Die Atomtransporte rollen wieder – das Kommando der Polizei auch: Kurz vor sieben Uhr stürmte eine Eingreiftruppe der Polizei die Unterkunft der Greenpeace-AktivistInnen, die in Basel gegen die Ankunft des ersten Atomtransports in der Schweiz protestieren wollten. Die Umweltorganisation verurteilt die Wiederaufnahme der gefährlichen Atomtransporte aufs Schärfste. Es gibt keinen Grund für diesen Transport: Die Verträge Gösgens mit der Wiederaufarbeitungsfirma sind vollumfänglich erfüllt – jetzt hintertreiben die Atomstromer die Absicht des Bundesrats, die Wiederaufarbeitung künftig zu verbieten. Die chronische Schlamperei der AKW-Betreiber mit den Grenzwerten geht unverändert weiter, und die Behörden unterstützen die «Wisch-und-weg»-Mentalität der Atomstromer in fahrlässigster Weise.

Basel. In Muttenz wurde der Transport auf Kontamination untersucht – Hauptprobe für die Medienshow, die das AKW Gösgen als Teil einer «Kommunikationsoffensive» heute nachmittag für die Medien organisiert. Im Schrittempo fuhr der Atomzug in Muttenz ein – bewacht von mehreren Dutzend Polizisten. Wie lächerlich die behördlich verordneten Schutzmassnahmen sind, zeigt sich bereits bei der ersten Messung. Greenpeace Atomexperte Stefan Füglister war dabei: «Gemessen wurde im Schutzanzug. Die neben dem Transport stehenden Polizisten allerdings mussten ohne besondere Schutzkleidung auskommen.» Das Vorgehen der Behörden ist absolut inakzeptabel. Das Bundesamt für Energie verweigerte den betroffenen SBB-Arbeitern den Rechtsweg. Aufsichtsbeschwerden und Strafanzeigen in dieser Sache blieben unerledigt. Und als Greenpeace um weitere Informationen in Sachen Atomtransporte bat, fand das BfE nur die Antwort: «no comment». Jetzt allerdings, nachdem die Entscheide offenbar gefallen sind, rühmt man sich der offenen Kommunikation. Das geht so weit, dass Gösgen den ersten Transport und eine zugehörige Medienshow bereits ankündigt, noch bevor das BfE den Transport überhaupt bewilligt hat. Bei diesem Treffen der versammelten Atom-bruderschaft führt die Industrie auch HSK und BfE vor. Kritische Stimmen wurden nicht geladen. Die atomare Filzokratie funktioniert nach wie vor. Dies, obschon der HSK schon im Frühling von der Internationalen Atomenergie-Agentur zu grosse Nähe zur Atomwirtschaft vorgeworfen wurde. Unbegreiflich bleibt die Erteilung der Transportbewilligung für die Atomwerker aber auch aus anderem Grund: Gösgen hat die Vertragskontingente mit der französischen Wiederaufarbeitungsfirma Cogéma bereits vollumfänglich erfüllt. Wenn jetzt zusätzlicher Atomabfall geliefert wird, steht dies in krassem Widerspruch zur erklärten Absicht des Bundesrats, die Wiederaufarbeitung künftig zu verbieten. Denn Wiederaufarbeitung verseucht die Umwelt weiträumig. Greenpeace fordert deshalb, dass der Transportbehälter leer nach Frankreich zurückgeschickt wird. Zudem fordert Greenpeace von Departement Leuenberger und der Bundesanwaltschaft, ein Transportverbot zu verhängen. Die Wiederaufnahme der Transporte ist ein behördlicher Kniefall vor der Atomindustrie: Letztes Jahr erklärte Bundesrat Leuenberger noch, erst dann wieder Transporte zu bewilligen, wenn die Ursachen geklärt und die Sauberkeit der Behälter garantiert sei. Im Ständerat erklärte er: «Wir sind klar der Auffassung: Wenn es Normen gibt, dann müssen diese eingehalten werden.» Heute werden die Grenzwerte der PR-Strategie der Atomlobby geopfert. In Frankreich beispielsweise ist seit der Wiederaufnahme der Transporte jeder achte Atomzug verseucht. Dafür poliert die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) als Meister Proper das Image der Atomwerker und analysiert in einem internen – Greenpeace vorliegenden – Bericht messerscharf, dass das Problem bei den Medien und der unwissenden Öffentlichkeit liegt.

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Stefan Füglister, Greenpeace Atom-Kampagne Tel. 079 / 222 82 59

und Greenpeace Medienabteilung Tel. 01 / 447 41 11