Zehn AktivistInnen der Umweltorganisation Greenpeace entfalteten gestern auf dem Jungfraujoch (3475 M.ü.M.) ein dreissig Meter breites Transparent mit der Parole «Atomsmog in den Alpen – Stoppt die Wiederaufarbeitung». Sie protestieren damit gegen die folgenschwere Umweltbelastung, die durch die beiden Wiederaufarbeitungsanlagen für radioaktiven Atommüll in Sellafield (GB) und La Hague (F) verursacht wird. Eine neue Studie zur Rolle der Schweiz im Wiederaufarbeitungsgeschäft wird von der Coalition Antinucléaire (CAN) heute in Zürich den Medien vorgestellt.
Grindelwald. In ganz Mitteleuropa werden in den letzten Jahren erhöhte Krypton-85 Werte gemessen. Ursprung der Emissionen sind eindeutig die Wiederaufarbeitungsanlagen Sellafield und La Hague. Die Messungen auf dem Jungfraujoch werden vom Physikalischen Institut der Universität Bern durchgeführt und in den Jahresberichten zur Umweltradioaktivität des Bundesamts für Gesundheitswesen publiziert. «Die Emissionen waren so gross, dass nicht nur die in der Atmosphäre zerfallende Aktivität ersetzt wurde, sondern dass sich zusätzlich das Inventar erhöhen konnte», hielt der Bericht* des Bundesamtes für Gesundheitswesen (BAG) fest. Krypton-85 ist das künstliche Nuklid mit der höchsten Aktivität in der Luft. Auf dem Luftpfad über die Schornsteine, wie auf dem Wasserpfad über Abwasserrohre in den Atlantik werden jährlich riesige Mengen radioaktiver Emissionen aus den Wiederaufarbeitungsanlagen in die Umwelt geleitet. Die Giftspur aus den atomaren Dreckschleudern Europas ist im Meer bis an die Küsten Kanadas nachweisbar. Die Schweizer Atomindustrie ist an diesem Umweltskandal beteiligt, l��sst sie doch nach wie vor Schweizer Atommüll wiederaufarbeiten. Greenpeace forderte wiederholt den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung. Treten die radioaktiven Stoffe bei uns auch in verdünnter Form auf, sind sie dennoch nicht vernachlässigbar. In der unmittelbaren Umgebung der Wiederaufarbeitungsanlagen treten weit höhere Konzentrationen auf und führen dort zu gesundheitlichen Schäden. Sowohl in der Umgebung von Sellafield wie auch La Hague besteht ein erhöhtes Risiko an Leukämie zu erkranken. Zudem verbreiten sich die radioaktiven Stoffe auch auf weit empfindlichere Ökosysteme der nördlichen Halbkugel.
Kontakt: Stefan Füglister, Koordinator der Atomkampagne 01 / 447 41 41