Nachdem der Nahrungsmittelkonzern Unilever Deutschland gestern infolge der Greenpeace-Proteste bekannt gegeben hat, keine gentechnisch manipulierte Soja in seinen Pflanzenölen und Margarinen zu verwenden, hat heute Nestlé Deutschland nachgezogen. Die Konzernleitung teilte Greenpeace heute mit, daß bei Nestlé keine gentechnisch modifizierten Sojaprodukte zum Einsatz kommen. In Deutschland sind Nestlé und Unilever mit je sieben Milliarden Mark Umsatz mit Abstand die größten im Lebenmittelsektor. Soja ist Bestandteil von kanpp 30 000 Lebensmitteln.
Hamburg/Amsterdam. Aber auch der Soja-Weltmarkt bewegt sich. Greenpeace hat Soja-Anbieter in den USA und Kanada gefunden, die die nahrhaften Bohnen aus konventioneller Ernte, also ohne gentechnische Manipulation, anbieten können. Diese Soja-Händler aus Nordamerika könnten den europäischen Markt mit gentechnikfreien Sojabohnen versorgen. «Damit ist das Märchen widerlegt, man könne die Einführung der Gentech-Soja nicht verhindern, weil die Ernte schon in den USA mit den Gen-Bohnen gemischt werde und es so keine gentechfreie Soja mehr zu kaufen gäbe,» sagt Jörg Naumann, Soja-Experte von Greenpeace. Die Lieferungen der gentechnikfreien Soja stammen aus Regionen, in denen keine Gen-Soja angepflanzt wurde. Außerdem läßt sich mit einem Test feststellen, ob zum Beispiel nach Europa gelieferte Sojabohnen durch gentechnisch manipulierte Soja verunreinigt sind oder nicht. Greenpeace hat beim Chemielabor Hydrotox in Freiburg einen entsprechenden Test entwickeln lassen. Der US-Chemiekonzern Monsanto, der die Sojabohnen per Gentechnik gegen ein hauseigenes chemisches Pflanzengift resistent gemacht hat, wollte die Sojabohnen klammheimlich auf dem europäischen Markt durchsetzen. Diese Rechnung geht nicht auf. Jeder, der in der Produktion von Lebensmitteln auf gentechnisch manipulierte Sojabohnen verzichten will, kann das tun. Bisher sind nur zwei Prozent der Anbaufläche in den USA mit Gen-Soja bepflanzt, 98 Prozent werden konventionell angebaut. In den letzten Wochen hat sich Greenpeace gemeinsam mit BUND und den Verbraucherzentralen gegen die Einführung der genmanipulierten Soja gewehrt. Eine Umfrage hatte ergeben, daß die Mehrheit der Deutschen keine Gen-Soja in Lebensmitteln will. Als erstes Großunternehmen hat Unilever Deutschland darauf reagiert. Der Konzern hat Sojaöle ersetzt und will Lieferanten und Verarbeiter drängen, Gen-Soja und herkömmliche Soja zu trennen. Greenpeace sieht in der großflächigen Freisetzung von gentechnisch manipulierten Organismen ein Risiko für Mensch und Umwelt. Außerdem sehen die Umweltschützer in der Anpassung von Nutzpflanzen an chemische Gifte einen gefährlichen Irrweg der Landwirtschaft, der Artenvielfalt und Ökosysteme bedroht.