Heute morgen um 9 Uhr erwiesen Greenpeace AktivistInnen einem – leeren – Atomtransport vom AKW Leibstadt zurück nach Frankreich die letzte Ehre. Mit gezückten Taschentüchern winkten sie dem Eisenbahnwaggon zum Abschied. Allerdings muss vermerkt werden, dass sie dem Transport keine Träne nachweinten. Höchstens Freudentränen, denn nach der jüngsten Entscheidung an der Ospar-Konferenz – massive Reduktion der atomaren Meereseinleitungen durch Wiederaufarbeitungsanlagen – ist klar: Die Wiederaufarbeitung ist am Ende.

Leibstadt/Zürich. Derweil sich die AKW-Betreiber hinter Zweckoptimismus verschanzen und  Wiederaufarbeitung samt dazugehörigen Atomtransporten als total ungefährlich bagatellisieren, zeigt sich jetzt: Die Aera der Wiederaufarbeitung geht dem verdienten Ende entgegen. Symbol dafür: Heute wurde ein angemieteter Atomtransport vom AKW Leibstadt zurück nach Frankreich geschickt – leer. Greenpeace AktivistInnen gaben ihm freudig das letzte Geleit. Nicht nur die Industrie, auch die Behörden sind in Bedrängnis. Ihre Beschwichtigungsversuche muten nur noch hilflos an: André-Claude Lacoste, Chef der französischen Sicherheitsbehörde DSIN, lässt sich in der Fachzeitschrift «Nucleonics Week» mit der Aussage zitieren, es sei bei Atomtransporten «offensichtlich schwierig, den Grenzwert von 4 Becquerel/cm2 einzuhalten». Nicht dass er Massnahmen zur Senkung der Verstrahlung fordern würde. Im Gegenteil: Die Verseuchung hat sich offenbar nach den technischen Möglichkeiten zu richten. Lacoste folgerte einigermassen schamlos, eine Limite von 10 Bq/cm2 sei realistischer. Die Schweizer Behörden sind kaum besser: Sie erwägen gemäss Aussagen von französischen Vertretern der Atomtransport-Industrie die Aufhebung des Transportverbots, bevor die Verseuchung der Transporte aufgeklärt ist. Damit fallen sie ihrem Vorgesetzten, Bundesrat Leuenberger, in den Rücken. Er hatte versprochen, solange am Transportstopp festzuhalten «bis die Ursachen der Kontaminationen ermittelt und behoben sind». Das Bundesamt für Energie und die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen funktionieren also wie gehabt: Die Atomlobby in den Bundesämtern nimmt die Sorgen der Bevölkerung nicht ernst und desavouiert ihre Vorgesetzten. Jetzt ist die Wende angesagt: Vergangene Woche beschloss die Nordatlantik-Konferenz Ospar, radioaktive Abgaben aus Wiederaufarbeitungsanlagen ins offene Meer massiv zu reduzieren. Sämtliche bisherigen atomfreundlichen Stellungnahmen des Bundesrats sind damit Altpapier. Hans-Ulrich Schweizer, Mitglied der Schweizer Ospar-Delegation folgerte denn auch, dass der Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung unumgänglich werden könnte. Greenpeace fordert Bundesrat Leuenberger auf, die unverzügliche Kündigung der bestehenden Wiederaufarbeitungsverträge einzuleiten.

Kontakt:

Stefan Füglister, Atom-Kampagne Greenpeace Schweiz 01 447 41 41