Fünf 200-Liter-Tonnen voll ölverdreckter Erde aus Sibirien haben 15 französische, deutsche und niederländische Greenpeace-Aktivisten heute morgen im Foyer der Zentrale des französischen Ölmultis TotalFinaElf in Paris ausgeschüttet. Sie protestieren damit gegen die Weigerung des Konzerns, sich zu seiner Mitverantwortung für die Ölverseuchung in den sibirischen Fördergebieten zu bekennen
Paris/Hamburg. Neben dem Ölschlamm entrollten
die Umweltschützer ein Transparent, auf dem in französischer
Sprache steht: «TotalFinaElf: Gewinne steigern, Sibirien
verseuchen». Greenpeace fordert von Thierry Desmarest, dem
Geschäftsführer von TotalFinaElf, gegen die Umweltverseuchung in
Sibirien vorzugehen. In Russland laufen jedes Jahr schätzungsweise
15 Millionen Tonnen Erdöl aus maroden Pipelines. TotalFinaElf ist
einer der wichtigsten Partner der russischen Ölindustrie in Europa.
Das Öl, das die deutsche Tochter TotalFinaElf für den deutschen
Markt verarbeitet, stammt zum grossen Teil aus den sibirischen
Ölgebieten. «Die Elf-Verantwortlichen tun so, als ginge sie die
Ölkatastrophe in Sibirien nichts an», sagt Bruno Rebelle, Chef von
Greenpeace Frankreich. «Aber der Konzern ist mitverantwortlich und
muss etwas dagegen tun. Die ölverdreckte Erde soll Herrn Desmarest
davon überzeugen, wie dringend dort etwas geändert werden
muss.»Jedes Jahr laufen rund fünf Prozent des in Russland
geförderten Öls aus beschädigten Pipelines aus. Russland ist mit
jährlich 30 Millionen Tonnen Erdöl der wichtigste Lieferant für die
deutsche Erdölindustrie. TotalFinaElf ist der grösste Importeur
russischen Erdöls in Deutschland. Dessen deutsche Tochter Elf ist
alleinige Eigentümerin der MIDER-Raffinerie in Leuna, die Töchter
Elf und Total sind Mitglieder des Betreiberkonsortiums der
PCK-Raffinerie in Schwedt. Beide Raffinerien verarbeiten fast
ausschliesslich russisches Erdöl, das über die «Drushba»
(Freundschaft)- Pipeline nach Deutschland gepumpt wird. «Wer
russisches Erdöl kauft und verarbeitet, kann nicht einfach die
Augen verschliessen vor den katastrophalen Schäden für die Umwelt
und die Menschen, die dort leben müssen», sagt Karsten Smid,
Öl-Experte von Greenpeace Deutschland. «In Westsibirien, von wo
TotalFinaElf sein Rohöl bezieht, leckt und tropft es aus allen
Pipelines. Die Menschen müssen öliges Wasser trinken und verölte
Fische essen. Die Fördergebiete sehen aus wie eine
Mondlandschaft.»Greenpeace-Aktivisten protestierten in den
vergangenen Monaten in den Elf-Zentralen in den Niederlanden,
Deutschland und Russland gegen die Ölkatastrophe. Bei der
Elf-Raffinerie im deutschen Leuna bemalten sie im Juli Tanklastzüge
mit dem Spruch «Elf: Ölpest für Russland». Im August sammelten 30
Greenpeace-Aktivisten im Samotlor-Ölfeld rund 50 Tonnen
ausgelaufenes Erdöl in der Nähe der Sibirischen Stadt
Nizhnevartovsk ein. Die Firma Tyumen Oil (TNK), die das
Samotlor-Ölfeld betreibt, ist ein wichtiger Handelspartner von
TotalFinaElf.