Bald gibt es kein Produkt und keine kommerzielle Werbung mehr ohne Nachhaltigkeitsversprechen. Ebenso weit verbreitet ist Greenwashing. Mehrere parlamentarische Vorstösse wollten nun diese Praktiken kontrollieren und Regeln festlegen. Der Bundesrat sieht jedoch keinen Handlungsbedarf.
Vor einem Jahr zeigte eine Umfrage bei 3’500 Personen in der Schweiz, durchgeführt von der Allianz der Konsumentenorganisationen, wie leicht Konsumentinnen und Konsumenten auf unbegründete Umweltbehauptungen hereinfallen. In einer repräsentativen Umfrage, die Greenpeace Schweiz im April dieses Jahres veröffentlichte, waren 80 Prozent der Befragten dafür, dass Unternehmen verpflichtet werden sollten, grüne Werbeversprechen zu belegen. Zahlreiche andere Studien bestätigen die Notwendigkeit, «Green Claims» besser zu regulieren, damit Verbraucherinnen und Verbraucher zwischen wirklich nachhaltigen und grün gewaschenen Produkten unterscheiden können.
Abgesehen von potenzieller Irreführung verleitet ein Teil dieser Botschaften Konsumentinnen und Konsumenten dazu, weiterhin zu viel zu konsumieren. Dieser übermässige Konsum von Produkten oder Dienstleistungen belastet die Umwelt stark. In einer gemeinsamen Aktion haben 22 Organisationen aus dem Europäischen Verbraucherverband (BEUC) – darunter auch die Fédération romande des consommateurs FRC – rund 20 Fluggesellschaften kritisiert, weil sie «nachhaltige» Flüge oder die «Kompensation» der Flugemissionen verkaufen. Die Konsumentenorganisationen haben die Verbraucherschutzbehörden der betroffenen Länder kontaktiert, damit Massnahmen ergriffen werden.
Grundsätzlich sind unsere europäischen Nachbar:innen aber besser gegen Greenwashing-Werbung geschützt: Auf EU-Ebene bestehen bereits entsprechende Rechtsvorschriften. Zusätzlich hat die Europäische Kommission im März ihren neuen Richtlinienentwurf veröffentlicht, mit dem sie Green Claims stärker regulieren will.
In der Schweiz wurden im Parlament mehrere Vorstösse mit demselben Ziel eingereicht. Sophie Michaud Gigon und 14 weitere Parlamentarier:innen forderten die Regierung in einer Motion auf, eine Arbeitsgruppe aus Wirtschaftsakteuren – einschliesslich Konsumentenorganisationen – einzurichten, um Richtlinien nach europäischen Vorbild zu erlassen. Das Ziel: Regeln für klare und zuverlässige Informationen im Bereich der Umweltkommunikation festlegen.
Ein zweiter Vorstoss forderte, dass häufig verwendete Umweltaussagen wie «ökologisch», «nachhaltig» oder «CO2-neutral» analysiert werden, um die Verwendung regulieren zu können. Die Antwort des Bundesrats bleibt unverändert: Er sieht keinen Handlungsbedarf.
«Es ist Zeit, dass sich die Schweiz endlich verantwortlich fühlt. Auch hierzulande werben Unternehmen mit irreführenden, vagen oder unbegründeten Behauptungen», sagt Barbara Wegmann, Expertin für Konsum und Werbung bei Greenpeace Schweiz. Und Sophie Michaud Gigon, Generalsekretärin der FRC, ergänzt: «Gemäss der Europäischen Kommission vermittelten 53 Prozent der Green Claims vage, unbegründete oder irreführende Behauptungen.»
Kontakt
Greenpeace Schweiz
- Barbara Wegmann, Expertin für Konsum und Werbung, +41 44 447 41 08, [email protected]
- Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 447 41 11, [email protected]
Fédération romande des consommateurs
- Sophie Michaud Gigon, Generalsekretärin, +41 21 331 00 90 [email protected]
- Laurianne Altwegg, Umweltbeauftragte, +41 21 331 00 95, [email protected]