Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC macht deutlich: Noch ist es möglich ein Klimachaos zu verhindern, doch dazu müssen wir jetzt grosse Schritte vorwärts machen. Diese Botschaft muss ein Weckruf für die Schweizer Klimapolitik sein. Denn das Land ist weit davon entfernt, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Wenn Bundesrat und Parlament mit zusätzlichen Klimaschutzmassnahmen weiter zuwarten, handeln sie unverantwortlich und nehmen untragbare Folgen in Kauf.
Will die Staatengemeinschaft die im Pariser Klimaabkommen festgesetzte Begrenzung der globalen Erderhitzung auf 1.5 Grad erreichen und damit ein Klimachaos verhindern, müssen nun alle Verantwortung übernehmen. Das ist der dringende Aufruf des Sonderberichts des Weltklimarats Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der heute veröffentlicht wurde.
«Diese Botschaft des Weltklimarats muss auch die Schweiz aufwecken», sagt Alex Hauri, Kampagnenleiter von Greenpeace Schweiz. «Weigern sich Bundesrat und Parlament weiterhin, zusätzliche Klimaschutzmassnahmen zu ergreifen, handeln deren Mitglieder unverantwortlich. Die Konsequenzen der aktuellen Weiter-wie-bisher-Politik werden unsere Kinder und Kindeskinder tragen müssen. Die Klimaerhitzung ist Tatsache. Unsere Gesundheit, unsere Natur, unsere Berge und Gletscher, unsere Wirtschaft leiden unter den Auswirkungen. Weiter zuwarten wird gefährlich, das macht der Report klar.»
Wegweisende Totalrevision des CO2-Gesetzes
Der IPCC-Report zeigt, dass die Treibhausgasemissionen weltweit bis Mitte dieses Jahrhunderts auf netto Null gesenkt werden müssen. Das Schweizer Parlament ist nun im Rahmen der Totalrevision des CO2-Gesetzes dazu aufgerufen, zusätzliche Massnahmen für die Erreichung dieses globalen Ziels zu beschliessen:
- Das in Paris verabschiedete Ziel, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst 1.5 Grad zu beschränken, ist zwingend im Gesetz festzuhalten.
- Die Inlandemissionen müssen bis 2030 um mindestens 50 Prozent reduziert werden. Dafür ist die Reduktion der CO2-Emissionen von heute 2 Prozent auf 4 Prozent pro Jahr zu steigern. Eine Reduktion um lediglich 1 Prozent pro Jahr, wie vom Bundesrat vorgeschlagen, ist ungenügend.
- Die CO2-Emissionen des Verkehrs müssen endlich deutlich gesenkt werden: Die Schweiz weist aktuell im Vergleich zu den europäischen Ländern eine der allerschlechtesten Automobilflotten auf. Zudem sind Schweizerinnen und Schweizer Vielflieger, weil der Flugverkehr in der Schweiz steuerlich vergünstigt statt klimapolitisch geregelt wird. Hier muss korrigierend eingegriffen werden.
- Für den Finanzplatz Schweiz braucht es Regeln für den Ausstieg aus der Finanzierung von fossiler Energie. Schweizer Finanzakteure verursachen weltweit mehr als 20 Mal so viele Treibhausgasemissionen wie die Haushalte und Unternehmen in der Schweiz zusammen.
Kein Aufschub zusätzlicher Massnahmen durch negative Emissionen
«Dass der Weltklimarat mit negativen Emissionen rechnet, darf nicht zum falschen Schluss verleiten, dass zusätzliche Massnahmen weiterhin aufgeschoben werden dürfen», sagt Hauri. Die schnelle Reduktion von Emissionen in allen Lebensbereichen und der Schutz der heute vorhandenen Kohlenstoffspeicher – Wälder, Böden und Ozeane – ist auf jeden Fall kostengünstiger und sicherer als weiter abzuwarten.
Da die Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre dennoch notwendig sein wird, muss die Finanzierung solcher Massnahmen heute aufgegleist werden. «Durch eine vorgezogene Entfernungs- und Entsorgungsgebühr auf aktuelle Treibhausgasemissionen sollen die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre und deren dauerhafte Entsorgung im Untergrund verursachergerecht vorfinanziert werden», sagt Hauri.
Weitere Informationen:
- Medienmitteilung von Greenpeace International vom 8. Oktober 2018 (in Englisch)
- Haupterkenntnisse aus dem IPCC-Sonderbericht zum 1,5 Grad-Klimaziel (SPM 1.5)
Kontakte:
- Alex Hauri, Kampagnenleiter bei Greenpeace Schweiz, +41 76 399 60 61, [email protected]
- Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]
Einladung für «Marche climat 2018» in Genf
Diesen Samstag, 13. Oktober 2018 findet in Genf der «Marche climat 2018» statt. Die bewilligte Demonstration wird von rund zwanzig zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter Greenpeace Schweiz, mit Unterstützung der Klima-Allianz Schweiz organisiert. Mit der Kundgebung fordern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Schweizer Klimapolitik, die sich an den Zielen des Pariser Abkommens orientiert. Der «Marche climat 2018» startet um 13:30 Uhr beim Square de Chantepoulet in der Nähe des Hauptbahnhofs in Genf. Weiter Informationen