Greenpeace-Aktivist:innen haben heute in Lugano eine Windturbine aufgestellt – unweit des Tagungsortes der Konferenz für den Wiederaufbau der Ukraine. Die Turbine steht symbolisch für nachhaltige Energiesysteme, weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen. Gemeinsam mit über 45 ukrainischen Nichtregierungsorganisation, darunter Ecoaction, fordert Greenpeace einen grünen Wiederaufbauplan.

Über 45 ukrainischen Nichtregierungsorganisationen haben Leitprinzipien für den Wiederaufbau nach dem Krieg verabschiedet. Sie sollen sicherstellen, dass der Wiederaufbau zu einer nachhaltigen Entwicklung führt – zum Nutzen für Mensch und Natur.

Natalia Gozak, Direktorin von Ecoaction mit Sitz in Kiew, sagt: «Es entspricht dem gesunden Menschenverstand, dass die Ukraine ihre Infrastruktur nicht nach alten sowjetischen Standards wieder aufbauen sollte. Als potenzielle EU-Beitrittskandidatin muss es unser langfristiges Ziel sein, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Wir fordern einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Wiederaufbau, der ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Gesundheit herstellt. Wir müssen unsere Städte nachhaltig und energieeffizient wieder aufbauen. Wir dürfen nicht mehr von fossilen Brennstoffen abhängig sein. Wir müssen geschädigte Ökosysteme wiederherstellen und saubere Industriebetriebe fördern. Es liegen Jahrzehnte harter Arbeit vor uns. Wir können es uns nicht leisten, falsch zu planen.»

Das Europäische Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung schätzt die derzeitigen Kosten für den Wiederaufbau auf 500 bis 1000 Mrd. USD. Diese werden mit Fortdauer des Krieges noch steigen. Der Betrag umfasst Investitionen, Kosten für Wissens- und Technologietransfer, Kapazitätsaufbau, Koordination und Planung sowie für eine transparente Koordination zwischen den Geldgebern.

Der Krieg in den stark industrialisierten Teilen der Ukraine hat die Umweltrisiken erhöht. Das grösste Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, ist nach wie vor von russischen Soldaten besetzt. Die Sicherheit ist nicht gewährleistet.

Grosse Landflächen könnten mit gefährlichen Chemikalien vergiftet sein. Weitere Risiken sind Wasserverschmutzung sowie zerstörte natürliche Lebensräume und Treibhausgasemissionen. Die Zerstörungen schädigen die Gesundheit und wirken sich negativ auf die Lebensmittelversorgung aus, genauso wie auf das Klima und die biologische Vielfalt.

Denitza Petrova ist Campaignerin bei Greenpeace Mittel- und Osteuropa. Sie nahm heute an der Aktion teil und sagt: «Die Zerstörung der Infrastruktur, der Wirtschaft und der Gesellschaft der Ukraine durch das russische Militär muss aufhören. Bei der Unterstützung des Wiederaufbaus der Ukraine müssen die Europäische Union und die internationale Gemeinschaft sicherstellen, dass die Grundsätze der Nachhaltigkeit im Mittelpunkt der Bemühungen stehen.

Die umfassende Beteiligung der Zivilgesellschaft und der Gemeinden ist für eine gerechte und widerstandsfähige Erholung der Ukraine und den Schutz der Umwelt unerlässlich. Es ist entscheidend, dass die öffentlichen und privaten Geldgeber ihr Geld in einen grünen und nachhaltigen Wiederaufbau investieren – und nicht in nukleare und fossile Brennstoffe.»

Beim Wiederaufbau der von Russland zerstörten Grosstädte wie Tschernihiw, Mariupol und Charkiw muss der Schwerpunkt auf dem Einsatz nachhaltiger Technologien wie Solarenergie, Null-Energie-Gebäuden und einer Stadtplanung liegen, bei der Mensch und Natur im Mittelpunkt stehen. Das fördert zusätzlich die Energieunabhängigkeit.

Iris Menn, Geschäftsführerin von Greenpeace Schweiz, sagt: «Die Schweiz und alle anderen Geldgeber müssen sich bei jeder Gelegenheit für einen ökologischen, nachhaltigen und sozial gerechten Wiederaufbau der Ukraine einsetzen. Dieser beginnt heute in Lugano.»


Bilder

Fotos und Video stehen hier zum Download bereit.

Kontakte

Natalia Gozak, Direktorin, Ecoation, Kiew/Ukraine: +38 044 357 78 41, [email protected]

Anna Ackermann, Expertin für Klima- und Energiepolitik, Ecoaction, Kiew/Ukraine: +380 63 068 43 84, [email protected]

Denitza Petrova, Büroleiterin, Greenpeace in Mittel- und Osteuropa, Sofia/Bulgarien: +359 887 594 550, [email protected]

Greenpeace Schweiz, Mediendesk: +41 44 447 41 17 (deutsch), +41 79 794 61 23 (französisch) [email protected]