Die US-Administration gibt Shell grünes Licht für seine hochriskanten Ölbohrungen in Alaska. Für die Natur, die indigene Bevölkerung und die einzigartige Tierwelt der arktischen Region muss nun das Schlimmste befürchtet werden.

Die US-Administration gibt Shell grünes Licht für seine hochriskanten Ölbohrungen in Alaska. Für die Natur, die indigene Bevölkerung und die einzigartige Tierwelt der arktischen Region muss nun das Schlimmste befürchtet werden.

Dienstag, 18. August 2015

© Greenpeace / Ex-Press / Flurin Bertschinger

 

Wenn sich der Energieverschwender Nr. 1 und einer der grössten Ölkonzerne zusammentun, haben es Opponenten schwer: Das US-amerikanische Bureau of Safety and Environmental Enforcement BSEE hat Shell in Washington grünes Licht gegeben für seine Ölbohrungen in Alaska. Der britisch-niederländische Konzern, der bereits mit Probebohrungen begonnen hat, hatte sich jahrelang um die Zulassung bemüht.

Die jetzt erteilte Bewilligung ist nicht nachvollziehbar. Denn sollte Shell in der Tschuktschensee Öl finden und mit der Förderung beginnen, schätzt die US-Regierung selber die Wahrscheinlichkeit für einen oder mehrere schwere Unfälle während des vorgesehenen Förderzeitraums von 51 Jahren auf 75 Prozent! «Es ist unfassbar, dass Shell so skrupellos die Umwelt und ein so einzigartiges Ökosystem wie die Arktis gefährdet – und dafür auch noch die offizielle Genehmigung der US-Behörden bekommt», sagt Thomas Stahel, Leiter der Arktiskampagne von Greenpeace Schweiz. «Die Lager der Ölkonzerne sind schon jetzt übervoll. Wenn wir die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad begrenzen wollen, dürfen die arktischen Ölvorkommen nicht ausgebeutet werden.»

Gier siegt über Demut

Shell produziert in seinem Arktis-Projekt seit Jahren eine Panne nach der anderen. Ein Ölunfall könnte das arktische Ökosystem für lange Zeit schwer schädigen. Aufgrund der tiefen Temperaturen in der Arktis kann austretendes Öl nur extrem langsam abgebaut werden. Gleichzeitig wäre es unmöglich, auslaufendes Öl unter einer geschlossenen Eisdecke zu stoppen – weltweit gibt es bis heute keine Methode dafür. Die indigene Bevölkerung fürchtet um ihre Lebensgrundlagen. Eine einzigartige, teils endemische Tierwelt ist massiv bedroht. Offenbar kümmert das weder die US-Administration noch Shell. Die Gier scheint zu siegen. Mitkassieren will auch eine Schweizer Firma: Die Ölplattform, die Shell für die riskanten Bohrungen in der Arktis benutzen will, stammt vom Zuger Konzern Transocean.

Vor fünf Jahren explodierte in Golf von Mexiko dessen Ölplattform Deepwater Horizon. Das Unglück machte einmal mehr deutlich, dass die Ölindustrie keinen blassen Schimmer hat, wie sie solche Unfälle vermeiden, geschweige denn in den Griff bekommen kann. Dennoch bohrt sie weiter. Weltweit gibt es mehr als 6000 Förderplattformen; allein  in der Nordsee sind es knapp 500. Auf den Plattformen vor den deutschen Küsten ereignen sich jährlich hunderte von Zwischenfällen, bei denen – wie 2007 – mehrere tausend Tonnen Öl ins Meer gelangen können. Hinzu kommt die Verunreinigung durch den alltäglichen Betrieb: im Jahr 2012 über 8000 Tonnen. Die Öffentlichkeit erfährt jedoch nur von den grossen Katastrophen.

Zunehmende Opposition gegen Ausbeutung der Arktis

Weltweit wächst der Protest gegen den Ölmulti Shell. Vor allem in den USA, wo die Flotte von Shell vor dem Start in die Arktis anlegte, fanden kreative Proteste statt. Greenpeace-AktivistInnen versuchten mehrfach, Shells Schiffe und Plattformen zu besetzen und zu blockieren. Im Juni hatten besorgte UmweltschützerInnen an sämtlichen Shell-Tankstellen Zürichs protestiert. Sogar bekannte US-PolitikerInnen der Demokratischen Partei wie Al Gore und Hillary Clinton äusserten jüngst Zweifel an der Sicherheit von Ölbohrungen in der Arktis. Oregons Senator Jeff Merkley hat zusammen mit fünf anderen US-Senatoren ein Gesetz gegen arktische Ölbohrungen vorgeschlagen. Auch der russische Konzern Gazprom, der in der Arktis seit eineinhalb Jahren nach Öl bohrt, sieht sich immer wieder mit Protesten konfrontiert.

Bereits über sieben Millionen Unterschriften für den Schutz der Arktis hat Greenpeace weltweit gesammelt. Unterzeichne auch du unsere Petitionen! Wir setzen uns weiterhin ein für ein Verbot von Ölbohrungen in ökologisch sensiblen Gebieten wie der Arktis und für ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten, das mindestens 40 Prozent der Meeresfläche umfasst.

 


 

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