Die Absicht des Bundesumweltministeriums, wieder Atomtransporte durchzuführen, zeugt ebenso wie das Drängen der Atomstromunternehmen PreussenElektra und Bayernwerke auf Wiederaufnahme der Transporte von der völligen Ignoranz gegenüber Gefahren und Folgen der Atommüllbeseitigung. Diese Auffassung vertritt Heinz Laing, Leiter des Atombereiches bei Greenpeace, auf einer heute Mittag in Bonn stattfindenden Pressekonferenz.
Bonn/Hamburg. Laing: «Die Castoren schwitzen aus – die Politiker sitzen aus. Auf diese Formel lässt sich die Atompolitik der Bundesumweltministerin Merkel bringen. Ihr Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Informationslage bei Atomtransporten ist allein ausgerichtet auf die schnelle Wiederaufnahme der Transporte. Business as usual – damit lässt sich die Öffentlichkeit nicht abspeisen. Wer in Umweltausschüssen über Atomtransporte redet, darf über die Folgen der Wiederaufarbeitung des Atommülls und den Ausstieg aus der Atomenergie nicht schweigen.» Die meisten der kontaminierten Atomtransporte waren auf dem Weg zu den Wiederaufarbeitungsanlagen im britischen Sellafield und französischen La Hague. Greenpeace fordert deshalb, endlich auch die Folgen der Wiederaufarbeitung für Mensch und Umwelt auf die Tagesordnung zu setzen. Laing: «Ohne die Wiederaufarbeitung des deutschen Atommülls im Ausland hätte es auch die kontaminierten Transportbehälter und -waggons nicht gegeben. Die kontaminierten Atomtransporte sind nur Teil einer Kette von Umweltverbrechen, die mit der Atomstromerzeugung unweigerlich verbunden sind.» Die Wiederaufarbeitungsanlagen zählen zu den schlimmsten radioaktiven Verschmutzern der Welt. In der Umgebung von Sellafield beispielsweise wurden Tauben gefunden, deren Gefieder und Körper extrem stark verstrahlt sind. Ihre Federn enthalten nach Messungen der Universität Bremen pro Kilogramm 250 000 Bq (Becquerel) Caesium-137, 20 000 Bq Americium-241 sowie 26 000 Bq alpha-strahlende Plutonium-Isotope: Die Tauben von Sellafield sind fliegender Atommüll. Auch das Meer um Sellafield ist ausserordentlich stark verstrahlt. In Hummern aus der Irischen See wurden bis zu 52 000 Bq/kg Technetium-99 gefunden; das ist mehr als das Vierzigfache des Grenzwertes der EU für Lebensmittel nach einem Atomunfall. Dennoch exportieren die Atomkraftwerksbetreiber – allen voran PreussenElektra – Atommüll in immer grösseren Mengen nach Sellafield. Insgesamt ist die Verschiebung von rund 2000 Tonnen abgebrannter Brennelemente dorthin vorgesehen. Greenpeace-Atomexperte Dr. Helmut Hirsch: «Frau Merkel verteidigt die radioaktive Verseuchung von Mensch und Umwelt durch die Wiederaufarbeitung als angeblich schadlose Verwertung. In der Bundesrepublik wäre eine so die Umwelt verschmutzende Anlage wie in Sellafield jedoch nie genehmigt worden. Wir verlangen ein Ende des skandalösen Umweltdumpings auf Kosten unserer europäischen Nachbarn. Diese Umwelt- und Gesundheitsgefährdung muss ein Ende haben. Das Verbot der Atomtransporte ist ueberfällig.»
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