Micarna, ein Unternehmen der Migros-Gruppe, plant einen gigantischen Geflügelschlachthof auf dem Swiss Campus for Agri & Food Innovation in St-Aubin im Kanton Freiburg. Jährlich würden an diesem Standort mindestens 40 Millionen Hühner getötet. Seite an Seite mit Bürger:innen aus der Region reichte Greenpeace Schweiz im Dezember Einsprache gegen die Ortsplanung ein. Damit soll dieses umwelt- und klimaschädliche Projekt verhindert werden. Während 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung der Meinung sind, dass sich der Detailhandel für ein nachhaltiges Angebot einsetzen sollte (Umfrage von gfs-zürich), fordert Greenpeace Schweiz, dass das Areal wirklich auf Innovation ausgerichtet wird. Angesiedelte wirtschaftliche Aktivitäten sollen die Region schützen und den Übergang zu einem widerstandsfähigen Ernährungssystem fördern.
Der Standort AgriCo in St-Aubin wird von der kantonalen Anstalt für die aktive Bodenpolitik (KAAB) verwaltet. Er präsentiert sich mit dem Namen Swiss Campus for Agri & Food Innovation als ein führender Campus für die Innovation in der Lebensmittelbranche. Der Bau eines der grössten Geflügelschlachthöfe der Schweiz ist jedoch alles andere als eine nachhaltige Innovation. Das Projekt, welches die Tötung von mindestens 40 Millionen Hühnern pro Jahr vorsieht, wird die Hühnerproduktion weiter steigern, obwohl deren Haltung nicht für den Standort Schweiz geeignet ist. Ein Teil des Futtermittels für die Schweizer Hühner wird in der Schweiz angebaut – auf Land, das direkt der Ernährung der Bevölkerung dienen könnte. Das restliche Futtermittel wird aus dem Ausland importiert, unter anderem aus der Ukraine. Dies zum Nachteil anderer Länder, die weniger reich sind als die Schweiz und mit steigenden Preisen nicht mithalten können, wodurch die Ernährungsungerechtigkeit zunimmt.
Micarna baut die Fleischproduktion aus
Das Micarna-Projekt in St-Aubin würde den bisherigen Schlachthof in Courtepin nicht ersetzen. Es zielt darauf ab, die Fleischproduktion zu steigern, insbesondere die Geflügelproduktion. Wissenschaftliche Expert:innen sind sich jedoch einig, dass der übermässige Verzehr von Tierprodukten zur globalen Klimaerhitzung und zur Zerstörung der Umwelt beiträgt.
Zu diesen globalen Auswirkungen auf das Klima und die biologische Vielfalt kommen verschiedene regionale Probleme, z. B. die Wasserbewirtschaftung, mehr Strassenverkehr und die Umweltzerstörung. Greenpeace Schweiz hat darum am 19. Dezember 2022 Einsprache gegen die Revision der Ortsplanung der Gemeinde St-Aubin eingereicht, welche gemacht wurde, um den Bau des Schlachthofs vorzubereiten (vgl. Faktenblatt zu diesem Thema).
Weniger Massentierhaltung, mehr nachhaltige Lebensmittel und mehr Transparenz
Die Ansiedlung von Micarna zu fördern, auf Kosten innovativer Unternehmen, richtet sich nicht nur gegen die Interessen der Anwohner:innen und der Umwelt, sondern scheint auch nicht mit den Erwartungen der Schweizer Bevölkerung übereinzustimmen. Die von gfs-zürich im Februar 2023 durchgeführte repräsentative Umfrage zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung mehrheitlich (zu 57%) gegen eine Zunahme der Massentierhaltung ist. 70 Prozent der Befragten sind zudem der Meinung, dass es primär in der Verantwortung des Detailhandels liegt, nachhaltige Lebensmittel anzubieten. Die Mehrheit der Befragten (57%) wünscht sich ausserdem, dass die Detailhändler transparenter über die Produktionsbedingungen ihres Sortiments informieren.
Die wirtschaftlichen Interessen eines einzelnen Konzerns wie der Migros dürfen nicht auf Kosten der lokalen Bevölkerung und der Natur bevorzugt werden. Greenpeace Schweiz fordert deshalb, dass sich der Swiss Campus for Agri & Food Innovation wirklich innovativen und nachhaltigen Projekten des Agrar- und Lebensmittelsektors widmet – zum Beispiel der Permakultur oder der Agroforstwirtschaft. Um der Klimakrise und dem Verlust der Biodiversität zu begegnen, brauchen wir ein faires und nachhaltiges Ernährungssystem, das unabhängig ist von Futtermittel-Importen
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- Alexandra Gavilano, Expertin für nachhaltige Ernährungssysteme bei Greenpeace Schweiz
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