Seit dem Morgengrauen verhindern AktivistInnen der Umweltorganisation Greenpeace mit Schlauchbooten die Weiterfahrt des Frachtschiffes MS «Desirée». Nachdem das Schiff bei Nacht und Nebel eine erste Greenpeace-Sperre passieren konnte, wurde es heute im Rheinhafen in Weil vor Basel an Ketten gelegt. Rund ein Dutzend AktivistInnen haben sich auf dem Schiff angekettet. In den kommenden Tagen werden weitere Schiffe mit genmanipulierter Soja in Basel erwartet. Der Verband kleiner und mittlerer Bauern, die Stiftung für Konsumentenschutz und Greenpeace erstatten Anzeige gegen die Einfuhr dieser Soja und verlangen, dass sämtliche Schiffsladungen mit gentechnisch manipulierten Mais- und Sojaprodukten von den Behörden konfisziert werden.

Basel. Gesetze sind der Lebensmittelindustrie Wurst. Das zeigt nach dem in der Zwischenzeit verbotenen Vertrieb von gentechnisch manipuliertem Vitamin B 12 in der Schweiz nun auch der Versuch, Gentech-Sojaprodukte einzuführen, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. Auch die französischen Behörden stoppten vergangenen Freitag ein Schiff mit in der EU nicht zugelassenem Ciba-Mais. Greenpeace hat die illegalen Importe in die Schweiz nun vorsorglich gestoppt. 60 Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel, rund 30’000 Produkte, enthalten Soja oder Bestandteile wie Öl oder den Emulgator Sojalecithin. Seit Jahren lehnen die VerbraucherInnen Gentech-Lebensmittel deutlich ab, in der Schweiz wollen mehr als drei Viertel der KonsumentInnen keine genmanipulierten Nahrungsmittel. Letzte Woche wurde in Bern eine Petition mit über 150’000 Unterschriften eingereicht, die ein Importverbot gentechnisch manipulierter Nahrungs- und Futtermittel fordert. Multinationale Konzerne versuchen die europäischen Behörden und KonsumentInnen durch die Beimischung von 1-2% Gentech-Soja in die Gesamternte zur Gentech-Aktzeptanz zu nötigen. Seither wächst der Protest gegen diese Zwangsernährung der KonsumentInnen mit Gentech-Soja in ganz Europa. Entgegen den Behauptungen der Herstellerfirma ist eine Separierung der manipulierten von der konventionellen Soja nicht nur möglich, sondern wird auch praktiziert: viele Farmer haben Verträge unterschrieben, nach denen Monsanto selbst die Gen-Bohnen als Saatgut zurückkauft. Heute stehen der amerikanische Chemiekonzern Monsanto, gegen dessen Pflanzengift «Roundup» die genmanipulierte US-Soja resistent gemacht wurde, sowie der Schweizer Nahrungsmittelmulti Nestlé, der sich ausdrücklich für die Gentechnologie ausspricht, allein da. Unilever ist in einigen Ländern schon bereit, auf Gentech-Soja zu verzichten. Kraft Jacobs-Suchard will sein Sortiment gentechfrei halten. Auch die Schweizer Grossverteiler Migros und Coop lehnen eine Verwendung von Gentech-Soja ab. Greenpeace setzt sich seit Monaten weltweit gegen die trojanische Gentech-Soja zur Wehr: In den USA wurden Erntemaschinen, Gentech-Sojafelder und Verladeterminals besetzt. Auf dem Mississippi hat Greenpeace ein Soja-Exportschiff gestoppt. In Europa werden die Sojafrachten bei der Ankunft in Hamburg, Antwerpen und Gent aufgehalten. Greenpeace fordert das Bundesamt für Gesundheit auf, seinem Namen gerecht zu werden und den Import und die Herstellung gentechnisch veränderter Lebensmittel zu verbieten.


Kontakt:
Stefan Weber, Koordinator Genschutz-Kampagne, 01 / 447 41 41