Gegen den Import der neuen Gen-Soja-Ernte aus den USA nach Europa protestieren 20 Greenpeace-Aktivisten seit heute Morgen im Hamburger Hafen. Zwei Umweltschützer haben von Schlauchbooten aus die Bordwand des mit 60.000 Tonnen nordamerikanischer Gen-Soja beladenen Frachters «Yoki» erklettert und zwischen den Ankern ein Transparent gespannt mit der Aufschrift «No Gen-Food». Die Ladung aus New Orleans ist für die Ölmühle Hamburg bestimmt, die der US-Firma Archer-Daniels-Midland (ADM) gehört.
Hamburg. Die Firma ADM, mit Sitz in Decatur/Illinois, ist in Deutschland der grösste Verarbeiter genmanipulierter Soja aus den USA. «ADM verhält sich unverantwortlich», wirft Greenpeace-Experte Christoph Then dem Unternehmen vor. Die Ölmühle Hamburg verarbeitet einige Tausend Tonnen Soja pro Tag, ohne dass sie die genmanipulierte Ware trennt. Zwar hat die Firma angekündigt, den Wunsch der europäischen Verbraucher nach gentechnikfreier Ware zu respektieren. «ADM ist aber einfach nicht glaubwürdig, wenn sie uns ständig genmanipulierte Soja unterschiebt.» Etwa 55 Prozent der US-amerikanischen Soja-Importe sind genmanipuliert. Der überwiegende Teil der Importe wird als Futtermittel benutzt, ohne dass die Landwirte wissen, ob sie gentechnisch veränderte Ware an ihr Vieh verfüttern. Bisher können die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland relativ sicher sein, dass Supermärkte keine genmanipulierten Produkte anbieten. Doch über die Futtermittel bekommen sie die Gentechnik über das Fleisch doch auf den Teller. «Wir fordern, den Import von gentechnischer Ware nach Europa zu stoppen. Die Verbraucher wollen diese Ware nicht», sagt Then.Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig hat in diesem Jahr festgestellt, dass die Versuche, die die US-Firma Monsanto zur Zulassung ihrer Gen-Soja durchgeführt hatte, wissenschaftlich unzureichend waren. Zudem führt die Manipulation, die die Pflanzen gegen Herbizide resistent macht, auch zu einer Umstellung des Stoffwechsels der Pflanze. Das Ergebnis: In trockenen und heissen Monaten platzen die Stengel der Pflanzen auf und brechen ab. «Das zeigt, wie wenig Monsanto tatsächlich über die Wirkung seiner genmanipulierten Produkte weiss», so Then. Die Farmer in den USA reagieren inzwischen auf die Ablehnung der europäischen Verbraucher und beginnen, unveränderte Soja getrennt zu ernten und zu lagern. Für das Jahr 2000 wird eine verstärkte Trennung und sogar ein Rückgang der Anbaufläche für genmanipulierte Soja erwartet. Der zweitgrösste Soja-Anbieter Brasilien profitiert bereits von diesem Trend. Der Grossteil der Ernte in dem Land ist unbedenklich. Der Anteil der Soja-Importe aus Brasilien in die Europäische Union stiegen von 1996 bis 1998 von 3 auf 6,4 Prozent.