Das Greenpeace-Schiff «Beluga» läuft heute mit radioaktivem Material aus der Umgebung der britischen Atomanlage Sellafield an Bord im Hamburger Hafen ein. Mit diesen Proben belegen die Umweltschuetzer die weiträumige Verstrahlung der Irischen See und der Küste im Umfeld der Wiederaufarbeitungsanlage für Atommüll im Westen Englands. Anwohner, Tiere, Flüsse und Meere – einschliesslich der Nordsee – weisen z.T. extrem hohe radioaktive Belastungen auf, die aus der Atommüllverarbeitung in Sellafield stammen. Die Bundesrepublik ist zweitgrösster ausländischer Lieferant von abgebrannten Brennelementen nach Sellafield.
Hamburg. Greenpeace-Sprecher Michael Kuehn: «Was wir im Meer und an Land um die Atomanlage Sellafield an radioaktiver Verseuchung fanden, ist unglaublich. Im Meer vor Sellafield strahlt es wie nach den Atombombentests am Meeresboden nahe der russischen Insel Novaja Semlja.» In den zurückliegenden Wochen hatten Greenpeace-Taucher und -Wissenschaftler in der Irischen See und an Land um Sellafield eine Reihe von Wasser- und Bodenproben genommen und analysieren lassen. Weitere Proben – für deren Einfuhr Greenpeace aufgrund einer zurückliegenden Bussgeldandrohung vorsorglich eine Genehmigung beantragt hat – befinden sich an Bord der «Beluga». Die Proben sollen zunächst weiter untersucht werden. Ausserdem wollen die Umweltschützer die Atomkraftwerksbetreiber mit der von ihnen verursachten radioaktiven Verseuchung der Umwelt konfrontieren. Dr. Christian Bussau, Meeresbiologe bei Greenpeace: «Mit den Meeresströmungen kommen radioaktive Abwässer aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield auch bis an deutsche Küsten. Über Fische, Krebse und Hummer gelangen die strahlenden Teilchen aus der Irischen See bis auf unseren Tisch. Dem Skandal der Atommüllverschiebung von Deutschland nach Sellafield muss schnellstens ein Ende gesetzt werden.» Die bisherigen Analysen in britischen und deutschen Labors ergaben einen Plutonium-Gehalt von mehr als 60 000 Becquerel pro Kilogramm Sediment nahe der Abwasserpipeline der Sellafield-Anlage. Ausserdem waren im Sediment 74 000 Becquerel des radioaktiven Isotops Americium-241 und bis zu 2,3 Millionen Becquerel radioaktives Caesium-137 pro Kilogramm enthalten. Damit gelten diese Proben nach deutschem Strahlenschutzrecht als Atommüll. Der Umgang mit nur 330 Gramm dieses Sediments ist bereits genehmigungspflichtig. Greenpeace-Sprecher Michael Kuehn: «Radioaktivität aus der Atomanlage Sellafield findet sich überall in der Umwelt wieder. Dort lebende Tauben sind fliegender Atommüll, Weideboden und Flusssediment sind nach deutschen Gesetzen ebenfalls Atommüll. Die angeblich schadlose Verwertung des strahlenden Abfalls, von der Bundesumweltministerin Merkel und die Atommanager gern reden, ist nur eine Schimäre. Der Export deutschen Strahlenmülls zu den Wiederaufarbeitunganlagen im Ausland ist nichts als eine besonders krasse Spielart krimineller Atommüllentsorgung.» Greenpeace fordert von Bundesumweltministerin Angela Merkel ein sofortiges Verbot der Wiederaufarbeitung deutschen Atommülls im Ausland und einen Stop der Atomtransporte.
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