Die Schreckensbotschaften in Sachen Atomtransporte nehmen kein Ende: Nach dem Skandal in der Wiederaufarbeitungsfabrik Sellafield und den beschädigten Geleisen in Basel, stellt sich jetzt auch noch heraus, dass Schweizer Atommüll auf ausrangierten Eisenbahnwagen transportiert wird: Die fragliche Drehgestell-Technologie ist beinahe hundert Jahre alt, in den USA sind die archaischen Bahnwagen für den normalen Güter- und Personenverkehr längst verboten. Erneut beweist die Atomindustrie, dass Sicherheit für sie nur zweite Priorität hat. Die Antwort auf die nukleare Misswirtschaft muss ein sofortiger Transportstopp und die Einstellung der Wiederaufarbeitung Schweizer Atommülls in Frankreich und England sein.

Zürich. Der «Kassensturz» von SF DRS liefert heute ein weiteres, erschreckendes Beispiel für die Sorglosigkeit im Umgang mit hochradioaktiven Abfällen: Behälter mit abgebrannten Brennelementen werden auf veralteten Eisenbahnwagentransportiert – die fragliche Technologie stammt noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Der Einsatz der Drehgestelle des Typs Diamond ist riskant, er wurde deshalb in den USA schon in den 30er Jahren verboten. Auch ausserhalb der USA wird die Technologie schon längst nicht mehr verwendet; im normalen Güter- und Personenverkehr ist sie abgesehen von Schmalspurstrecken nur noch in Osteuropa und Entwicklungsländern anzutreffen. Denn der einzige Vorteil der Uralt-Technologie ist, dass die Drehgestelle billig sind.Vor wenigen Wochen wurde in der Schweiz ein neuer – moderner – Wagentyp für Transporte zwischen den Schweizer AKW und dem Zwischenlager Würenlingen getestet. Es mutet reichlich seltsam an, wenn für diese kurzen Transportstrecken modernes Wagenmaterial verwendet wird, für die langen Distanzen nach Frankreich und England aber sicherheitstechnisch fragwürdige Billigfahrgestelle eingesetzt werden. Ein solch sorgloser Umgang nimmt Unfälle mit möglicherweise katastrophalen Folgen in Kauf: Die Atomtransporte führen über Aarau durchs dicht besiedelte Schweizer Mittelland nach Basel und dann weiter nach Frankreich und England. Freisetzung von Radioaktivität kann zur gesundheitlichen Beeinträchtigung und zur Evakuierung von Zehntausenden führen. Gleichzeitig zieht der Skandal in der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield immer weitere Kreise. Wurde bislang immer angenommen, dass nur bei den Stichproben Fälschungen auftraten, hat die britische Tageszeitung «The Independent» nun herausgefunden, dass bereits die automatische Grundkontrolle bei MOX-Brennstofftabletten manipuliert wurde. Neuster Skandal: Ein Dokument, das Greenpeace vorliegt, belegt, dass es bei der Wiederaufarbeitung zu internen Sabotageakten kam. Solche Vorkommnisse stellen ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko dar. In England wird jetzt offen die Schliessung der Plutoniumfabrik gefordert. Greenpeace fordert den Bundesrat auf, die Wiederaufarbeitung von Schweizer Atommüll in England sofort einstellen zu lassen. Die Atomtransporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen können nicht mehr gerechtfertigt werden.

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