Im AKW Mühleberg hat eines von drei Notstromaggregaten Totalschaden erlitten. Die Notkühlung des Reaktors bei einer Schnellabschaltung ist nicht mehr gewährleistet. Dennoch soll das AKW am Netz bleiben, und Betreiber und Aufsichtbehörden versuchen, den Fall zu vertuschen. Greenpeace fordert die sofortige Stillegung von Mühleberg aus Sicherheitsgründen.
Zürich/Bern. Lediglich eine Woche nach der Jahresrevision ereignete sich in Mühleberg einmal mehr eine Panne: Ein Notstromgenerator vom Typ Mercedes-Maibach hat einen Totalschaden erlitten. Mühleberg verfügt insgesamt über drei Notstromgeneratoren, deren gesamte Leistung notwendig ist, um den Reaktor nach einer Schnellabschaltung mit Zusammenbruch der elektrischen Versorgung des AKW («station-black-out») sicher nachkühlen zu können. Durch den Ausfall eines der Generatoren ist die Reaktorsicherheit in Mühleberg sträflich vernachlässigt. Greenpeace fordert die sofortige Stillegung des AKW. Mühleberg als einer der ältesten Siedewasserreaktoren (SWR) der Welt verfügt im Vergleich über eine sehr schwache Notstromversorgung. In moderneren SWR sind zwischen sechs und neun Notstrom-Aggregate Standard, was ein einwandfreies Funktionieren der Notkühlsysteme auch beim Ausfall von ein bis zwei Generatoren noch gewährleisten kann. Einmal mehr zeigt sich bei dieser AKW-Panne das klägliche Versagen der für Mühleberg zuständigen Aufsichtsbehörde, der Hautabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK). Statt ein sofortiges Abstellen des AKW zu verlangen, hat sie der Betreiberin volle zehn Tage Zeit gegeben, um die Notstromversorgung wiederherzustellen – bei «Normalbetrieb» des AKW. Der Vorfall zeigt auch, dass die Instandhaltung von Anlagen mit hoher sicherheitstechnischer Bedeutung im AKW Mühleberg nicht genügend ernst genommen wird. Erst vor wenigen Tagen – bei den diesjährigen Revisionsarbeiten – ist auch der nun ausgefallene Generator einer Prüfung unterzogen worden, die lediglich alle drei Jahre stattfindet. Massive Zweifel sind nach dem neuesten Vorfall auch an der behördlichen Kontrolle durch die HSK angebracht, die auch den stetig wachsenden Rissen im Kernmantel des Reaktors mehr oder minder tatenlos zusieht. Die large Haltung der HSK, welche aus Gefälligkeit gegenüber den AKW-Betreibern die Bevölkerung unnötigen Risiken aussetzt, ist für Greenpeace nicht tolerierbar. Es darf nicht sein, dass hochriskante Uralt-AKW wie Mühleberg betrieben werden, die den Sicherheitsanforderungen schon längst nicht mehr genügen.
Kontakt: Ueli Müller, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41