Die Plutoniumfabrik Cogema in La Hague pumpt radioaktive Abwässer ins Meer, welche 17 Millionen mal stärker strahlen als normales Meerwasser. Dies hat heute Greenpeace aufgrund der Analyse von Proben enthüllt, welche am Ende der Cogema-Abwasserpipeline genommen wurden. Die Abwasserproben gelten als mittelstark radioaktive Abfälle. Greenpeace fordert, dass die Länder, deren radioaktive Abfälle durch Cogema wiederaufgearbeitet werden und zu denen auch die Schweiz gehört, diesen Abfall zurücknehmen. Notfalls wird Greenpeace die Abfälle selbst in die Schweiz zurücktransportieren.
Cherbourg/Zürich. Die Cogema-Abwasserproben lassen keinen Zweifel an der Ursache der radioaktiven Verschmutzung der nordfranzösischen Atlantikküste, erklärte Damon Moglen von Greenpeace International. «Cogema versenkt schlicht und einfach radioaktive Abfälle im Meer und hofft, dass sie durch die Strömung weggetragen werden. Es ist ein unglaublicher Skandal – die neue französische Regierung muss diese Abgaben sofort stoppen.» Die Analyseresultate, die Greenpeace heute veröffentlicht hat, stützen sich auf eine Flüssigkeitsprobe von 15 Litern, welche am Cogema-Abflussrohr am 14. Juni genommen und von der Uni Bremen untersucht wurden. Die radioaktiven Abwässer haben eine Gesamtradioaktivität zwischen 209 und 216 Millionen Bequerel pro Liter. Gewöhnliches Meerwasser hat eine Aktivität von ungefähr 12 Bequerel pro Liter. Verschiedene Isotope wurden in der Probe identifiziert, so unter anderem von Americium, Barium und Kobalt, welche hoch radioaktiv und radiotoxisch sind. Gemäss EU-Richtlinien sind denn diese Proben als radioaktiver Müll zu betrachten, der kontrolliert gelagert werden muss und laut den Normen der Internationalen Atomenergiebehörde sind die radioaktiven Abwässer mittelstark radioaktiver Müll. Aufgrund der hohen Radioaktivitätswerte der Cogema-Proben sieht sich Greenpeace einem paradoxen Problem gegenüber: Weil die Proben Atommüll sind, können sie nicht mehr ins Meer gekippt werden. Solches ist international durch die Londoner Konvention verboten. Greenpeace hat deshalb die Regierungen der Cogema-Kundenländer Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland, Japan und Schweiz aufgefordert, die Verantwortung für ihren Anteil am Atommüll zu übernehmen. Auch von Energieminister Moritz Leuenberger will Greenpeace erfahren, wie er mit dem schweizerischen Anteil an den radioaktiven Cogema-Proben umzugehen gedenkt. Sollten innert nützlicher Frist keine befriedigenden Erklärungen der angefragten Regierungen vorliegen, so wird Greenpeace den Müll in den betreffenden Ländern direkt abliefern. Weiter verlangt Greenpeace von Bundesrat Leuenberger den Erlass einer Weisung für den sofortigen Ausstieg der Schweiz aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Die Umweltorganisation hat dieser Forderung im laufenden Jahr bereits zweimal mit dem Stopp von Atomtransporten Nachdruck verliehen.
Kontakt: Damon Moglen, Greenpeace International 0031 6 5341 7947 Ueli Müller, Greenpeace Schweiz 079 407 30 30