Während Greenpeace Schweiz heute vor dem AKW Leibstadt dagegen protestierte, dass Leibstadt wider alle ökologische und ökonomische Vernunft die Lieferungen von Atommüll in die Wiederaufarbeitung verdoppeln will und damit die radioaktive Verseuchung des Atlantiks noch mutwillig verschlimmert, präsentiert die Umweltorganisation gleichzeitig schockierende Videoaufnahmen vom Meeresboden des Ärmelkanals: Atommüllfässer, die 15 Kilometer vor der französischen Küste versenkt wurden, liegen teils durchgerostet, teils zerbrochen auf dem Meeresboden.
Zürich/Leibstadt/Alderney. Vor dem Informationspavillon in Leibstadt hat Greenpeace einen Kubus deponiert, der die radioaktive Verseuchung der Meere durch die Wiederaufarbeitung dokumentiert. Mit einem Transparent «AKW Leibstadt: Pleiten, Pech und Plutoniumberge» protestieren die AktivistInnen gegen die verantwortungslose Atommüll-Politik der Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL): Die KKL hat auf das drohende Verbot im neuen Kernenergiegesetz mit der Ausweitung der Verträge auf die doppelte Liefermenge reagiert. Das verbissene Festhalten an der Wiederaufarbeitung widerspricht jeglicher Vernunft. So sagte Michael Kirwan, Finanzdirektor des britischen Stromgiganten British Energy, kürzlich öffentlich: «Reprocessing is an economic nonsense and should stop straight away».Ebenfalls heute veröffentlicht die Umweltorganisation schockierende Videoaufnahmen: Atommüllfässer, die in den fünfziger und sechziger Jahren nur 15 Kilometer vor der französischen Küste versenkt wurden, liegen kaputt auf dem Meeresboden. Eine ferngesteuerte Kamera hat die Fässer in einer Tiefe von 90 Metern gefilmt. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde liegen in diesem Gebiet rund 28’500 Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Atommüll, die zwischen 1950 und 1963 von Grossbritannien versenkt wurden. Die flüssigen Abfälle wurden in Zement gebunden, in 200 Liter-Stahlfässer gefüllt und einfach über Bord geworfen. Wieviel Radioaktivität heute bei dem versenkten Atommüll austritt, ist noch unklar. Die Aufnahmen dokumentieren einen krassen Widerspruch in der internationalen Gesetzgebung: Das Dumping von Atommüll ist bereits seit 1993 verboten, weil versenkte radioaktive Abfälle irgendwann ins Meer und damit in die Nahrungskette gelangen. Die direkte Einleitung verstrahlter Abwässer aber ist weiterhin erlaubt. «Würde man Fässer mit Abwässern aus La Hague füllen und diese auf offenem Meer versenken, wäre das heute strafbar,» erklärt Greenpeace-Atomexperte Stefan Füglister. «Lässt man die Abwässer aber direkt ins Meer fließen, ist das erlaubt! Die Einleitung radioaktiver Abwässer muss umgehend verboten werden.» Die Chance bietet sich an der OSPAR-Konferenz (26.-30. Juni in Kopenhagen): Dort beantragt Dänemark das sofortige Ende der Wiederaufarbeitung. Greenpeace fordert die Schweizer Regierung auf, den Vorschlag Dänemarks vorbehaltlos zu unterstützen.»
Kontakt:
Stefan Füglister, Greenpeace-Atomexperte 079 222 82 59
Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11
Bilder von Leibstadt erhalten Sie über Reuters und Keystone, Filmmaterial zu den Atommüllfässern über Reuters