiative «Zukunftsforum Grenzach-Wyhlen» und der BUND-Ortsgruppe Grenzach-Wyhlen. Da wurde der Sohn im Kinderwagen mit der Aufschrift «Denkt an meine Zukunft!» mitgeschoben und viele Ältere kamen mit Fahrrädern, welche sie unterstützend auf der sechs Kilometer langen Strecke mitschoben. Bei sonnigen 25 Grad hatten die protestierenden SpaziergängerInnen glänzende Laune. Gelbe Fässer wurden auf Sackkarren von Grenzach-Wyhlen nach Basel gerollt und Slogans forderten «Verantwortung übernehmen = Kesslergrube totalsanieren!» oder «BASF: Totalaushub jetzt». Den Abschluss bildete am Basler Marktplatz ein Picknick mit Kuchenbuffet und verschiedenen Reden von Experten und Engagierten. Friedlich und hoffnungsvoll trugen wir unsere Forderungen vor dem Basler Rathaus vor.
Grundwasser kennt keine Ländergrenzen
Nach Schweizer Gesetz ist die «Methode BASF» gar nicht zulässig: Deckel drauf und vergessen, das geht hierzulande nicht. Das Problem geht jedoch nicht nur die Deutschen an, sondern auch die Schweizer an der Grenze, denn die Tonnen an Chemiemüll reichen bis in das Grundwasser. Und dieses ist für alle frei zugänglich und kennt keine Ländergrenzen. Noch heikler macht die ganze Angelegenheit, dass gleich zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen für die Stadt Basel in unmittelbarer Nähe der Kesslergrube liegen. Unter diesen Voraussetzungen sollte ganz eindeutig nur die sicherste Variante der Sanierung, ein Totalaushub, in Erwägung gezogen werden. Stattdessen will BASF lieber eine Viertelmilliarde Euro sparen und dafür den kommenden Generationen verseuchten Boden hinterlassen.
Verantwortung auf zukünftige Generationen abschieben
Nach 50 Jahren geht die Verantwortung für die Grube zudem auf die Allgemeinheit über; doch wie lange die Betonhülle hält und welche Folgen in Zukunft noch zu erwarten sind, sind zudem unklar. Um dies zu verhindern haben die Gemeinden Grenzach-Wyhlen, Muttenz und Riehen Einspruch beim Landratsamt Lörrach eingelegt. Bis Ende Juli soll dann beim Regierungspräsidium Freiburg ein Entscheid gefällt werden. «Ein Totalaushub wurde bisher von den verantwortlichen Firmen noch nie wirklich freiwillig durchgeführt. Dafür braucht es den Druck der Bevölkerung», so Martin Forter, Altlastenspezialist und Redner beim Protestspaziergang am Marktplatz. Dieser Druck, er wächst nun auch rund um die Kesslergrube.