Für das herzkranke und zurzeit ausser Betrieb stehende AKW Beznau war der Marathon eindeutig schon zu lang: Nun stellt sich heraus, dass das älteste AKW der Welt einem schweren Erdbeben nicht standhalten würde. Den entsprechenden Sicherheitsnachweis konnte Betreiberin Axpo bislang nur erbringen, weil die Atomaufsichtsbehörde ENSI die falschen Grenzwerte anwendete.

Für das herzkranke und zurzeit ausser Betrieb stehende AKW Beznau war der Marathon eindeutig schon zu lang: Nun stellt sich heraus, dass das älteste AKW der Welt einem schweren Erdbeben nicht standhalten würde. Den entsprechenden Sicherheitsnachweis konnte Betreiberin Axpo bislang nur erbringen, weil die Atomaufsichtsbehörde ENSI die falschen Grenzwerte anwendete.

Donnerstag, 20. August 2015

© Greenpeace / Michael Würtenberg

«Es ist wie wenn ein Primarschüler die Prüfung nicht besteht, der Lehrer aber die Messlatte so weit nach unten anpasst, bis die Note trotzdem noch genügend ausfällt», erklärt Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace Schweiz. Zusammen mit AnwohnerInnen und VertreterInnen anderer Umweltverbände hat er heute ein neues Rechtsverfahren vorgestellt.

«Im Unterschied zur einer Schulprüfung steht aber beim AKW Beznau die Sicherheit der Bevölkerung auf dem Spiel», so Kasser. «Nach der Atomkatastrophe in Fukushima sollte jedem klar sein, welche verheerenden Auswirkungen die Freisetzung von Radioaktivität haben kann.»

Es gilt zu hoffen, dass der neue Befund nicht nur ein juristisches, sondern auch ein politisches Erdbeben auslöst, denn das älteste AKW der Welt ist bereits mit zahlreichen Sicherheitsproblemen konfrontiert: der fehlende Schutz gegen Flugzeugabstürze, die Korrosion in der Stahlschutzhülle (Containment) sowie der ungenügende Hochwasserschutz. Die neu entdeckten Materialfehler im Herzstück der Anlage, dem Reaktordruckbehälter, haben die Sicherheitsmängel von Beznau zusätzlich verschärft.

Angesichts dieser Sicherheitsdefizite erhält die Forderung nach einer sofortigen Abschaltung des AKW Beznau neuen Schwung. Die Anlage steht zurzeit still und Reaktor 1 wird ohnehin frühestens im nächsten Jahr wieder ans Netz gehen können, weil zuerst umfassende Prüfungen vorgenommen werden müssen. Die Schweiz hat diese Woche bewiesen, dass es problemlos ohne Atomstrom auskommen kann. Nun soll dies auch der Ständerat einsehen und im September eine verbindliche Laufzeitbeschränkung für alle Schweizer AKW beschliessen.

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