Seit zwei Wochen untersucht Greenpeace die Luftqualität über der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Die Universität Gent (Belgien) hat die ersten Proben im Auftrag der Umweltorganisation untersucht und die Ergebnisse am Montag bekannt gegeben. Danach ist der Luftraum über der WAA massiv radioaktiv verseucht.
Hamburg. Die von den belgischen Forschern analysierten Luftproben wiesen eine Aktivität von mehr als 90.000 Becquerel pro Kubikmeter Luft an Krypton-85 auf. Die normale Bestrahlung der Luft mit diesem Edelgas liegt bei ein bis zwei Becquerel pro Kubikmeter. Die Proben wurden mit Hilfe von riesigen Lenkdrachen in 60 bis 120 Meter Höhe und in einem Umkreis von einem Kilometer um die Anlage herum genommen. Modellrechungen über die Luftausbreitung zeigen zudem, dass sich die radioaktiven Gase in kürzester Zeit über große Teile Europas ausbreiten. Den Berechnungen zu Folge verseucht die WAA La Hague auch die Luft über Grossbritannien, den Beneluxstaaten und auch Deutschland – mit Werten die bis zu hundertmal über dem Durchschnitt liegen. Atom-Experte Michael Kühn von Greenpeace Deutschland: «Genau die Staaten, die seit Jahren ihren atomaren Müll in La Hague wiederaufarbeiten lassen, bekommen ihn jetzt per Luftpost zurück. Es ist offensichtlich, dass dieser nukleare Kreislauf nur durch ein Ende der Wiederaufarbeitung gestoppt werden kann.» Die Anlage in der Normandie ist der grösste atomare Luftverschmutzer weltweit. Jahr für Jahr vergrössert sich der Ausstoss an radioaktiven Emissionen. Allein 1997 wurden Gase mit einer Aktivität von 300.000 Tera Bequerel (1TBq = 1’000’000’000’000 Bq) ausgestossen – ein Anstieg von 500 Prozent in weniger als acht Jahren. Greenpeace fordert seit Jahren den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung.