Protest an der 130. Nestlé-Generalversammlung im Palais de Beaulieu in Lausanne: Über 50 aus verschiedenen Ländern Europas angereiste AktivistInnen der Umweltorganisation Greenpeace appellierten heute Nachmittag als Versuchskaninchen verkleidet an die AktionärInnen des weltgrössten Lebensmittelkonzerns. Beim Hauptportal des Palais hängten Greenpeacer ein riesiges Transparent mit der Aufschrift: «Respect Life on Earth – Stop Genetic Manipulation». Darüber das weltbekannten Nestlé-Signet (Vogelnest), aus dem ein schauriges Ungeheuer – halb Vogel, halb Krake – herauskriecht.

Lausanne. Greenpeace-AktivistInnen aus Italien, Frankreich, Deutschland Österreich und der Schweiz empfingen die TeilnehmerInnen der 130. Nestlé-Generalversammlung am frühen Donnerstag nachmittag nicht mit Schokolade, sondern mit Protestbannern, auf welchen die Gentech-befürwortende Haltung von Nestlé angeprangert wurde: «Natürlich – nicht Nestlé!», «Naturellement – pas Nestlé!» «Naturalmente – no Nestlé!». Die internationalen «Versuchskaninchen» überreichten den AktionärInnen einen schriftlichen Appell. Darin fordert Greenpeace die AktionärInnen auf, ihre Verantwortung als GeldgeberInnen des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns gegenüber KonsumentInnen und Umwelt wahrzunehmen und beim neuen Konzernchef Peter Brabeck für natürliche und gesunde, nachhaltig produzierte Lebensmittel einzustehen, statt auf die fragwürdige, höchstens kurzfristige Erfolge zeigende Gentechnologie zu setzen. Dies in Abgrenzung zum abtretenden Konzerndirektor Helmut Maucher, der stets in markigen Worten die Produktion und den Verkauf genmanipulierter Lebensmittel propagiert hatte, sich um die mehrheitlich ablehnende Haltung der KonsumentInnen foutierend: «Gentechnisch veränderte Lebensmittel werden kommen, daran ändert auch die aufgeregte Diskussion nichts mehr. Nestlé wird weltweit nicht darauf verzichten» («Stern»-Interview, 14.11.1996). Der Greenpeace-Appell weist die Nestlé-AktionärInnen darauf hin, dass Gentechnologie eine Risiko-Technologie ist. So habe sich kein einziges Land Europas bereiterklärt, den genmanipulierten Bt-Mais von Novartis anzubauen: Gesundheitsrisiken für den Menschen bei der Einnahme dieser genmanipulierten Nahrung könnten nicht ausgeschlossen werden. Mögliche Umweltschäden bei einem Übergreifen genmanipulierter Organismen auf Wildpflanzen oder -tiere, auf Bakterien oder Viren seien unabsehbar und nicht mehr rückgängig zu machen. «Wollen Sie als AktionärIn mitschuldig werden daran, dass unser Essen, unsere Natur als Ganzes zu einem Laborprodukt wird, den willkürlichen Manipulationen von Molekularbiologen ausgeliefert? Wollen Sie dazu beitragen, dass die Natur als solche durch Eingriffe in ihren Lebenskern abgeschafft wird?» fragt Greenpeace im Appell an die AktionärInnen und fordert die AktionärInnen weiter auf: «Ergreifen Sie die Chance des Machtwechsels von Helmut Maucher zu Peter Brabeck. Erinnern Sie die Firmenleitung an ihre eigenen Umweltrichtlinien und weisen Sie sie darauf hin, das Leben auf unserer Erde zu respektieren.»


Kontakt:
Bruno Heinzer, Koordinator der Genschutz-Kampagne 01 / 447 41 41