Die Zulassung von gentechnisch manipulierter Soja in der Schweiz ist ein Schlag ins Gesicht der KonsumentInnen und des Umweltschutzes. Die Risiken sind zu wenig erforscht, und die von der Lieferfirma Monsanto vorgelegten Risikoabschätzungen nachweislich lückenhaft. In der Schweiz ist eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gegen gentechnisch manipulierte Nahrungsmittel. Das Bundesamt für Gesundheit BAG ist seinen Namen nicht mehr wert. Der heute publizierte Entscheid ist ein jämmerlicher Kniefall vor der Chemieindustrie. Das BAG stellt sich damit in den Windschatten des EU-Entscheides dieser Woche, genmanipulierten Mais zuzulassen.
Zürich/Bern. Der heute vom Bundesamt für
vermeintliche Gesundheit vorgelegte Entscheid ist eine weitere
Etappe einer Skandalchronik: Die technische Verordnung zur
Zulassung genmanipulierter Nahrungsmittel – die gesetzliche
Grundlage für den heute bekanntegebenen Entscheid – ist überhaupt
erst seit wenigen Tagen in Kraft. Und erst nachdem Greenpeace ein
mit nachweislich genmanipulierter Soja beladenes Schiff in Weil am
Rhein bei Basel aufgehalten hatte (12.12.96), wurde den
Bundesbehörden bewusst, dass für Futtermittel-Soja (also etwa für
die Ladung des in Weil gestoppten Schiffes) das Bundesamt für
Landwirtschaft BLW – und nicht das BAG – zuständig ist. Das BAG war
also von Anbeginn überfordert mit der Zulassung der Gentech-Soja.
Sein Entscheid, die für das Unkrautvertilgungsmittel «Roundup»
resistent gemachte Soja des US-Chemiemultis Monsanto zuzulassen,
beruht auf unzulänglichen Grundlagen: das BAG tat kund, lediglich
die für die Zulassung in den USA und in der EU eingereichten Akten
sowie weitere Unterlagen der Herstellerfirma Monsanto studieren zu
wollen. Auf deren Unvollständigkeit haben Mediziner des
internationalen Umweltärzteverbandes vor einem Monat bereits
hingewiesen. Dass die Unterlagen der Herstellerfirma, die sich die
satten Gewinne einstreichen darf, die Gentech-Sojabohne als
unbedenklich einstufen, kann nicht überraschen. Noch immer wartet
Greenpeace auf Tests, die allfällige Langzeitschäden beim Genuss
genmanipulierter Nahrungsmittel prüfen könnten. Das BAG hatte sich
bereits einmal getäuscht, als es orakelte, BSE sei unter keinen
Umständen auf den Menschen übertragbar. Sollte sich in zehn Jahren
herausstellen, dass genmanipulierte Futter- und Lebensmittel
langzeitschäden verursachen, ist Monsanto fein ‹raus: jegliche
Haftpflicht wird dann erloschen sein. Die Kosten für
Gesundheitschäden dürfen dann wohl die Krankenkassen übernehmen.
Greenpeace ist gegen diesen weltweiten Menschenversuch mit
genmanipulierter Soja. Diesem Nahrungsmittel kann kaum ausgewichen
werden, da es in rund zwei Dritteln aller Lebensmittel vorkommt
(als Bindemittel Lecithin, als Öl oder Eiweiss). Selbst die vom BAG
verlangte Deklaration ermöglicht es den KonsumentInnen nicht, der
Gentech-Soja auszuweichen, muss doch z.B. das aus genmanipulierter
Soja gewonnene Öl nicht deklariert werden, da kein genetisches
Material nachweisbar ist.
Kontakt:
Stefan Weber, Koordinator Genschutz-Kampagne, 01 / 447 41 41