Nach einer Inspektionstour in Sellafield im Herbst 1999 sprach die Schweizer Aufsichtsbehörde HSK beruhigend von einigen überschaubaren Fällen der Qualitätsverletzung bei der Herstellung von Brennelementen. Wie jetzt aus einem Bericht des deutschen TÜV bekannt wird, sind bereits 1997 mangelhafte plutoniumhaltige MOX-Brennelemente, die die Spezifikationen nicht erfüllten, an Beznau geliefert worden. Greenpeace fordert eine Untersuchung durch die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) und vollständige Transparenz in dieser Sache.

Zürich. Die neusten Hiobsbotschaften entstammen einem Bericht der deutschen Aufsichtsbehörde TÜV Nord zuhanden des Niedersächsischen Umweltministeriums. Im Bericht werden Protokollauszüge der Qualitätsprüfer zitiert: «Ein weiteres Audit des Qualitätsmanagementsystems bei BNFL/MDF [Britisch Nuclear Fuel Ltd./MOX Demonstration Facility] durch die Firma ANF GmbH [Advanced Nuclear Fuels, GmbH] erfolgte am 8. und 9.12.1997, nachdem bei einer Lieferung von MOX-Brennelementen für das Schweizer Kernkraftwerk Beznau Fehler in den Zertifikaten festgestellt worden waren. Es war von BNFL/MDF nicht erkannt worden, dass Werte für den Stickstoffgehalt und die Anreicherung ausserhalb der Spezifikation lagen.» In den bisher veröffentlichten Stellungnahmen der HSK und der Beznau-Betreiberin NOK fehlt bis heute jeglicher Hinweis auf diesen Vorfall. Offenbar unterschlug die British Nuclear Fuels Ltd. (BNFL) Informationen an die Schweizer Delegation. Es ist in hohem Masse beunruhigend, wenn Brennstoff für Atomkraftwerke ausgeliefert wird, der die nötigen Qualitätsanforderungen nicht erfüllt. Die Nicht-Informationspolitik erinnert in drastischem Masse an den Atomtransportskandal um die verseuchten Behälter. Auch damals versagte sowohl die Kontrolle wie die Informationspolitik. Aus dem vorliegenden Bericht ist nicht ersichtlich, wer den Fehler entdeckt hatte und zu welchem Zeitpunkt der Fehler entdeckt wurde, wann die Brennelemente gefertigt wurden und wann die Lieferung der fraglichen Brennelemente an die NOK erfolgte. Ferner ist nicht ersichtlich, ob diese Brennelemente in einem der beiden Reaktoren eingesetzt wurden oder andere Massnahmen (z.B. Rücklieferung, Nachprüfung) erfolgten und welche Resultate diese zeitigten.Greenpeace fordert die vollständige Aufklärung über diesen Vorfall, ein Importverbot von MOX-Brennelementen aus England und angemessene Massnahmen zur Verbesserung der Kontrolltätigkeit der zuständigen Behörden.

Kontakt:
Stefan Füglister, Greenpeace Atomkampagne 079 222 82 59
Greenpeace Medienabteilung 01 447 41 11