Im vergangenen Jahr waren in Europa im Vergleich zum Vorjahr 64 Prozent mehr Privatjets unterwegs. In der Schweiz betrug das Plus fast 63 Prozent. Entsprechend stiegen die CO2 Emissionen. Das zeigt eine neue Greenpeace-Studie. Jetzt braucht es ein Privatjet-Verbot.

Privatjets sind nicht nur ein beliebtes Verkehrsmittel der Superreichen ans World Economic Forum, sie boomen auch sonst.

2022 starteten in der Schweiz 35’269 Privatjets. Das ist ein Plus von 62,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie verursachten 166’000 Tonnen CO2. Das entspricht den durchschnittlichen CO2-Emissionen von fast 38’000 Einwohner:innen pro Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 83 Prozent. 2021 haben die Flüge mit Privatjets gemäss der European Business Aviation Association (EBBA) wieder das Vor-Corona-Level erreicht. 

Die Schweiz war 2022 für fast 5 Prozent aller europäischen Privatjet-Emissionen verantwortlich. Das ist ein beachtlicher Anteil im Vergleich zur Grösse des Landes. Am häufigsten geflogen wurde die Strecke zwischen Genf und Paris. Die verkehrsreichsten Flughäfen für Privatjet-Flüge in der Schweiz im Jahr 2022 waren Genf, Zürich und Sion. 

Nathan Solothurmann, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Die Zunahme von Flügen mit Privatjets ist stossend und zutiefst ungerecht: Während sich viele Menschen um die Zukunft ihrer Kinder sorgen und versuchen, den Konsum und ihre Emissionen zu senken, kümmern die Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft einige Superreiche nicht. Die Tatsache, dass Flugbenzin im Gegensatz zu allen anderen Treib- und Brennstoffen nicht besteuert wird, fördert klimaschädliches Verhalten zusätzlich. Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssen wir die Treibhausgas-Emissionen rasch und drastisch senken, wie der neue IPCC-Bericht deutlicher denn je aufzeigt. Privatflüge sind die dreckigste und energieintensivste Form der Fortbewegung und gehören darum verboten.»

Europa: Über die Hälfte waren Kurz- oder Ultrakurzflüge

In Europa hoben 2022 im Vergleich zum Vorjahr 64 Prozent mehr Jets ab (total 572’806 Starts). Die CO2-Emissionen haben sich mehr als verdoppelt. 

Im vergangenen Jahr waren 55 Prozent aller Privatjet-Flüge in Europa Kurz- oder Ultrakurzflüge. Das heisst, sie waren kürzer als 750 Kilometer. Solche Strecken lassen sich meist gut mit dem Zug oder mit Fähren zurücklegen.

Die meisten Privatjet-Flüge in Europa verzeichneten im vergangenen Jahr Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. Die drei beliebtesten Ziele waren Nizza (Côte d’Azur), Paris und Genf. Die drei beliebtesten Strecken: Paris-London, Nizza-London und Paris-Genf. 

Privatjets sind weder in der Schweiz noch in der EU reguliert. Das ist besonders verwerflich, weil Privatjets pro Passagierkilometer das umweltschädlichste Verkehrsmittel der Welt sind. Sie sind pro Passagier:in 5 bis 14 mal umweltschädlicher als normale Linienflugzeuge und 50 mal schädlicher als Züge.

Weitere Informationen

Greenpeace-Privatjet-Studie mit den wichtigsten Resultaten (beide in Englisch)

Anmerkungen

Verfasserin der Privatjet-Studie von Greenpeace Mittel- und Osteuropa ist die niederländische Umweltberatungsfirma CE Delft. Grundlage bilden Daten des Analyse-Unternehmens Cirium. Untersucht wurden alle Privatflüge, die von 2020–2022 von europäischen Ländern aus abgeflogen sind. Um Doppelzählungen zu vermeiden, wurden nur die Starts gezählt. Die Flüge sind nach Jahr, Strecke und Flugzeugtyp aufgeschlüsselt. Flugzeugtypen mit weniger als drei Sitzen wurden nicht mitgezählt. Ebenfalls nicht mitgezählt wurden Flüge von und zu Flughäfen ohne IATA-Code sowie Rundflüge. Die CO2-Emissionen aller Flüge wurden mit dem Eurocontrol Small Emitters Tool berechnet.


Kontakt 

Nathan Solothurnmann, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz, 076 514 90 48, [email protected]

Roland Gysin, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 17, [email protected]