Seit heute morgen 10 Uhr protestieren rund ein Dutzend AktivistInnen der Umweltorganisation Greenpeace und Landwirte auf und vor dem Gebäude des Ufa-Futtermittelbetriebes Orador AG in Lenzburg gegen die Verwendung von Gentechsoja in Futtermitteln. An der Fassade hängen Kletterer mit einem hundert Quadratmeter grossen Transparent. Dieses zeigt von Uncle Sam mit Gentech-Soja zwangsgefütterte Säue und den Schriftzug: «Gentech-Soja will kein Schwein». Mit lautem Grunzen und Muhen protestieren Schweine und Kühe gegen ihre Zwangsfütterung mit genmanipuliertem Futter. Greenpeace, die Schweizerische Vereinigung zum Schutz der kleinen und mittleren Bauern (VKMB) und die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordern mit dieser Aktion die schweizerische Futtermittelindustrie auf, sich nicht auf die Fütterungsexperimente der Agro-Multis einzulassen sondern sich aktiv am Markt um gentechfreie Futtermittel zu bemühen, die in ausreichenden Mengen erhältlich sind.
Lenzburg. In den nächsten Wochen kommen Lieferungen der zweiten US-Soja Ernte mit ca. 15 Prozent herbizidresistenter Monsanto-Soja vermischt auf den europäischen Markt. Sie könnten auch an einheimisches Vieh und Geflügel verfüttert werden und über deren Fleisch in die Mägen der Schweizer KonsumentInnen gelangen. Dem ersten Streich der Gentech-Lobby soll bald der nächste folgen: Auch Mais soll nicht mehr in seiner herkömmlichen Form verfüttert werden, sondern mit einem eingebauten Bakterien-Gen. Dies obwohl im Dezember 1996 Bundesrätin Ruth Dreifuss eine von 150’000 SchweizerInnen unterzeichnete Petition gegen den Import genmanipulierter Lebens- und Futtermittel übergeben wurde und sämtliche Umfragen eine massive Ablehnung genmanipulierter Speisen durch die KonsumentInnen zeigen. Obwohl das Bundesamt für Landwirtschaft seit Dezember 1996 eine klare Deklaration von Futtermittel vorschreibt, das genmanipulierte Produkte enthält, wird Mischfutter, das US-Gentechsoja enthält, ohne Kennzeichnung an Landwirte verkauft. Die zur Fenaco-Gruppe gehörende Orador stellt das bekannte Ufa-Futter her. Als eine der grössten Futtermittelherstellerinnen der Schweiz hat sie eine besondere Verantwortung gegenüber Konsumenten und Produzenten. Alle Biobauern und eine Mehrheit der Produzenten und Konsumenten wollen natürliche, gentechfreie Futtermittel – die Risiken der Gentechnologie sind unabsehbar. Menschen und Natur werden absolut unausgereifte Experimente zugemutet. Durch das derzeitige Vorgehen wird die Verantwortung für die unkontrollierbaren Risiken der Gentechnologie in der Landwirtschaft an die Produzenten weitergegeben, die für unnötige und gefährliche Gen-Basteleien ungefragt den Kopf hinhalten sollen. Die unterzeichnenden Organisation werden den Kampf für Genschutz weiter intensivieren und alles daran setzen, dass die Schweizer Bevölkerung von einer Gentechfood-Lawine verschont bleibt. Sie fordern die Bundesbehörden auf, die längst abstimmungsreife und auf Druck der milliardenschweren Gentech-Lobby verschleppten Genschutz-Initiative endlich zur Abstimmung zu bringen und so dem Schweizer Volk die Möglichkeit geben, mit einem Ja zur Initiative genmanipulierte Pflanzen und Nahrungsmittelprodukte ein für allemal von Ladenregalen und Äckern fernzuhalten.
Kontakt:
Bruno Heinzer, Koordinator der Genschutz-Kampagne 01 / 447 41 41