Seit Jahren beziehen die AKW Beznau (Axpo) und Gösgen (Alpiq, ehemals Atel) grosse Mengen Kernbrennstoff von der russischen Atomfirma TVEL. Die Undurchsichtigkeit dieser Geschäftsbeziehungen war Anlass für die im Jahr 2009 veröffentlichte Greenpeace-Studie «Recycling von Wiederaufarbeitungsuran? Ein Einblick in die Geschäfte der Schweizer Atomindustrie mit russischen Brennstoffproduzenten».
Der Bericht liefert Befunde, die dem von der Atomindustrie propagierten sauberen Kreislauf des Brennstoffs Uran widersprechen. So zeigt die Recherche auf, dass der Löwenanteil des zur Wiederaufbereitung nach Russland geschickten schweizerischen Urans gar nicht in die Schweiz zurückkehrt, sondern im Brennstoff für marode Reaktoren vom Typ Tschernobyl endet. Ebenfalls auf den Bericht stützt Greenpeace den Vorwurf an die Axpo, deren «Umweltdeklaration KKW Beznau» beruhe auf einer Falschdeklaration. Die Axpo (vormals NOK) gibt nämlich an, für ihren Brennstoff werde hoch angereichertes Uran aus Atomwaffenbeständen eingesetzt. Die Recherchen von Greenpeace hingegen zeigen, dass bloss mittel angereichertes Uran aus Schiffsreaktoren verwendet wird. Dies hat zwei Konsequenzen: Zum einen kann die Axpo nicht länger Werbung damit machen, dass der Betrieb des AKW Beznau zur Kernwaffenabrüstung in Russland beitrage. Zum andern muss die Umweltdeklaration von Grund auf neu berechnet werden, denn mittel angereichertes Uran wird in Atomanlagen ex-sowjetischer Bauart hergestellt, was die Ökobilanz entsprechend verschlechtert.
Der Bericht ist das Ergebnis einer rund ein Jahr dauernden Untersuchung mehrerer Rechercheure. Er basiert auf Abklärungen vor Ort sowie einer minutiösen Sichtung aller zugänglichen Informationsquellen, wie etwa der Publikationen der Internationalen Atomenergiebehörde und direkter Anfragen bei den Schweizer AKW-Betreibern. Die Studie zeigt auch auf, wie stark sich die Zahlenangaben zu den Stoffflüssen zwischen der Schweiz und Russland je nach Quelle (IAEA, NOK, Bundesamt für Energie) unterscheiden.